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Würzburg: Anonyme Aktivisten wollen mehr Würzburger Straßen umbenennen

Würzburg

Anonyme Aktivisten wollen mehr Würzburger Straßen umbenennen

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    Ebenfalls kurzzeitig umbenannt: Aus dem Kardinal-Faulhaber-Platz wurde der "Platz der Menstruation".
    Ebenfalls kurzzeitig umbenannt: Aus dem Kardinal-Faulhaber-Platz wurde der "Platz der Menstruation". Foto: Thomas Obermeier

    Am Donnerstag wird sich der Stadtrat mit der Frage beschäftigen, ob einige Würzburger Straßen umbenannt werden oder zumindest ergänzende Hinweise erhalten. Im Gespräch sind derzeit neun Namensgeber, darunter in Würzburg so bekannte Personen  wie der Maler und Galerieleiter Heiner Dikreiter oder der Mozartfest-Begründer Hermann Zilcher. Konkrete Entscheidungen zu einzelnen Straßen werden am Donnerstag aber nicht erwartet. 

    Eine vom Stadtrat beauftragte Kommission aus Historikern und Stadtratsmitgliedern hatte vier Jahre lang die Namensgeber Würzburger Straßen auf ihre Verstrickung ins NS-Regime untersucht und in ihrem Abschlussbericht für neun Straßen Handlungsbedarf gesehen (wir berichteten).  

    Geht es nach einer anonym agierenden Gruppe namens "NebenAn Kollektiv", so führt die Arbeit der Kommission allerdings nicht weit genug. "Diese wenigen Handlungsempfehlungen als Ergebnis eines fünfjährigen Prozesses sind beispielhaft für die Unentschlossenheit und Unvollständigkeit, mit der das Thema angegangen wird", heißt es in einer Pressemitteilung – wobei sich die Kritik nicht gegen die Arbeit der Kommission, sondern gegen ihr "beschränktes Mandat" richtet, das nur Personen mit Bezug zur NS-Zeit zum Inhalt hatte.

    Mehrere Straßenschilder überklebt

    Das "NebenAn Kollektiv", das auf eine Anfrage der Redaktion bisher nicht reagierte, will, dass ein kritischer Blick auf alle Namensgeber Würzburger Straßen gerichtet wird. In einer ersten Aktion hatte die Gruppe zu Wochenbeginn bereits die Schilder einiger Straßen und Plätze überklebt, "deren vorherige Namensgeber durch ihr Handeln antidemokratische Wertevorstellungen aufzeigten und nachweislich menschenverachtende Ideologien vertraten", wie es in der Pressemitteilung heißt. Dazu zählten unter anderem der Wittelsbacherplatz, die Juliuspromenade und der Simon-Blenk-Weg. 

    Der Kommunalpolitiker Blenk (1909-1977) sei so durch antisemitische Äußerungen aufgefallen und habe dem Schriftsteller Leonhard Frank "Brunnenvergiftung" vorgeworfen, so das "NebenAn Kollektiv". Anstelle Blenks schlagen die Aktivisten den Namen der 1943 in Würzburg geborenen Sintezza Rita Prigmore vor, die als kleines Kind von den Nazis für medizinische Versuche missbraucht wurde und die 2013 den Würzburger Friedenspreis erhielt

    Für den Wittelsbacherplatz schlägt das "NebenAn Kollektiv" den Namen "19. Februar-Platz" vor.
    Für den Wittelsbacherplatz schlägt das "NebenAn Kollektiv" den Namen "19. Februar-Platz" vor. Foto: Thomas Obermeier

    Für die nach Julius Echter (1545-1617) benannte Promenade schlägt die Gruppe eine "Maji-Maji-Allee" vor, benannt nach einer 1905 bis 1907 existierenden Widerstandsbewegung gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika. Der Wittelsbacherplatz solle "19. Februar-Platz" heißen und damit an die Opfer des rechtsextremen Attentats von Hanau in diesem Jahr erinnern. Aus dem Kardinal-Faulhaber-Platz – er kommt auch im Kommissionsbericht vor –  solle der "Platz der Menstruation" werden, um "Tabus zu brechen" und "ein Zeichen für die Normalität der Menstruation" zu setzen, wie es heißt. 

    Was die überklebten Straßenschilder betrifft, so sollen diese im Lauf der Woche wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden, so Stadt-Pressesprecher Georg Wagenbrenner. Ob die Stadt Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet, stehe noch nicht fest und hänge davon ab, ob die Schilder bei der Aktion beschädigt wurden.

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