Wer in Deutschland ein Studium abschließt, hat trotz Konjunkturflaute weiter gute Jobaussichten. Zwar ist die Akademikerarbeitslosigkeit auf 2,5 Prozent gestiegen – sie liegt aber deutlich unter der Gesamtquote. Dies geht aus Zahlen der Agentur für Arbeit hervor, die in Würzburg vorgestellt wurden. Anlass waren die Hochschulinformationstage, die an diesem Mittwoch und Donnerstag in der Technischen Hochschule (THWS) stattfinden.
Riesenangebot: Wie aus 22.000 Studiengängen das Richtige finden?
Dabei informieren sich rund 2600 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Region in mehr als 50 Vorträgen, an Infoständen und in Gesprächen über Studienmöglichkeiten. Vertreten sind rund 30 Hochschulen und Institutionen.
Abiturienten haben heute die Qual der Wahl unter bundesweit rund 22.000 Studiengängen. Immer enger werden die Zuschnitte, Themen wie Künstliche Intelligenz oder Erneuerbare Energien kommen hinzu. Nicht leicht, hier den Überblick zu bekommen. Deshalb landen viele doch bei "klassischen Fächern" wie Jura, Betriebswirtschaft oder Lehramt, sagt Stefan Beil, Chef der Würzburger Arbeitsagentur. Dies müsse nicht falsch sein. Wichtig sei aber, eine bewusste individuelle Entscheidung für ein Studium zu treffen.
Drei Tipps des Berufs- und Studienberaters für angehende Abiturienten
Jörg Bauer von der Würzburger Agentur für Arbeit ist Mitorganisator der Hochschulinformationstage und seit vielen Jahren als Berufs- und Studienberater in Schulen unterwegs. Er hat drei Tipps:
1. "Fokussieren Sie sich auf die eigene Ausgangssituation, auf die eigenen Neigungen." Schulabgänger sollten nicht danach schielen, wo aktuell der größte Arbeitskräftebedarf ist oder wo man viel Geld verdienen kann. Wichtiger sei: "Womit kann ich mich persönlich identifizieren? Was ist mir wichtig?" Oder, wie es Bauer leicht pathetisch formuliert: "Hör' auf dein Herz."
2. "Finden Sie dann heraus, welche Möglichkeiten der Ausbildung es gibt." Dies könne neben dem Studium auch eine Berufsausbildung sein. "Für uns ist beides absolut gleichwertig", unterstreicht Agenturchef Beil. Wer sich zu einem Studium entschließt, kann Beratungsangebote der Arbeitsagentur nutzen oder Infobörsen wie die Hochschulinformationstage. Berater Bauer warnt davor, sich bei der Entscheidung zu sehr auf einen Studienort zu fixieren: "Im Vordergrund sollte stehen, was Sie interessiert."

3. "Schnuppern Sie in Berufsfelder hinein." Jörg Bauer hält viel von frühzeitigen Praktika und Gesprächen mit Studierenden oder Berufstätigen aus bestimmten Bereichen. "So bekommt man eine gute Vorstellung." Auch eine mehrmonatige oder einjährige Auszeit ("Gap Year") könne sinnvoll sein – "wenn man die Zeit nutzt, um Erfahrungen zu sammeln".
Mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasien sind Abiturienten bald ein Jahr älter. Gut möglich, dass dann wieder weniger Schulabgänger ein Orientierungsjahr einlegen. Das erwartet zumindest Robert Christoph, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Unterfranken.

Trotz aller Info-Angebote schreiben sich manche für einen Studiengang ein, der nicht zu ihnen passt. Jährlich rund zehn bis 15 Prozent beträgt die Abbrecherquote an der Technischen Hochschule laut Vize-Präsident Achim Förster. Damit Studierende nicht zu lange auf einem falschen Gleis laufen, hat man die Punktehürde im zweiten Semester erhöht. Die Hochschule berät bei einem möglichen Wechsel. Die Erfahrung laut Förster: "Je besser vorbereitet Leute in ein Studium gehen, desto erfolgreicher und zufriedener sind sie."
Angesichts deutschlandweit stagnierender Studierendenzahlen stehen die Hochschulen in einem Wettbewerb um Erstsemester. Der TH-Vize findet das gar nicht schlecht: "Das fördert die Profilbildung." Für die THWS gelte das Motto: Wachsen ja, aber nicht um jeden Preis.