Fernab seiner Heimat feiert am zweiten Weihnachtsfeiertag in Spanien Röttingens Altbürgermeister Günter Rudolf im Kreise seiner Familie seinen 75. Geburtstag. Nach Gymnasium und sechsjähriger Ausbildung an der Verwaltungsschule Stuttgart, führte der Weg des gebürtigen Elpersheimers über Bad Mergentheim, Igersheim, Ludwigsburg, Kornwestheim nach Wachbach.
Am 1. Februar 1970 wählten die dortigen Einwohner des damals noch selbstständigen Vororts von Bad Mergentheim Rudolf zum jüngsten (fünf Wochen nach dem wählbaren Alter) Bürgermeister von Baden-Württemberg. Bei der Bürgermeisterwahl am 30. Oktober 1973 setzte sich der damals noch parteilose Rudolf gegen seinen CSU-Herausforderer klar durch. Mit Tatkraft, Geschick und Ausdauer hat sich der Röttinger Ehrenbürger um das Taubertalstädtchen verdient gemacht.
Röttingen hat sich unter Rudolf verändert
Zu seinen wichtigsten Werken gehören der Neubau der Hauptschule, Erschließungen von Bau- und Gewerbegebieten mit Industrieansiedlungen, die mehrere hundert neue Arbeitsplätze brachten, Stadtsanierung, Neu- und Ausbau von Wald- und Wanderwegen, Ortsentlastungsstraße, Sonnenuhrenweg, Kneippweg, 2001 nach Unterföhring die zweitwohlhabendste Gemeinde Bayerns und natürlich die Festspiele.
Lag das 1700 Einwohner zählende Städtchen beim Amtsantritt Rudolfs am 1.1.1974 im Ranking der 52 Gemeinden des Landkreises Würzburg noch auf dem vorletzten Platz, katapultierte er Röttingen in die Top Fünf. Vor allem sein Weitblick machte Röttingen zu dem, was es heute ist. Von der frühzeitigen Weichenstellung, wie etwa ins Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufgenommen zu werden, profitiert die Europastadt noch heute. Dem Kreistag von Würzburg gehörte der Jubilar von 1978 bis 2014 an. Für seine 36-jährige aktive Mitarbeit erhielt er die Landkreisplakette in Gold. Zahlreiche Ausschüsse und Vereine profitierten von seinem Engagement.
Viele Auszeichnungen
Dies alles blieb natürlich nicht verborgen und so wurde dem Jubilar am 12. Dezember 1994 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog das Verdienstkreuz am Bande, der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Vom Land Baden-Württemberg bekam Rudolf die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze. Im Juli 2003 überreichte der damalige Innenminister und spätere Ministerpräsident Günter Beckstein in München Rudolf für den Freistaat Bayern die Verdienstmedaille in Silber.
Für die kulturellen Verdienste um Österreich ehrte ihn die Stadt Wien mit dem Ehrenzeichen in Gold. Die Partnerstadt Bad Mitterndorf zeichnete ihn mit dem Ehrenring der österreichischen Marktgemeinde aus. Nachdem der Vollblutkommunalpolitiker all diese Auszeichnungen entgegennehmen durfte, ernannte ihn die Stadt Röttingen im April 2008 bei einem Festakt zur Verabschiedung zum Ehrenbürger der Stadt Röttingen. Mit den Worten "Sie haben für ihre Stadt stets das Beste gesucht" überreichte die damalige Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, den Ehrenteller des Freistaates Bayern.
Bei der letzten Bürgermeisterwahl im März 2008 trat er nach 38 Jahren Amtszeit als einer der dienstältesten Bürgermeister Bayerns nicht mehr zur Wahl an. Den aktuellen Kommunal-Wahlkampf seines ehemaligen "Azubi" Hermann "Fernando" Gabel und CSU-Parteikameraden Christian Klippel um den Rathaussessel in Röttingen verfolgt er aus dem sonnigen Spanien.