Mit dem Anschluss an den Abwasserwasserzweckverband Ochsenfurt (AVO), für den die Baumaßnahmen in Kürze beginnen, geht in Riedenheim und dem Ortsteil Stalldorf eine Zeit zu Ende, die für Bürgermeister Edwin Fries und den Gemeinderat mit viel Arbeit, mit Versammlungen und unzähligen Debatten wie auch mit Widerständen verbunden war. Der Anfang der Geschichte um die Abwasserentsorgung geht zurück ins Jahr 2016. Damals wurde die Gemeinde damit konfrontiert, dass die im Jahre 1981 erbauten Teichkläranlagen in Riedenheim und Stalldorf nicht mehr den wasserwirtschaftlichen Anforderungen entsprechen. Obwohl Fries und die Ratsmitglieder über Jahre hinweg alle Möglichkeiten für eine Ertüchtigung der Teichkläranlagen geprüft und sich schweren Herzens dafür entschlossen haben, stellte sich der Anschluss an den AVO als die wirtschaftlichste Variante heraus.
In der Bürgerversammlung mit circa 120 Besucherinnen und Besuchern stand das Thema "Zukünftige Abwasserentsorgung" nun erneut im Mittelpunkt. Die laut Bürgermeister "wirtschaftlich, nachhaltig und gesetzeskonform" erarbeitete Planung und die Kosten für den AVO-Anschluss stellte er wie folgt vor: Der Bau einer Zentralkläranlage würde abzüglich der Förderung von 494.000 Euro der Gemeinde Kosten in Höhe von 8,7 Millionen Euro verursachen.
Bei einem Anschluss in Gelchheim an den AVO, der zunächst in Erwägung gezogen worden war, beliefen sich die Kosten nach Abzug einer Förderung von 937.000 Euro auf 6,7 Millionen Euro. Bei der Variante, die jetzt in Angriff genommen wird, erfolgt der Anschluss an den AVO an die Leitung ab Bolzhausen. Hierfür betragen nach Abzug der Förderung von 1,4 Millionen Euro die Kosten 6,2 Millionen Euro
Während die detaillierten Erläuterungen des Bürgermeisters den Beifall nahezu aller Zuhörenden fand, kam Gegenwind von der Seite der "Projektgruppe -KRS". Deren Mitglieder um Michael Bradshaw beharren darauf, dass trotz aller abschlägigen Bescheide von Ämtern und Behörden das aussichtslose Vorhaben zum Erhalt der Teichkläranlagen durchsetzbar ist.
Projektgruppe spricht von "grober Fahrlässigkeit"
In ihrem jüngsten Informationsblatt schreibt die Gruppe wörtlich: "Den Entscheidungen des Gemeinderates zum geplanten Anschluss an eine zentrale Verbandskläranlage lagen unzureichende und mangelhafte Kostenermittlungen und Studien zweier Ingenieurbüros zugrunde."
Die Gruppe wirbt mit unübersehbaren Plakaten im Ort für ihr Anliegen und wirft dem Bürgermeister und dem Gemeinderat seit langem vor, grob fahrlässig zu handeln. Die Projektgruppe versuchte, die Entscheidungen des Bürgermeisters mit Aufsichtsbeschwerden an die Regierung von Unterfranken, an den Bund der Steuerzahler und an das Umweltministerium zu ihren Gunsten zu korrigieren. Doch auf den Vorwurf der Projektgruppe, dass mit der Schließung der Kläranlage ein wertvolles Biotop zerstört wird, lautete die Antwort des Umweltmisteriums, die Nutzungsaufgabe der Kläranlage Riedenheim und die damit einhergehende Beendigung der künstlichen Zuführung von Wasser in die Teiche, falle nicht unter die Begriffe "Beschädigung" oder "Zerstörung."
Und das Wasserwirtschaftsamt bestätigt in einem Schreiben die Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit der gewählten Lösungsvariante, den Anschluss an den AVO von Stalldorf und Riedenheim über Bolzhausen.
Ertüchtigung wäre keine Dauerlösung
Nach Meinung der KRS sollte statt des Anschlusses an den AVO eine Variante gewählt werden, bei der der Schönungsteich als Arten- und Biotopschutzfläche sowie als Naherholungsgebiet erhalten bleibt. Zu diesem Ansinnen erklärt Bürgermeister Fries, dass aufgrund der Lage des Klärteiches in der freien Landschaft eine Förderung über die Förderinitiative "FlurNatur" vom Amt für ländliche Entwicklung ebenso möglich sei wie über das Förderprogramm "Leader". Voraussetzung sei aber, dass der Biotopcharakter mit Baum- und Heckenpflanzungen, Ansaaten und naturnaher Gewässermodellierung im Vordergrund steht und nicht der Naherholungsaspekt.
Christian Horn vom gleichnamigen Architekturbüro aus Eibelstadt, das ebenfalls in der Kritik der Projektgruppe steht, gab zu bedenken, dass eine Ertüchtigung der Teichkläranlage im Hinblick auf die immer strenger werdenden Gewässerschutzverordnungen höhere Kosten verursachen und keine Dauerlösung sein würde. Und dann, so der Architekt in der Versammlung, "wird in 20 Jahren die nächste Runde hier sitzen und über das Abwasserproblem diskutieren".
