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Würzburg: "Eltern stehen auf"-Demo in Würzburg als Faschingszug unterwegs

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"Eltern stehen auf"-Demo in Würzburg als Faschingszug unterwegs

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    Die Gruppe "Eltern stehen auf" hat am Montag in Würzburg eine Demonstration abgehalten, die stark an einen Faschingszug erinnerte. 
    Die Gruppe "Eltern stehen auf" hat am Montag in Würzburg eine Demonstration abgehalten, die stark an einen Faschingszug erinnerte.  Foto: Thomas Obermeier

    Eine Demonstration war genehmigt, einen Faschingszug hatte die Stadt untersagt. Am Montagnachmittag hat sich die Initiative "Eltern stehen auf" in Würzburg wie angemeldet  versammelt. Polizeiangaben zufolge nahmen etwa 130 Personen an der Demonstration teil - sie ähnelte stark einem Faschingszug. Die Gruppe "Eltern stehen auf" wird von vielen dem Spektrum der Corona-Leugner zugeordnet.

    "Wir wollen auf die Straße gehen, um der Regierung zu zeigen, dass wir uns unsere Kultur nicht nehmen lassen", sagte ein Sprecher zu Beginn der Versammlung. Die Gruppe hatte die Demonstration im Vorfeld als "Faschingszug" angekündigt und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als "Kulturraub" bezeichnet, gegen den man sich wehre. Zudem hatte sie - erfolglos - versucht, unterfränkische Faschingsvereine für ihre Sache zu gewinnen und hatte im Internet für die Versammlung geworben.

    In Chatgruppen der Initiative "Eltern stehen auf" wurde unterfrankenweit intensiv für den als Demonstration getarnten Faschingszug in Würzburg geworben.
    In Chatgruppen der Initiative "Eltern stehen auf" wurde unterfrankenweit intensiv für den als Demonstration getarnten Faschingszug in Würzburg geworben. Foto: Screenshot Aaron Niemeyer

    Betitelt war die Veranstaltung in mehreren unterfränkischen Telegram-Chatgruppen als "Rosenmontags-Demo-Umzug".  Viele Teilnehmer kamen verkleidet oder mit Partyhüten, es gab vereinzelte "Helau"-Rufe, fröhliche Musik und bunte Dekoration in Form von Lametta und Luftballons. Gestartet war die Demonstration auf den Würzburger Mainwiesen an der Talavera. Einige Demonstranten nahmen ohne Maske teil, laut Polizei liegen entsprechende Atteste vor. Beim Zug durch die Würzburger Innenstadt spielte ein Lautsprecherwagen wiederholt ein Lied mit dem Refrain "Maskenlos durch die Stadt".

    Redner: "Rockefellers" und "Bilderberger" wollen Bevölkerung unterdrücken

    Die Stadt Würzburg teilte mit, dass es sich bei der Demonstration am Rosenmontag nicht um einen Faschingszug handele. Der Versammlungsleitung sei mitgeteilt worden, dass die Demonstration "im Erscheinungsbild nicht den Eindruck erwecken darf, die in der Gesamtwirkung an einen Faschingsumzug oder ein traditionelles Faschingstreiben als Brauchtum erinnern". Eine Kostümierung der Teilnehmer habe jedoch "leider nicht untersagt werden" können.

    Gegen 17 Uhr und bei heftigem Schneetreiben hielt die Demonstration auf dem Marktplatz für eine Zwischenkundgebung. Ein Redner sagte über die Corona-Maßnahmen: "Die Wahrheit ist, dass hier ein Programm läuft." Es sei ursprünglich "zur Deformierung von Kriegsgefangenen" gedacht gewesen und werde nun auch in der aktuellen Corona-Krise zur Unterdrückung missbraucht. Der Redner sprach von "Rockefellers" und "Bilderberger", wollte dies aber keinesfalls als Verschwörungstheorie verstanden wissen.

    Experten zufolge werden Begriffe wie "Rockefellers", "Bilderberger" oder auch "Zionisten" oft als Code benutzt. Weil damit häufig Juden gemeint sind, könnten die Aussagen als antisemitisch gewertet werden. Am Ende der Kundgebung betonte eine Sprecherin, dass der Fokus von "Eltern stehen auf" auf dem Wohle der Kinder liege.  

    "Eltern stehen auf" ist mit Gewaltfantasien und Antisemitismus aufgefallen

    Gegen die Veranstaltung gab es auch Widerstand. Unter dem Titel "Kundgebung gegen Verschwörungstheorien" kursierte auf Facebook ein Aufruf für eine Gegenveranstaltung in der Würzburger Innenstadt. Zur Veranstaltung von "Eltern stehen auf" heißt es darin: "Damit versuchen sie sich, unter dem Deckmantel des Karnevals, mit ihren antisemitischen und geschichtsrevisionistischen Positionen an die breite Gesellschaft anzubiedern."

    In Würzburg formierte sich auch Widerstand gegen "Eltern stehen auf".
    In Würzburg formierte sich auch Widerstand gegen "Eltern stehen auf". Foto: Thomas Obermeier

    Tatsächlich waren in der Innenstadt am Montagnachmittag einige Dutzend Gegendemonstranten – etwa von der Grünen Jugend – unterwegs. Sie skandierten "Nazis raus" und hielten ein Transparent mit der Aufschrift: "Zu Verschwörungstheorien gehören Vernichtungsfantasien". Laut Polizei kam es bis zur Kundgebung von "Eltern stehen auf" zwar nicht zu Zwischenfällen. Danach blockierten Gegendemonstranten jedoch temporär deren Rückweg auf der Alten Mainbrücke. Die Blockade wurde nach wenigen Minuten von der Polizei aufgelöst. 

    In der vergangenen Woche hatten Recherchen dieser Redaktion zu antisemitischen und gewaltverherrlichen Aussagen in einer Telegram-Chatgruppe von "Eltern stehen auf" für Aufregung  gesorgt. Mitglieder hatten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Gewalt angedroht und eine jüdische Verschwörung gegen die deutsche Bevölkerung als Ursache der Corona-Maßnahmen angedeutet. Thematisiert wurde außerdem, Schulen in der Region zu "stürmen". Die Inhalte sind teilweise noch in der – inzwischen umbenannten – Gruppe zu lesen.

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