„Wir sind keine christliche Partei.“ Das sagte Alexander Gauland, der Vorsitzende der Afd-Bundestagsfraktion, im Mai 2016 in einem Interview mit der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“. Gaulands Co-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel wurde im Dezember 2017 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ mit den Worten zitiert, die AfD sei „die einzige christliche Partei, die es noch gibt“. Zwei Positionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die die Frage aufwerfen, wie christlich oder nichtchristlich die AfD denn nun ist. Diese Frage hat man sich auch im christlichen geprägten Echter Verlag in Würzburg gestellt. Dabei ist die Broschüre „Christliches in der AfD“ entstanden – mit 32 fast leeren Seiten.
Eine spontane Idee
„Das war eine spontane Idee unseres Lektors“, sagt Verlagsleiter Thomas Häußner gegenüber der Redaktion zu den Anfängen. Er hat nur kurz darüber nachdenken müssen, dann habe er entschieden, das Buch zu veröffentlichen. Man habe nicht akribisch und sehr detailliert recherchiert, sagt er im Gespräch. Aber schon die Lektüre des Parteiprogramms und öffentliche Äußerungen von AfD-Politikern hätten genügend Anlass geboten, um zu dem Schluss zu kommen, „dass AfD und christlich nicht zusammenpassen“, so Häußner. „Wir erlauben uns mit der Broschüre zu sagen: ,Ihr seid nicht christlich‘“, so der Leiter des Würzburger Verlagshauses. Deshalb lautet einer der nur wenigen gedruckten Sätze in der Broschüre zum Thema Christentum und AfD: „Wir haben recherchiert und haben herausgefunden: Da gibt's nichts, gar nichts. Sie können blättern, so viel sie wollen. Es gibt nichts. . .“
AfD wittert einen Skandal
Mit den Worten „Humor ist, wenn die AfD nicht lacht“, wird das Büchlein auf der Website des Verlags beworben. Und eine Reaktion der populistischen Partei, die selbst kaum eine Provokation auslässt, ließ nicht lange auf sich warten. „Skandal“ rief der kirchenpolitische Sprecher der AfD, Volker Münz. Gegenüber dem Internetportal katholisch.de äußerte er: „Bestenfalls ist das Satire. Aus meiner Sicht diskreditiert sich der Verlag damit aber selbst“, so Münz. Stattdessen würden Menschen irregeführt, die für das Buch Geld bezahlten in der Annahme, es handele sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit christlichen Inhalten der AfD. Münz kündigte zudem an, dass die AfD über juristische Schritte nachdenke.
Gag und Provokation
Für Thomas Häußner kommt das nicht unerwartet: Die AfD habe sich bislang nicht direkt an den Verlag gewandt, sagt er auf Anfrage der Redaktion. Gegenüber katholisch.de sagte er, die Idee sei gewesen, die Auseinandersetzung mit der AfD zuzuspitzen. „Wir haben überlegt, wie zugänglich populistische Parteien gegenüber einer sachlichen Argumentation sind und wollten darauf mal auf einem etwas anderen Weg antworten“, so Häußner, der das AfD-Buch als „Gag“ und „Provokation“ betrachtet. Auf der letzten Seite des Buchs ermuntert der Verlag Leser und AfD zur Diskussion, dort steht: „Sollten Sie christliche Standpunkte in der AfD benennen können, dürfen Sie uns diese gerne mitteilen.“
Katholische Buchläden sind zurückhaltend
Das Büchlein, das zwischenzeitlich ein großes Medienecho hervorgerufen hat, ist Anfang März in einer Auflage von 1500 Stück erschienen und ist zum Preis von 2,90 Euro erhältlich. Das Buch verkaufe sich gut, sagt Verlagsleiter Häußner, jedoch gebe es auch Buchhandlungen, die es nicht in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Das gelte speziell für katholische Buchhandlungen. Über die Gründe der Ablehnung kann Häußner nur mutmaßen: Vielleicht haben manche Angst, Kunden zu verlieren oder fürchten Reaktionen der AfD. Derweilen meldete der Verlag auf seiner Homepage am Freitagmittagnachmittag (16.März): „Aufgrund der großen Nachfrage, kommt es bei dem AfD Büchlein kurzfristig zu Lieferschwierigkeiten. Wir bitten dies zu entschuldigen.“