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Würzburg: Anstieg bei Influenza-Fällen: Wem und warum Ärzte jetzt noch zu einer Impfung gegen die Grippe raten

Würzburg

Anstieg bei Influenza-Fällen: Wem und warum Ärzte jetzt noch zu einer Impfung gegen die Grippe raten

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    Wird Älteren, chronisch Erkrankten und Menschen mit vielen Sozialkontakten empfohlen: die Grippeschutzimpfung. 
    Wird Älteren, chronisch Erkrankten und Menschen mit vielen Sozialkontakten empfohlen: die Grippeschutzimpfung.  Foto: Zacharie Scheurer, dpa

    In den unterfränkischen Hausarztpraxen herrscht derzeit Hochbetrieb, in den Wartezimmern wird gehustet und geschnieft. Während die Corona-Infektionen zuletzt rückläufig waren, treten jetzt verstärkt Erkältungskrankheiten auf. Außerdem registriert das Robert Koch-Institut (RKI) stetig mehr Grippefälle. Ein Überblick über die Lage - und was man tun kann und sollte.

    Ist die befürchtete Grippewelle schon angelaufen?

    Während in den vergangenen beiden Jahren die winterliche Grippewelle praktisch ausgefallen ist, startet sie in diesem Jahr früher als in den Jahren vor der Pandemie. Fachleute hatten dies wegen der aufgehobenen Corona-Schutzmaßnahmen und einer geschwundenen Immunität befürchtet. Das RKI hat in seinem aktuellen Wochenbericht den Beginn der Grippewelle rückwirkend auf die letzte Oktoberwoche datiert. Denn der Anteil an positiven Influenzaproben steigt kontinuierlich an.

    Noch gibt es keine große Welle, aber die Zahl der Influenza-Nachweise ist laut RKI im Moment deutlich höher als früher im Herbst. Für die erste November-Woche wurden bundesweit mehr als 2100 Grippe-Fälle übermittelt – seit Oktober insgesamt 8330. Zuletzt wurden besonders viele Influenzafälle aus Bayern und Nordrhein-Westfalen gemeldet. 

    Wie ist die Grippe-Situation in Unterfranken?

    In Unterfranken lasse sich noch keine beginnende Welle erkennen, sagt der Bezirksvorsitzende des Hausärzteverbandes, Dr. Christian Pfeiffer. Zumindest in seiner eigenen Praxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) habe es bislang noch keine Fälle gegeben. Vor allem Patientinnen und Patienten mit normalen Erkältungen oder Corona-Infektionen kämen derzeit in die Praxen. Die echten Influenzafälle würden in den kommenden Wochen freilich nicht ausbleiben, sagt Pfeiffer. Vor Corona begann die Grippewelle dem RKI zufolge meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. 

    Gibt es in diesem Herbst mehr Erkältungen?

    Die Zunahme bei Erkältungen in den Hausarztpraxen deutlich zu spüren – vor allem im Vergleich zu den letzten beiden Jahren, als Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen und Abstandsgebote die Ausbreitung von Viren eindämmten. Nun sind Menschen wieder ohne Schutz in größeren Mengen zusammen, Viren können sich leichter übertragen. Dass nun sogar eine stärkere Erkältungswelle rollt als vor Corona, sieht Allgemeinmediziner Pfeiffer aber nicht. Seine Beobachtung: "Die Patienten sind vorsichtig und gehen vielleicht eher zum Arzt wegen einer Krankmeldung, um niemanden auf der Arbeit der Ansteckungsgefahr auszusetzen. Vor Corona wäre man öfters damit zur Arbeit gegangen."

    Unterfränkischer Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbandes: der Allgemeinmediziner Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg).
    Unterfränkischer Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbandes: der Allgemeinmediziner Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Foto: Thomas Obermeier

    Sind die RS-Viren wieder auf dem Vormarsch?

    Neben der eigentlichen Influenza und der eher harmlosen Erkältung verursacht das so genannte RS-Virus teils gefährliche Atemwegserkrankungen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Bereits im Herbst 2021 sorgte das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV) für volle Kinderkliniken in Unterfranken. Auch aktuell ziehen die Zahlen wieder deutlich an. Die Symptome ähneln einem grippalen Infekt: Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. Bei schweren Verläufen kommt es oft zu einer Bronchitis, Bronchiolitis oder gar einer Lungenentzündung.

    Im Vergleich zur Vorwoche registriert das RKI jetzt deutlich mehr RSV-Diagnosen, betroffen seien vor allem Kinder im Alter bis vier Jahren. In den Kliniken soll deshalb verstärkt sowohl auf RSV als auch auf Influenzaviren getestet werden.

    Auch an der Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg werden seit drei Wochen deutlich mehr Säuglinge und kleine Kinder mit dem RS-Virus eingeliefert. Nach Auskunft von Prof. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Infektiologie und Immunologie, sind es derzeit etwa zehn Fälle pro Woche. Die behandelten Kleinkinder leiden meist unter Atemnot in Folge einer Bronchitis oder Lungenentzündung.

    Hinzu kommen an der Kinderklinik schon seit einigen Wochen Influenza-Fälle. "Das ist erstaunlich früh", sagt Liese. Die Klinik sei damit doppelt belastet. Der Mediziner schließt nicht aus, dass zur Aufrechterhaltung der Akut-Versorgung bald geplante Behandlungen verschoben werden müssen. 

    Wem wird jetzt eine Grippeimpfung empfohlen?

    Laut Hausarzt Christian Pfeiffer ist die Grippeimpfung für alle Menschen "möglich und sinnvoll". Explizit empfohlen wird sie in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (Stiko) unter anderem Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichem Risiko, etwa Beschäftigten in der Pflege. Gerade Seniorinnen und Senioren wird dabei zu einem speziellen Hochdosis-Impfstoff geraten, der im höheren Alter eine bessere Wirksamkeit erreichen soll.

    Wann sollte ich mich spätestens gegen Grippe impfen lassen?

    "Am besten jetzt", sagt Hausarzt Christian Pfeiffer. Die Impfung brauche etwa 14 Tage, damit sie wirkt. "Es ist nicht zu spät, aber man sollte es nicht aufschieben." Ähnlich der Rat des Virologen Prof. Lars Dölken von der Universität Würzburg. Er empfiehlt Risikopersonen sowie Menschen mit vielen Sozialkontakten spätestens im November die Grippeimpfung: "Bis Januar würde ich nicht warten."

    Gibt es dieses Jahr in Unterfranken genügend Grippeimpfstoff?

    Für den unterfränkischen Hausärzteverband sieht Vorsitzender Pfeiffer die Versorgung mit Impfstoff gesichert – zumal sich der Run auf die Impfung noch in Grenzen hält: "Es lassen sich vor allem die Menschen impfen, die das jedes Jahr getan haben." Trotz aller Impfappelle scheint Pfeiffer die Nachfrage geringer als in den vergangenen zwei Jahren. 

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