Nachdem keiner der Würzburger Aktivisten mehr Kinder im schulpflichtigen Alter hat und alle Versuche scheiterten, junge Eltern zum Mitmachen zu bewegen, wird sich die einzige unterfränkische Gruppe der "Aktion humane Schule" Ende Mai auflösen.
Die Ende 2003 getroffene Entscheidung fiel nicht leicht, räumten die fünf verbliebenen Mitglieder bei einem ihrer letzten Treffen ein. Auch gäbe es eigentlich noch viel zu tun, erklärte Dr. Ekkehard Dietrichs: "Denn das Schulsystem, das weiterhin auf gnadenloser Auslese beruht, ist noch immer nicht human." Auch zeigten die Diskussionen um das G8, dass viele Eltern nicht einverstanden sind mit der Schulpolitik im Freistaat.
Die Auflösung der Gruppe fällt vor allem auch deshalb nicht leicht, weil es eine vergleichbare Organisation in der Region nicht gibt. Der Idee "Aktion humane Schule" am nächsten kommt das "Forum Eltern, Lehrer, Schüler" (FELS), wobei sich auch in dieser Vereinigung kaum noch Eltern engagieren, berichtete Ute Maunz, die Vorsitzende der "Aktion humane Schule". Auch haben die FELS-Veranstaltungen meist Fortbildungscharakter für Lehrer, während es bei den rund 70 Veranstaltungen der "Aktion humane Schule" in den vergangenen 26 Jahren darum ging, auf Missstände im Schulsystem aufmerksam zu machen und Verbesserungen anzuregen.
Zu den größten Erfolgen zählen die fünf verbliebenen Mitglieder der "Aktion humane Schule", dass sie es schafften, die für viele Kinder belastende Zeugnissituation zu entschärfen. Die Gruppe war 1978 die erste in Würzburg, die ein Zeugnis-Telefon anbot: "Dafür wurden wir anfangs belächelt." Inzwischen stehen laut Maunz in vielen Schulen an den Tagen der Zeugnisvergabe Lehrer und Psychologen zur Verfügung, die den schlimmsten Frust der Kinder abfangen.
Deutlich verbessert hat sich seit Ende der 1970er Jahre auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Eltern, stellte Maunz fest.
Verzweifelte Eltern
In den Anfangsjahren der "Aktion humane Schule" hatten die Mitglieder immer wieder mit verzweifelten Eltern zu tun, die keinen Weg fanden, mit dem Lehrer zu kommunizieren: "Diese Eltern haben wir manchmal sogar zum Lehrer begleitet." Inzwischen seien viele Lehrer bereit, mit den Eltern zu kooperieren - wobei gleichzeitig zu beobachten sei, dass die Bereitschaft der Eltern wachse, Konflikte sofort gerichtlich auszutragen.
Die Würzburger Gruppe ist laut Maunz nicht die einzige, die unter Nachwuchsmangel leidet. In Nürnberg bestehe die ehemalige Ortsgruppe nur noch aus einer Grundschullehrerin, die sich im Einzelfall bei Problemen in der Schule einsetzt. Die Gruppe in München, wo die Bewegung nach dem Selbstmord eines Schülers 1977 gegründet wurde, ist aufgelöst, lediglich zwei Aktivisten engagieren sich von München aus noch für den Kölner Bundesverband.
Für die fünf verbliebenen Mitglieder der Würzburger Gruppe ist es verblüffend, dass die Elternunzufriedenheit einerseits wächst, andererseits jedoch kaum ein Vater oder eine Mutter bereit ist, sich langfristig für eine Verbesserung der Situation zu engagieren. Dies liege offenbar daran, dass berufstätige Eltern immer stärker in ihren Job eingespannt seien. Ekkehard Dietrichs: "Bei anderen Eltern, die eigentlich Zeit hätten, dominiert das Gefühl, dass man sowieso nichts bewirken kann."
Vor der Auflösung der Gruppe gibt es noch zwei Veranstaltungen im Rudolf-Alexander-Schröder-Haus. Am 25. März referiert die Ergotherapeutin Ulrike Marten-Öchsner aus Karlstadt über das Thema "Mit allen Sinnen lernen". Bei der letzten Veranstaltung am 25. Mai hält der Bundesvorsitzende der "Aktion humane Schule" einen Vortrag zum Thema "Starke Eltern - erfolgreiche Schüler".