Wer kann schon von sich behaupten, durch die tägliche Arbeit einen Polizeihubschrauber anzulocken? Die Mitarbeiter der Würzburger Firma Ziegler haben das vergangene Woche geschafft.
Seit wenigen Tagen besitzt Ziegler einen 1,5 Millionen teuren Mobilkran. Das besondere dabei: Der Kran hat den weltweit längsten Grundausleger, kann also auf eine Höhe von 80 Metern ausgefahren werden. Wird zusätzlich noch die Spitze montiert, kommt der Kran sogar auf eine Höhe von 120 Metern. Das machte die Polizei aufmerksam. „Wir sind zufällig vorbeigeflogen und haben den Kran bemerkt. Solch hohe Gegenstände müssen genehmigt werden, deswegen haben wir angerufen und nachgefragt“, sagt Roland Engelhardt, Hubschrauberpilot von der Polizei.
Es konnte jedoch schnell Entwarnung gegeben werden. Der Kran stand nur kurzzeitig in Würzburg, auf dem Firmengelände von Ziegler in der Nürnberger Straße im Gewerbegebiet Ost. Dieser Tage geht es schon weiter nach Regensburg. Ziegler vermietet Arbeitsbühnen, Autokräne und Stapler. Und nun auch den neuen Mobilkran. Dieser hat ein Eigengewicht von 72 Tonnen und kann 300 Tonnen heben. Wird der Kran für den Transport eingefahren, misst er immer noch stolze 17 Meter. „Mit dem neuen Mobilkran sind wir konkurrenzlos in der Region“, sagt Alex Gagarin, Geschäftsführer bei Ziegler. Auch deutschlandweit gebe es davon nur drei Exemplare.
Zu den höchsten Gebäuden zählt in Würzburg mit 58 Metern der Hotelturm. „Für solche Häuser ist der Kran zu hoch. Wir brauchen ihn aber zum Auf- und Abbauen von niedrigeren Kränen, die dann zum Beispiel am Hotelturm benötigt werden“, erklärt Gagarin. Geplantes Einsatzgebiet für den Mobilkran sind neben dem Baugewerbe auch Windkraftwerke. Personen werden selten befördert.
Weil der Kran jedoch eine so ungewöhnliche Höhe erreicht und so selten ist, haben Mitarbeiter und Presse die Möglichkeit, sich in einem Personenkorb 120 Meter in die Höhe ziehen zu lassen. Auf dem Boden hat es minus 2 Grad, oben noch mal zwei Grad weniger. „Aber Sie haben Glück, es ist nicht windig, der Korb schaukelt nur leicht“, sagt Gagarin. „Ich musste heute mit der ersten Fahrt mit. Meine Mitarbeiter waren der Ansicht, dass es kein großer Verlust ist, wenn der Chef abstürzt.“
Er lacht, beruhigend ist das nicht. Sechs Personen sind in dem Korb, scheinbar alle entspannt. Drei nehmen Glühwein mit hoch. Ob zum Wärmen oder Mutantrinken, kann nicht abschließend geklärt werden.
Wer sich mit nach oben traut, obwohl er nicht ganz höhentauglich ist, der erlebt eine Überraschung. 120 Meter sehen von oben viel weniger hoch aus als von unten. Nach ein paar Minuten gewöhnt man sich an die Höhe und kann sogar die Kamera rausholen, um beeindruckende Fotos zu machen. Schließlich sollen ja auch alle sehen, wie todesmutig man war. Am Korb hängt ein Funkgerät: ein Knopfdruck, und der Kranführer lässt den Korb wieder nach unten. Zwei Minuten dauert das etwa. Selbst oben war Kranführer Heinz Schröder übrigens noch nicht. „Ich muss ja hier Kran fahren. Da kann ich ja nicht nach oben.“ Während die nächsten Mutigen in die Höhe steigen, isst Schröder entspannt ein Brötchen. Er beobachtet den Korb: „Es ist eine Herausforderung, den Kran aufzubauen und auf den Stützen zu montieren. Das eigentliche Lenken unterscheidet sich dann nicht von einem normal hohen Modell.“
Ganz so einfach ist die Arbeit offenbar dann doch nicht. Die Firma Ziegler vermietet ihre 23 Kräne nur mit Kranführer. „Jeder Mitarbeiter arbeitet sich in ein Modell ein und reist dann mit zu den entsprechenden Kunden“, erklärt Gagarin. Der hat es sich nicht nehmen lassen und hat den Kran selbst vom Hersteller in Wilhelmshaven abgeholt. „Mein Beruf ist mein Kindheitstraum. Ich war schon immer von Kränen und Traktoren fasziniert“, sagt er.
Übrigens, die Firma Ziegler plant ein „Dinner in the sky“. Der Kran soll eine Plattform mit Tischen und Stühlen in die Höhe ziehen. Mutige können dann 100 Meter über dem Erdboden ein Menü verspeisen.