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Rieden/Sydney: Anhörung in Australien im Fall Simone Strobel: Wer tötete die junge Touristin aus Unterfranken?

Rieden/Sydney

Anhörung in Australien im Fall Simone Strobel: Wer tötete die junge Touristin aus Unterfranken?

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    Betroffen von dem Gehörten: Christina und Alexander Strobel hoffen bei der Anhörung in Sydney auf neue Erkenntnisse zum Tod ihrer Schwester Simone vor fast 20 Jahren in Australien.  
    Betroffen von dem Gehörten: Christina und Alexander Strobel hoffen bei der Anhörung in Sydney auf neue Erkenntnisse zum Tod ihrer Schwester Simone vor fast 20 Jahren in Australien.   Foto: Bianca De Marchi, AAP/dpa

    Sie sind um die halbe Welt geflogen, weil der Tod ihrer Schwester sie und ihre Eltern nicht ruhen lässt: Christina und Alexander Strobel aus dem Landkreis Würzburg. Von australischen Reporter werden die Schwester und der Bruder der getöteten Simone Strobel mit Fragen überschüttet, als sie aus dem Gerichtsgebäude in Sydney kommen. Fünf Tage lang will die australische Justiz in dieser Woche alte und neue Beweise vorlegen, um den fast 20 Jahre alten Fall doch noch zu lösen - auch mit Hilfe der Geschwister aus Unterfranken.

    Christina und Alexander Strobel wirken betroffen von dem Gehörten. Zu Beginn der Anhörung hatte der leitende Ermittler Dave Mackie erklärt, wie falsche Angaben der Mitreisenden den Fall aus dem Jahr 2005 beeinflusst haben könnten. Der Ermittler ist überzeugt davon, dass Simones damaliger Freund die junge Erzieherin im Campingbus im Streit getötet und mithilfe der beiden Mitreisenden dann weggebracht habe. Das Trio habe womöglich nachts nicht nach der angeblich verschwundenen 25-Jährigen gesucht, sondern nach einem geeigneten Versteck für die Leiche.

    Ein Vertreter der Anklagebehörde räumte auf Nachfragen aber ein: Am Fundort im Lismore seien keine DNA und keine Fingerabdrücke der Verdächtigen gesichert worden, kein Zeuge habe sie dort gesehen. Die These basiere auf verharmlosenden und falschen Darstellungen der Beziehung der jungen Rucksacktouristen gegenüber der Polizei und Simones Familie.

    Beherzte Worte der Geschwister vor dem Gerichtsgebäude

    Christina Strobel kämpfte mit ihren Emotionen, als sie nach dem Auftakt der Anhörung vor die australischen Kameras trat: Die ältere Schwester sei ihr "mit Gewalt genommen" worden. Sie und ihr Bruder seien "voller Hoffnung, dass wir herausfinden, was die Wahrheit über den Tod unserer Schwester ist". Es sei "extrem aufwühlend", sagte Alexander Strobel in Sydney.  

    Der ebenfalls anwesende damalige Freund ihrer Schwester bestreitet, für Simones Tod verantwortlich zu sein. Er verlässt schweigend das Gericht an der Hand seiner australischen Frau. Auf Fragen der Reporter antwortet er nicht.

    Ermittler präsentieren Erkenntnisse: Anhörung mit hoher Transparenz

    Bringt diese zweite Anhörung zum Fall Simone Strobel neue Beweise? Die erste Anhörung im Jahr 2007 war zu vage geblieben. Und auch im vergangenen Jahr war der Versuch der Ermittler gescheitert, Simones damaligen Freund, der aus dem Landkreis Main-Spessart stammt, in Australien wegen Mordes vor Gericht zu bringen.

    Jetzt kommen Details zur Sprache, die mühsam eingeordnet werden müssen. Offenbar hörte die Polizei Simones Freund ab, als er Jahre später für ein Buch zu dem Fall ein Interview gab - ergebnislos. Ein Mann aus Lismore hatte behauptet, der Freund für den Tod verantwortlich. Die Ermittler schenkten dem keinen Glauben. Der Fundort der Leiche neben dem Campingplatz sei ein bekannter "crime hotspot" gewesen.

    Jetzt soll alles vorgelegt werden. Die australische Justiz meidet erkennbar auch nur den Hauch des Verdachts, man wolle Ermittlungsfehler unter den Tisch kehren. Sogar ausländische Medien wie diese Redaktion dürfen die Anhörung online mitverfolgen. Die Ermittler haben nach eigenen Aussagen noch bis vor zwei Wochen DNA-Spuren ausgewertet. Sie kündigten an, man werde sich mit einer großen Zahl von Beweisen beschäftigen, die seit 2007 gesammelt wurden.

    Vermutungen der Ermittler - und ein Blick in Simone Strobels Reisetagebuch 

    Die Ermittler halten sowohl die Tat einer einzelnen Person als auch mehrerer Beteiligter aus der kleinen Reisegruppe für denkbar. Tagebucheinträge der jungen Frau aus Rieden (Lkr. Würzburg), die unserer Redaktion vorliegen, dokumentierten Probleme in der Beziehung. "Der heutige Tag begann genauso beschissen, wie der gestrige Tag endete", hatte die 25-Jährige am Tag, bevor sie als vermisst gemeldet wurde, noch geschrieben. In einem anderen Eintrag schreibt sie von den "schlimmsten Schwingungen" seit der Ankunft in Australien.

    Die Anhörung wird bis Freitag fortgesetzt und soll mit einer Schlussbilanz enden.

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