Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Allerheiligen: Letzte Ruhe lieber in der Urne als im Sarg

WÜRZBURG

Allerheiligen: Letzte Ruhe lieber in der Urne als im Sarg

    • |
    • |
    Statt klassisch mit Sarg im Erdgrab wollen immer mehr Deutsche verbrannt und in Urnen beigesetzt werden. Im Süden des Landes sind vor allem Ruhestätten unter Bäumen beliebt.
    Statt klassisch mit Sarg im Erdgrab wollen immer mehr Deutsche verbrannt und in Urnen beigesetzt werden. Im Süden des Landes sind vor allem Ruhestätten unter Bäumen beliebt. Foto: Foto: Felix Kästle, dpa

    Statt klassisch mit Sarg im Erdgrab wollen immer mehr Deutsche verbrannt und in Urnen beigesetzt werden. „Der Trend geht klar hin zur Feuerbestattung“, sagt Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, der auch das Bundesausbildungszentrum in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) betreibt. Sie machten bundesweit mehr als 62 Prozent aller Bestattungen aus. Und auch in ländlich geprägten Regionen mit großer Kirchenzugehörigkeit, wie etwa in Teilen Süddeutschlands, lägen Erd- und Feuerbestattungen mittlerweile auf gleichem Niveau. Tendenz steigend für die Feuerbestattungen. Wie aber kam es zu diesem Wandel? Und was heißt das für Friedhöfe, die traditionellen Orte des Totengedenkens?

    Kinder leben weit entfernt und können sich nicht um die Grabpflege kümmern

    Früher beinhaltete das typische Bild eines Friedhofs ordentliche Reihen aus grauen und schwarzen Steinen. Manche verziert mit Engeln oder Kreuzen, viele liebevoll mit Blumen und Sträuchern bepflanzt. „Heute kann die Grabpflege nicht mehr wie vor zehn oder zwanzig Jahren geleistet werden“, sagt Neuser. Kinder leben häufig weit entfernt vom Wohnort der Eltern, meist ist niemand mehr da, der sich um ein Erdgrab kümmern kann. Die Folge: Friedhöfe verändern sich, Grabflächen werden kleiner, Urnengräber nehmen zu.

    Das bestätigt auch Stephan Steger, Liturgiereferent des Bistums Würzburg. Aus seiner Sicht verlieren Friedhöfe als Orte des Totengedenkens an Bedeutung, „weil die Formen der Bestattung immer individueller werden“. Mit der Abkehr von der Kirche habe das weniger zu tun. Trotzdem würden die Kirchen reagieren und neue Trauerräume schaffen, wie etwa in der Augustinerkirche in Würzburg. Denn: „Trauer braucht ihren Raum. Auch wenn die Friedhöfe das nicht mehr leisten, weil die Verstorbenen andernorts bestattet sind.“

    Baumbestattungen werden vor allem in Süddeutschland immer beliebter

    Generell gelte die Erdbestattung als die überkommene Form christlicher Bestattungsweise, erklärt Steger. Der tote Leib stehe dabei als Symbol für die Einzigartigkeit des Menschen als Geschöpf Gottes. Urnenbestattungen wurden lange von der Kirche abgelehnt. Sie sind erst seit den 1960er Jahren zulässig – und nehmen seitdem stark zu. Ähnliches gilt für sogenannte Baumbestattungen. Gerade in Süddeutschland würden Waldfriedhöfe immer beliebter, heißt es vom Bestatter-Bundesverband.

    Ein Beispiel ist der Friedwald Schwanberg (Lkr. Kitzingen). Dort sucht man graue Grabsteinreihen vergeblich. Die Asche Verstorbener ruht an den Wurzeln der Bäume, in biologisch abbaubaren Urnen. Grabpflege gibt es nicht, als Schmuck dienen Moose, Wildblumen und Laub. Der Schwanberg ist einer von vier Standorten der Friedwald GmbH in Bayern, betreut wird er von den evangelischen Schwestern der Communität Casteller Ring. Die Nachfrage ist groß. Aktuell sind laut Pressesprecherin Sarah Tabola von den über 1900 ausgewiesenen Bestattungsbäumen schon weit mehr als 1600 verkauft.

    Bestatter-Verband: Trauerfeiern sollten Individualität des Verstorbenen spiegeln

    Aber auch mitten in der Stadt sind Baumbestattungen möglich. So gibt es etwa auf dem Würzburger Waldfriedhof ein Areal mit 70 Bäumen dafür, sagt Stadtsprecher Christian Weiß. Denn auch hier gilt: Die Nachfrage nach individuellen Bestattungsformen steigt.

    „Individualisierung hört mit dem Tod nicht auf, sondern geht darüber hinaus“, sagt Stephan Neuser vom Bestatter-Bundesverband. Das sollten moderne Trauerfeiern widerspiegeln. Die Lieblingsmusik sei etwa längst üblich, der Blumenschmuck könne in den Farben des Heimatvereins ausgewählt werden und es dürfe „auch mal eine Harley neben dem Sarg stehen“.

    Schon zu Lebzeiten sollte man Bestattungsform festlegen

    Auch Liturgiereferent Stephan Steger hat nichts gegen individuelle Momente bei Trauerfeiern. Allerdings in Maßen. Bei der kirchlichen Bestattungsfeier gebe es Gesänge mit einer inhaltlichen Funktion, wie die Einladung zur Prozession zum Grab. Diese sollten ihren Sinn erfüllen und das gehe nur in bestimmten Formen, so Steger. „Daneben gibt es aber Stellen des individuellen Gedenkens – und hier hat auch Musik aus der Lebenswelt des Verstorbenen ihren Platz.“

    Wichtig sei es immer, sich schon zu Lebzeiten Gedanken zu machen, „wie und wo ich bestattet werden möchte“, sagt Neuser. Und das dann genau festzulegen. Ein Tabuthema sollte das Sterben nicht sein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden