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Als in Gelchsheim noch Runkelrüben verarbeitet wurden

Ochsenfurt

Als in Gelchsheim noch Runkelrüben verarbeitet wurden

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    Die Rübengeschichte, die Jahrzehnte später der Königliche Ökonomierat Georg Heil entscheidend mitschrieb, setzt sich fort mit Dr. Jochen Fenner, der den Vorsitz im Verband Fränkischer Zuckerrübenbauern innehat. An die Zeiten, in denen sein Urgroßvater nicht Zucker-, sondern Runkelrüben zur Zu-ckergewinnung anbaute, erinnert der uralte mächtige Zehntspeicher, der von Dr. Fenner als Getreidelager genutzt wird.

    Georg Heil, der 1910 das Gut und die ehemalige "Veste Gelchsheim" erwarb, leistete Pionierarbeit nicht nur auf dem Hofgut, sondern vor allem durch seine Erfolge als Züchter für die gesamte Landwirtschaft. Der Gutsbesitzer, der neben den hohen Auszeichnungen im In- und Ausland für seine Verdienste den Titel "Königlicher Ökonomierat" verliehen bekam, machte sich neben der Getreidezucht einen Namen mit der Züchtung von Heils Runkelrübe.

    Aus der Runkelrübe, die mit einem Zuckergehalt von zirka fünf Prozent heute als Viehfutter angebaut wird, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte die Zuckerrübe mit einem Zuckergehalt zwischen 16 und 18 Prozent.

    Fred Helmerich beschreibt in der Ortschronik die Gelchsheimer Zuckerfabrik-Geschichte, die 1836 begann. Damals bekamen Carl und Theodor vom Rath von der königlichen Regierung für Unterfranken die Erlaubnis zum Betrieb einer "Runkelrüben-Zuckerfabrik". Zunächst hatten die Gebrüder einen rund 200 Hektar großen Gutshof erworben. In einem Gebäude des landwirtschaftlichen Betriebes, unmittelbar neben dem heutigen Schloss gelegen, wurde die Zuckerfabrik errichtet. Der evangelische Ex-Pfarrer Theodor vom Rath, der ebenso wie sein Bruder Carl reichlich Erfahrung aus den familieneigenen Zuckerfabriken in Duisburg und Würzburg mitbrachte, übernahm den Bau und die Führung der Anlage.

    Mit Maschinen der neuesten Technik ausgestattet, soll das Werk bereits kurz nach seiner Inbetriebnahme 1837 etwa 1300 Zentner Rüben wöchentlich verarbeitet haben. Belegt ist, dass diese Zuckerfabrik mit einer Verarbeitung von 33 326 Zentnern in der Kampagne 1841/42 unter den damals zehn bayerischen Zuckerfabriken an zweiter Stelle stand.

    Die erforderlichen Rübenmengen wurden sowohl auf dem eigenen Gut erzeugt wie auch von Rübenanbauern aus den umliegenden Ortschaften angeliefert. Das Kapitel der Gelchsheimer Zuckerfabrik, in der weder große Gewinne erzielt noch nennenswerte Verluste gemacht wurden, ging nach rund fünf Jahren zu Ende. Während die Familie vom Rath sich aus Franken zurückzog und Zuckerfabriken in Holland und in Schlesien errichtete, begann in ganz Franken die Blütezeit für den Zuckerrübenanbau.

    Es ist nicht mehr einwandfrei festzustellen, wann die Landwirte im Ochsenfurter Gau sich für die Rüben interessierten. Nach mündlichen Überlieferungen waren es aus Hessen angesiedelte Bauern, die im 19. Jahrhundert mit dem Anbau der zuckerhaltigen Feldfrüchte begannen. Als 1883 das Vorhaben scheiterte, in Giebelstadt eine Zuckerfabrik zu errichten, war die Gelchsheimer Zuckerfabrik schon seit rund 40 Jahren Vergangenheit.

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