Anna Steinmann aus Sommerhausen ist die erste Deutsche Destillatkönigin. Am Wochenende wurde sie in Owen, dem Sitz des Kleinbrennerverbands Nord-Württemberg, gewählt. Dabei hat sie sich gegen zwei Mitbewerberinnen und einen Mitbewerber durchgesetzt. Zwei Jahre lang wird die 25-jährige Winzerin und Brennerin nun den Bundesverband der deutschen Klein- und Obstbrenner bei zahlreichen Messen und Veranstaltungen repräsentieren. In den Alltag zurückgekehrt, destilliert Anna Steinmann gerade vergorene Birnenmaische zu einem Christ-Brand und hat zwischendurch Zeit für ein Interview.
Frage: Erst mal herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur Deutschen Destillatkönigin. Wie haben Sie die Wahl erlebt?
Anna Steinmann: Sehr schön, es war spannend, sehr aufregend, allein schon, die Mitbewerber kennenzulernen. Es hat mir auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht.
Wie viel Schnaps muss man eigentlich trinken, um Deutsche Destillatkönigin zu werden?
Steinmann: Das hat damit nichts zu tun, sondern damit, dass man Destillate und Brände beschreiben kann, die Unterschiede erkennt und weiß, wie so etwas hergestellt wird und welche Arbeit dahinter steckt.
Darf man überhaupt Schnaps sagen?
Steinmann: Umgangssprachlich darf man das, aber ich finde Worte wie Destillat, Brände oder Geiste deutlich schöner.
Wie haben Sie denn die Jury überzeugt? Was waren Ihre Stärken?
Steinmann: Ich glaube, weil ich einfach ich selber geblieben bin. Als ich auf der Bühne gesprochen habe, hab ich mich nicht irgendwie verstellen müssen. Ich denke, das hat mir sehr viel gebracht.

Haben Sie eine Vorstellung, was jetzt auf Sie zukommt? Wie viele Termine sie absolvieren müssen? Immerhin sind Sie ja die erste Deutsche Destillatkönigin.
Steinmann: Ja, so ein bisschen schon. Das erste große Highlight wird die Grüne Woche in Berlin Ende Januar sein. Und dann werde ich sicher bei vielen Brennereien und Destillatmessen zu Besuch sein.
Haben Sie eine Stellvertretung, die Sie unterstützt?
Steinmann: Ja, mit mir wurde Denise Meyer aus Lautertal bei Coburg zur ersten Deutschen Destillatprinzessin gewählt. Wir machen das quasi zu zweit.
Das klingt nach fränkischer Übermacht im Kreis der Obst- und Kleinbrenner.
Steinmann: Der Schwerpunkt liegt ganz klar in Bayern und Baden-Württemberg. Das hängt damit zusammen, dass es Kleinbrenner bis zum Ende des Branntweinmonopols 2018 in anderen Bundesländern gar nicht gab. Der Norden zieht erst jetzt langsam nach.
Hat man in Sommerhausen schon von Ihrer Wahl erfahren?
Steinmann: Ja, ich habe schon viele Glückwünsche entgegennehmen dürfen.
Gemeinsam mit Ihrer Schwester führen Sie ein Weingut und Ihre Brennerei. Bleibt neben Ihrem neuen Amt überhaupt noch Zeit für den Betrieb?
Steinmann: Auf jeden Fall. Ich hab mich ja bewusst für das Amt beworben, weil ich die Branche voranbringen, weil ich was verändern will. Und ich habe dabei sehr großen Rückhalt von meiner Familie. Deshalb lässt sich das gut vereinbaren.

Manche Menschen sehen Produktbotschafterinnen kritisch, weil es dabei nach ihrer Meinung nur um junge Frauen geht, die lächeln und gut aussehen müssen. Was halten Sie dem entgegen?
Steinmann: Das ist eben nicht der Fall. Ich musste mich bei der Wahl einer Fachbefragung stellen, und die Jury passt schon genau auf, dass jemand gewählt wird, der sich gut auskennt und beispielsweise auf Messen kompetent auftreten kann. Außerdem geht es ja nicht nur um junge Frauen. Der Verband hat das Amt bewusst neutral ausgeschrieben. Drei Frauen und ein Mann haben sich beworben. Es hätte also auch ein Destillatkönig gewählt werden können. Wir haben in Sommerhausen ja auch einen Weinprinz. Die Zeiten haben sich geändert.

Wenn Sie sagen, dass Sie die Branche voranbringen wollen, was meinen Sie damit?
Steinmann: Zum einen will ich zeigen, welche tollen Produkte wir hier im Land haben. Wenn ich etwas Gutes trinken will, dann muss das nicht von irgendwo hergefahren werden. Dann geht es mir um die Botschaft, was wir Brenner zur Biodiversität beitragen, etwa zum Erhalt von Streuobstwiesen oder alten Obstsorten. Und schließlich möchte ich gerne bei einer jüngeren Zielgruppe das Interesse an edlen Bränden wecken.
Damit bewegen Sie sich aber auf einem schmalen Grat. Schließlich ist Alkohol auch ein Rauschmittel, das der Gesundheit schadet.
Steinmann: Ja, aber zu viel Fleisch und Süßigkeiten sind auch nicht gesund. Deshalb ist es wichtig, die Grenzen zu kennen und bewusst zu genießen. Wenn man dann mal Alkohol trinkt, dann sollte es schon etwas Edles sein.