An das Bild müssen die Ochsenfurter sich erst noch gewöhnen. Seit Mai legen in Ochsenfurt auch große Hotelschiffe an. Noch unregelmäßig, in zwei Jahren aber wohl im festen Fahrplanturnus. Auch die Stadt könnte dann von den Touristen profitieren.
Wenn, wie Anfang dieser Woche gleich zwei der 135 Meter langen Flusskreuzfahrtschiffe in Ochsenfurt anlegen, dann wird es richtig eng am rechten Mainufer. Acht Busse werden gebraucht, um die Passagiere beider Schiffe nach Rothenburg oder zur Residenz in Würzburg zu fahren.
Weil nicht alle auf dem schmalen Kleinochsenfurter Weg Platz finden, werden die Reisebusse auf der Bundesstraße geparkt – und die Fahrer warten an der Alten Mainbrücke darauf, dass die Busse der Konkurrenz-Reederei abfahren und die Viking-Passagiere einsteigen können.
Dabei kommt es auch schon mal zum einen oder anderen Wortgefecht zwischen den Fahrern. Weil der eine dem anderen keinen Platz machen will, völlig quer parkt und alles blockiert oder irgendetwas anderes ist. Die Busfahrer sind sauer, weil es auf dem Kleinochsenfurter Weg ziemlich eng zugeht, sie rückwärts fahren müssen, um die Schiffspassagiere aufnehmen zu können. Diese fahren sie dann entweder nach Rothenburg oder in die Würzburger Residenz.
„Das ist hier nur eine Haltestelle. Nach Ochsenfurt geht von den Passagieren keiner“, weiß einer der Busfahrer. „Es sei denn, sie werden gefahren“, grinst er verschmitzt.
Und tatsächlich, die meist aus Amerika kommenden Touristen verlassen das Schiff, laufen schnurstracks auf die Busse zu, steigen ein und sind dann weg. Der eine oder andere sieht den Kirchturm der Stadtpfarrkirche, ruft „what a nice church“ und fotografiert die schöne Kirche. Dann ist aber auch er im Bus verschwunden.
Also doch kein touristischer Aufschwung für Ochsenfurt, den sich so viele sehnlichst erwartet haben? „Noch nicht“, sagt Bürgermeister Peter Juks. Ab 2018 soll Ochsenfurt als Station ins Programm der Reederei Viking aufgenommen werden.
Viking-Geschäftsführer Thomas Bogler bestätigt das. „Wir nehmen die Stadt bewusst als Station auf, weil die Reisenden an diesem Tag mehrere Ausflugsoptionen haben“, sagt er. Demnächst soll es auch noch Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt geben, um diese Pläne zu konkretisieren.
Nach diesen Sommerferien möchte die Reederei intern besprechen, wie Ochsenfurt ins Programm eingearbeitet wird. „Ochsenfurt ist in der Kombination zu sehen“, sagt Bogler. Für jene Passagiere, die an keinen der Ausflüge von Ochsenfurt aus teilnehmen möchte, soll es eine geführte Stadtbesichtigung geben oder eine andere Alternative.
Eigentlich sollte Ochsenfurt bereits 2016 täglich ein Schiff in Ochsenfurt halten. Regelmäßig, nicht sporadisch. „Wir konnten die Landebrücke später als gedacht in Betrieb nehmen“, begründet Bogler die Verzögerung. „Genehmigungen fehlten, damit zog sich das Bauverfahren länger hin.“
Bürgermeister Peter Juks setzt indes mehr auf die „Alte Liebe“ oder die „Stadt Würzburg“. Früher seien die Ausflugsdampfer regelmäßig von Würzburg nach Ochsenfurt getuckert, erinnert sich der Bürgermeister. Dann durften sie nicht mehr anlegen – und blieben weg. Jetzt, mit der neuen Anlegestelle am rechten Mainufer, sieht er wieder eine Chance, die Kapitäne der so genannten Weißen Flotte für Ochsenfurt zu begeistern. Entsprechende Verhandlungen darüber würden bereits geführt.
Zum Bild mit den großen Flusskreuzfahrtschiffen am Ochsenfurter Mainufer könnten also bald die bekannten Würzburger Ausflugsdampfer hinzu kommen. Und da auch die Umgebung bus- und touristengerecht gestaltet werden soll – ist die Stadt für die Schiffstouristen gerüstet. Bleibt nur zu hoffen, dass der eine oder andere auch den Weg über die Alte Mainbrücke in die Altstadt findet. Zur Not gibt's ja auch noch die Nixe, die gleich nebenan anlegt und die Ausflügler ans andere Ufer bringt.