In Würzburg mobilisieren "Querdenker" und die AfD aktuell mit diffamierenden Behauptungen gegen Impfungen. Auffällig sind inhaltliche und zeitliche Überschneidungen ihrer Aktionen sowie ein Stadtrat, der das Thema in den Würzburger Stadtrat trägt.

"Schluss mit dem Impfterror" und "Regierung in den Knast" ist seit Tagen auf Schildern zu lesen, die etwa am Mainkai sowie in der Balthasar-Neumann-Promenade auf Bäumen illegal angebracht wurden. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar, eine Kennzeichnung fehlt.
Stadt Würzburg: Hinweise bitte an Polizei und Stadtverwaltung
"Man kann davon ausgehen, dass diese Aktion aus dem 'Querdenker'-Spektrum kommt", sagt Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg, auf Anfrage der Redaktion. Rund 50 bis 60 solcher Schilder habe die Stadt in den vergangenen Tagen aus der gesamten Würzburger Innenstadt entfernen lassen.
Die Aktion sei nicht genehmigt und stelle gerade in Grünanlagen einen Verstoß gegen Vorschriften dar. "Hier entstehen Kosten, weil das Gartenamt versucht, diese Botschaften so schnell wie möglich zu entfernen", so Weiß weiter. "Aus diesem Grund sind wir dankbar für Hinweise an die Polizei oder die Stadtverwaltung."

Auch auf dem Online-Nachrichtendienst Telegram schaukelt sich das Thema der Anti-Impf-Botschaften derzeit hoch: "Die Leichen gibt's im Gang vor meiner Wohnungstür, wenn sie bei mir klingeln und mich zwanghaft impfen wollen", schreibt etwa ein User in einem als "Satire" gekennzeichneten Posting in der Chatgruppe "ElternStehenAufWürzburg". Bereits im Februar war die "Querdenker"-Gruppe durch Gewaltbereitschaft aufgefallen. "Man muss das sehr ernst nehmen", hatte damals der Würzburger Kommunikationspsychologe Markus Appel gewarnt.
Welche Rolle der Würzburger AfD-Stadtrat von Eyb spielt
AfD-Stadtrat Wolfgang von Eyb ist Mitglied der Chatgruppe und war häufig an deren Veranstaltungen beteiligt. Von Eyb hat im Stadtrat einen Antrag zum Thema Impfungen eingebracht. Darin zweifelt er die Tauglichkeit und die Schutzwirkung der Corona-Impfung an und fordert die Stadtverwaltung auf, dies offiziell zu bestätigen.

Diese Behauptungen sind klar widerlegt. In einem aktuellen Faktencheck der Nachrichtenagentur dpa heißt es unter anderem zum aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse: "Die Impfung ist wirksam und schützt nachweislich sehr gut vor schweren Corona-Verläufen."

Der AfD-Kreisverband Würzburg schlägt auf Facebook in die gleiche Kerbe wie Stadtrat von Eyb. In einem Facebook-Posting vom 16. November schreibt die AfD wörtlich: "Die Impfskeptiker sagen. Wenn die Impfung nicht vor einer Ansteckung schützt und auch nicht davor, dass man andere infiziert, kann man damit auch nicht die Verbreitung einer Pandemie eindämmen." Auch diese Behauptung widerspricht den überprüfbaren Tatsachen, wie ein weiterer dpa-Faktencheck aus August belegt.
Darin heißt es: "Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt zu der Bewertung, dass die Corona-Impfstoffe gut vor einer Ansteckung schützen. (...) Das RKI geht zudem davon aus, dass das Risiko einer Virusübertragung durch Geimpfte 'stark vermindert ist'. (...) Außerdem zeigen alle Impfstoffe nach Einschätzung des RKI eine hohe Wirksamkeit gegen schwere Krankheitsverläufe."
So antwortet der AfD-Kreisverband Würzburg
Die Redaktion hat Stadtrat von Eyb und den AfD-Kreisverband Würzburg um Stellungnahme gebeten. Von Eyb ließ sich am Donnerstagnachmittag wegen der laufenden Stadtratssitzung entschuldigen. In einer schriftlichen Mitteilung führt Mario Cerdini, Vize-Vorsitzender der Würzburger AfD, zudem aus: "Es gibt keine gemeinsamen Aktionen zwischen der AfD Würzburg und den Querdenkern. Die einzige Schnittmenge, die wir haben, ist die Kritik an der Einschränkung der grundgesetzlich garantierten Rechte der Bürger durch die Regierung."
Der Antrag von AfD-Mann Eyb stand am Donnerstag im Würzburger Stadtrat auf der Tagesordnung. Der Beschlussvorschlag sah vor, den Antrag nicht weiter zu verfolgen mit der Begründung: "Wer sich impfen lässt, schützt sich und andere. Machen Sie mit!" Ein Ergebnis der Beratung lag am frühen Abend noch nicht vor.