Panik zu verbreiten lag Bürgermeister Michael Sedelmayer fern, aber die Topografie Randersackers bringt es mit sich, dass Starkregenereignisse, wie sie auch im Landkreis Würzburg zuletzt häufiger für große Schäden gesorgt haben, die Weinbaugemeinde schwer treffen könnten. Und das trifft auf den Ortsteil Lindelbach mit seiner Tallage ganz genauso zu. Sedelmayer jedenfalls war dennoch "überrascht, wie hoch das Wasser stehen könnte".
Die vorgestellte Gefährdungs- und Risikoanalyse ist Teil eines Kommunalen Sturzflut-Risikomanagements aus einem Sonderförderprogramm des Bayerischen Umweltministeriums. Es war als Folge der Verwüstungen in Simbach am Inn aufgelegt worden und für Randersacker vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) laut Bürgermeister "sehr befürwortet" worden. Im Ergebnis sollen jedoch nicht nur Maßnahmen für die Gemeindeverwaltung und ihren Verantwortungsbereich abgeleitet werden. Jeder Immobilieneigentümer könne anhand von Simulationen sehen, wie die Fließströme auf den Hochflächen der Gemarkung verlaufen und zusammenlaufen – und inwiefern das eigene Haus betroffen sein könnte.
Der Hochwasserschutz in den Weinbergen funktioniert
Die Simulation, die Burkard Schindler vom Ingenieur-Büro Dr. Blasy – Dr. Overland jetzt vorstellte, zeigt genau, wo sich die Regenmassen im Falle des Falles ihren Weg Richtung Main suchen oder stauen. Den Euweg etwa fließe nach dieser Vorhersage dann pro Sekunde ein halber Kubikmeter Wasser hinab, wie es beispielhaft hieß. Zu sehen war aber auch, dass der Hochwasserschutz, der in den Weinbergen verbaut ist, im Wesentlichen funktioniert: mit zum Hang hin geneigten Wegen, Ablaufkanälen und zur Siedlung hin in die Böschung verbaute doppelte Leitplanken.

Dem Abflussmodell für massive Niederschläge liegen Parameter zugrunde, die von einem 100-jährlichen Starkregenereignis mit 51 Millimetern Wasser pro Quadratmeter binnen einer Stunde ausgehen. Die Geländedaten waren per Laserscan aus der Luft erhoben worden. Daten zu unter anderem Bodenbeschaffenheit, Kanalnetz und Bachverrohrungen sind in die "ganzheitliche Sturzflutberechnung" eingeflossen.

Treffen verschiedene Szenarien ungünstig zusammen, haben weder Lindelbach, noch Jakobsbach noch der Rottendorfer Flutgraben das Potenzial, entsprechenden Starkregen aufzunehmen und abzuleiten. Überflutete Keller und Straßen sowie "kurzzeitig eine größere Betroffenheit des Altorts" gehören dazu und ab 50 Zentimeter Fließgeschwindigkeit je Sekunde auch bereits Gefahr für Leib und Leben, so Ingenieur Schindler.
Ab 30 Zentimeter Wassertiefe sind Türen und Fenster für die meisten Personen aufgrund des Wasserdrucks nicht mehr zu öffnen, ab 50 Zentimeter Wasserstand gilt die Gefährdung für Gebäude als sehr hoch. Mit der animierten Simulation, könne auch abgerufen werden, wie hoch Wasserstände sein würden, hieß es. Die Animation werde demnächst auf der Homepage der Gemeinde freigeschaltet.
Wassermassen aus Gerbrunn und Theilheim könnten dazu kommen
"Wir Randersackerer sind die Dummen", hatte ein Besucher des Informationsabends gefolgert, ob der Wassermassen, die zugleich noch aus Gerbrunn und Theilheim dazu kommen könnten, je nachdem, wie groß und lokal eine Starkregenzelle ausfällt. Ein Szenario wie im Ahrtal, beruhigte Schindler, sei ein untypisches Sturzflutereignis und eher als 1000-jährliches Ereignis anzusehen.
Bei der Lindelbacher Flurbereinigung seien, so Bürgermeister Sedelmayer, bereits wasserrückhaltende und -regulierende Maßnahmen umgesetzt worden. Tatsächlich seien in Zusammenarbeit mit dem WWA auch Vorkehrungen auf den Gemarkungen der umliegenden Gemeinden und an den Bächen von Bedeutung. Sein Appell galt den Immobilienbesitzern, sich mit den Eventualitäten auseinander zu setzten und angemessene Vorkehrungen zu treffen. Sedelmayer: "Vorhersagen gibt es nicht, aber Berechnungen helfen, das Große und Ganze abzubilden." Das Bewusstsein für mögliche Schäden könne helfen, sie zu minimieren, so die Intention des gut besuchten Informationsabends.