Das Alter der Peterskapelle im so genannten "Kleedörfla", dem kleinen Dorf Grupshausen in Leinach, lässt sich auch in der Chronik der Gemeinde nicht exakt erkunden. Definitiv aber identifizieren sich die Menschen im Umfeld mit "ihrem Peterschkerchla" - ebenso wie unentwegt der Zahn der Zeit an dem kleinen Kirchlein nagt. Dass während einer Taufe etwa ein Quadratmeter Putz von der Decke fiel, sorgte für helle Aufregung. Daraufhin wurde das Läuten der beiden Glocken eingestellt. So sollte vermieden werden, dass die Schwingungen der Glocken über das Dachgebälk auf den Deckenputz übertragen werden. Derweil ist völlig ungewiss, wann die Glocken wieder läuten.
Diesbezügliche vielfache Nachfragen aus der Bevölkerung können Elfriede und Karl Wiesmann leider nicht beantworten. Das in unmittelbarer Nachbarschaft wohnende Ehepaar betätigt sich als ehrenamtliche Kirchen- und Glockenwarte, so wie es schon Karl Wiesmanns Vater Andreas einst Zeit seines Lebens tat. Seit geraumer Zeit schon entfällt das übliche Läuten, das über die Glockenseile stets per Muskelkraft erfolgte.
Bewohner und Verantwortliche sorgen sich um Kapelle
Nach wie vor aber nutzt die Leinacher evangelische Kirchengemeinde die Peterskapelle als Gottesdienstraum. Dies, obwohl neben dem Putzschaden an der Decke auch von jedem der romanischen bis spätgotischen Fenster aus Risse-Schäden ins historische, denkmalgeschützte Gemäuer ausgehen. Deshalb sorgen sich Nutzer, Bewohner von Grupshausen und Verantwortliche um den Bestand.
"Reiner Heßdörfer vom Bauamt der Gemeinde beobachtet die Schadensentwicklung seit etwa zwei Jahren akribisch", bestätigt Bürgermeister Arno Mager (UBL). Zum Alter der Peterskapelle wird in Leinachs Ortschronik von einem Visitationsbericht der Pfarrei Unterleinach aus dem Jahr 1658 von deren Existenz berichtet. In der Chronik als möglich erachtet wird aber auch eine Nutzung der Kirche schon um 1160 als Hauskapelle der Leinacher Ministerialien und Ritter.
Auf Bitten von Anwohnern sind mit dem Ingenieur für Bauwesen Eduard Hartmann und Statiker Guntram Härth inzwischen auch Experten aus dem Ort involviert. Hartmann, selbst im Schatten der Peterskapelle aufgewachsen, ist mittlerweile als ehrenamtlicher Bevollmächtigter der zuständigen katholischen Kirchengemeinde zur forcierten Fortführung der Angelegenheit eingesetzt.
Schadensbehebung ist äußerst komplex
Bei einem Ortstermin Anfang Mai wurden nicht nur die Schäden am Tragwerk dokumentiert. Auch wurde die Kompliziertheit des Verfahrens festgestellt. Nach Aussage von Bauingenieur Eduard Hartmann ist die Schadensbehebung äußerst komplex. Denn katholische Kirchengemeinde mit Bischöflichem Bauamt, politische Gemeinde als Baulastträger, untere Denkmalschutzbehörde mit Landratsamt Würzburg, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und evangelische Kirche als Mieter müssen mit formalen Anträgen am Prüfungs- und Genehmigungsverfahren beteiligt sein.
In Kenntnis der Besonderheiten des Standortes der Peterskapelle zwischen der Drusten-Quelle und dem Petersbrünnle vermuten die Experten mehrere Ursachen für die Schadensbilder. Diese beginnen bei verwitterten Balken durch Nässe-Eintritt im Glockenturm bis hin zu möglichen Senkungen des gesamten Untergrundes. Ursache der Senkungen könnten durch eine Absenkung des Grundwasserstandes begründet sein, vermuten Bauingenieur Hartmann und Statiker Härth.
Als Ergebnis des Ortstermins wurde von den Experten zunächst ein verformungsgerechtes Aufmaß der Kirche empfohlen. "Auf dieser Basis kann dann ein Tragwerksgutachten mit Sanierungsempfehlungen für statisch relevante Schäden und Mangelpunkte erstellt werden", so die Einschätzung von Statiker Guntram Härth.
