Langanhaltender Applaus für die Rosa Hilfe Würzburg: Die 200 geladenen Ehrenamtlichen von 15 unterfränkischen Initiativen feierten den diesjährigen Träger des Großen Förderpreises der Aktion Zeichen setzen. Die Berater sind Ansprechpartner für schwule Männer, die Beratung und Hilfe brauchen.
Bei einem Festabend im Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg wurden insgesamt fünf Preise für vorbildliches Ehrenamt in der Region vergeben. Die Aktion wird getragen von der Mediengruppe Main-Post und dem katholischen Erwachsenenbildungshaus Lernwerk Volkersberg in Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) und besteht aus einer Artikel-Serie in den Zeitungstiteln und dem Online-Auftritt der Mediengruppe sowie fünf Preisen.
Die Patin der diesjährigen Aktion ist Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung. Diese ist benannt nach dem Fußball-Nationaltorwart Robert Enke, der 2009 durch Suizid starb. Im Gespräch mit Main-Post-Redakteurin Andrea Czygan berichtete Teresa Enke, die aus Bad Windsheim stammt, von der großen Medienresonanz, die die Stiftung zum zehnten Todestag Robert Enkes am 10 November bekommen hatte. Das Ziel ist, die Krankheit Depression zu enttabuisieren.
„Ich wollte aus der Tragödie etwas Positives schöpfen“, sagte Enke zu ihrer Motivation für dieses ehrenamtliche Engagement. „Ich bin froh, helfen zu können und Hilfe vermitteln zu können.“ So hat die Stiftung ein Netzwerk von 70 Sportpsychiatern aufgebaut, bei denen Betroffene rasch Rat und Hilfe bekommen können. Das Angebot ist für alle offen, nicht nur für Sportler.
Ein weiteres Angebot ist eine Tour mit einem Infostand durch Sportstadien, um auf die Stiftung und die Hilfsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Das neueste, vor einigen Wochen gestartete, Projekt ist eine Vitual-Reality-Brille, die einen Eindruck vermittelt, wie sich ein an Depression Erkrankter fühlt. Damit soll im Umfeld und der Öffentlichkeit Verständnis geweckt werden. „Das war mir eine Herzensangelegenheit“, bekannte Teresa Enke. „Depression hat nichts mit Schwäche zu tun, sie ist eine Krankheit.“ Das Angebot mit der VR-Brille wird in Universitäten und Unternehmen vorgestellt, und Teresa Enke berichtete, es sei „gut ausgebucht“. Es wird mit Aufklärung und Beratung flankiert. Projekte zu initiieren, die anderen helfen, sei die Intention, die die Robert-Enke-Stiftung mit den an diesem Abend anwesenden ehrenamtlichen Initiativen verbindet.
Andreas Kemper, Mitglied der Chefredaktion der Mediengruppe Main-Post, hatte zur Eröffnung des Ehrenabends auf die zu beobachtende bedenkliche Entwicklung zu Hass und Hetze in Sozialen Netzwerken hingewiesen, und dass „auch in der analogen Welt zivile Umgangsformen fehlen“. Er stellte dem gegenüber ehrenamtlich Tätige, wie sie in der Aktion Zeichen setzen gewürdigt werden. Er lobte die Initiativen, deren Vielfalt und die Beharrlichkeit der Engagierten. „Das ist ein tolles Erlebnis.“ Das Ehrenamt sei der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhalte, „die Mitte der Gesellschaft, das Fundament, auf dem alles ruht.“ Redakteurin Andrea Czygan stellte die 15 in diesem Jahr beteiligten Initiativen vor und begrüßte die geladenen Aktiven. Das Mad Bob Trio mit Thomas Bickel, Gerry James und Fritz Wenzel sorgte gekonnt für die musikalische Gestaltung.




Die PreisträgerDie Fürstlich Castell'sche Bank stiftet den Ersten Preis über 3000 Euro. Er geht an die Rosa Hilfe Würzburg. Die Wahrnehmung der Homosexualität hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert, Politiker und Schauspieler haben sich geoutet – und doch scheint der Bedarf nach Beratung und Hilfe noch groß zu sein. Diese Erfahrung machen jedenfalls die neun ehrenamtlichen Berater der Rosa Hilfe Würzburg. Konstant 350 bis 400 Männer suchen dort jedes Jahr Hilfe, per Telefon oder E-Mail. Einen großen Raum nimmt nach wie vor das Coming-out ein, aber auch der Wunsch nach weiterführender Beratung oder Fragen zur Gesundheitsvorsorge. So kommen jährlich 500 Beratungsstunden zusammen, dazu Teamsitzungen und Fortbildungen. Die Bürgerstiftung der VR-Bank Würzburg stiftet einen Förderpreis von 1500 Euro, der an das Spitalmuseum in Aub geht. Seit 15 Jahren gibt es dieses Museum im südlichen Landkreis Würzburg. Was 1998 mit einer Rettungsaktion für das Dach der Spitalkirche begann, wurde zu einer Museumsgründung, bei der viele mit anpackten. 2004 konnte das Museum öffnen. Seitdem hat sich viel getan: Aus 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche wurden 1500. Die Scheune wurde ausgebaut, der Keller wird für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt, es gibt einen Kräutergarten und Konzerte mit zeitgenössischer Musik. Der Museumsbetrieb wird komplett von rund 50 Ehrenamtlichen bestritten. Das Evangelische Dekanat Würzburg vergibt einen Förderpreis von 1000 Euro, der an das Projekt Jugendintegrationsbegleiter des Bezirksjugendrings Unterfranken geht. Der Kurs zum Jugendintegrationsbegleiter richtet sich an junge Leute mit Flucht- oder Migrationserfahrung. Sie sollen dort lernen, ihrerseits Integration in der Jugendarbeit zu begleiten. Es hat sich gezeigt, dass sich die jungen Leute dabei mit ihrer eigenen Identität auseinandersetzen und eine aktive Rolle in der Gesellschaft übernehmen. Geflüchtete werden selbst aktiv, integrieren sich und helfen anderen bei der Integration. Der Preis des Lernwerk Volkersberg über 500 Euro geht an den Bürgerdienst Theres. In der Haßberge-Gemeinde sind 35 Bürger ehrenamtlich zur Stelle und helfen Mitbürgern mit Fahrdiensten und bei Arbeiten im Haushalt und im Garten. Auch einen Besuchsdienst gibt es. Träger sind die beiden Kirchengemeinden und die politische Gemeinde, aber Organisation, Telefonate, Dokumentationen und natürlich die Dienste selbst, das alles leisten die Ehrenamtlichen. Der Preis der Mediengruppe Main-Post über 1000 Euro geht an das Reparaturcafé Hofheimer Allianz. Ein kleiner Defekt an einem lieb gewonnenen Gerät? Ab zum Wertstoffhof damit? Nein, ins Reparaturcafé! Mittlerweile zum sechsten Mal versammelt die Hofheimer Allianz Elektroingenieure und Fernsehtechniker, Schreinermeister und Uhrmacher, um allerlei defekten Haushaltshelfern neue Aktivität zu entlocken. Hunderte von großen und kleinen Maschinen wurden vor dem Müll gerettet, zur Freude ihrer Besitzer und zum Schutz der Umwelt. Als Dank sind kleine Spenden willkommen. Sie gehen an die Stadtbücherei, die ihrerseits die Organisation übernommen hat.