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Würzburg: Ansturm auf Praxen und Kliniken: Grippewelle rollt durch Unterfranken und trifft auch Kinder stark

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Ansturm auf Praxen und Kliniken: Grippewelle rollt durch Unterfranken und trifft auch Kinder stark

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    Husten, Atemnot, hohes Fieber: Zahlreiche Kinder in Unterfranken stecken sich aktuell mit dem Grippevirus an.  
    Husten, Atemnot, hohes Fieber: Zahlreiche Kinder in Unterfranken stecken sich aktuell mit dem Grippevirus an.   Foto: Symbolbild: Getty Images

    Volle Arztpraxen und Kinderkliniken, teilweise leere Klassenzimmer: Die Grippewelle hat Unterfranken erreicht, immer mehr Menschen stecken sich mit dem Influenzavirus an. Bundesweit geht das Robert Koch-Institut (RKI) derzeit von etwa 7,9 Millionen akuten Atemwegserkrankungen aus. Vor allem bei Kindern steigt die Zahl der Grippefälle stark, hinzu kommt das RS-Virus. Einige Arztpraxen und Kliniken in der Region ächzen bereits unter den vielen Patienten.

    Laut RKI wurden in der Woche vom 20. bis 26. Januar bundesweit mehr als 31.000 bestätigte Grippefälle registriert, 15 Prozent der Betroffenen kamen ins Krankenhaus. Dabei seien die Fallzahlen "im Vergleich zur Vorwoche nochmals deutlich gestiegen und haben sich fast verdoppelt", schreibt das Institut. Insgesamt erkrankten in der aktuellen Grippesaison seit Oktober knapp 78.000 Menschen bundesweit an Influenza, 214 starben.

    Voll belegte Stationen in den Kinderkliniken der Region

    Besonders betroffen sind momentan Kinder und Jugendliche. Bei den Schulkindern (5 bis 14 Jahre) hat sich die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen nach Angaben des RKI seit dem Jahreswechsel mehr als verdoppelt und ist so hoch wie zum Höhepunkt der Grippewelle der beiden Vorsaisons. 

    Das bundesweite Bild spiegelt sich in Unterfranken. In der letzten Woche sei die Grippewelle "richtig losgegangen", bestätigt Prof. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Infektiologie an der Kinderklinik der Würzburger Uniklinik. Auf den Stationen mussten zahlreiche kleine Patienten mit Atemwegsinfektionen aufgenommen werden, vor allem Kleinkinder unter fünf Jahren.

    Häufig zeigten die Erkrankten eine Infektion der unteren Atemwege, eine Bronchitis oder Lungenentzündung, so Liese. Teilweise mussten Kinder auch aufgrund hohen Fiebers und einer Trinkschwäche stationär aufgenommen und mit Flüssigkeit versorgt werden. 

    "Unsere Stationen sind maximal belegt", sagt auch Prof. Christina Kohlhauser-Vollmuth, Chefärztin der Missio Kinderklinik am Klinikum Würzburg Mitte. "Wir bemühen uns darum, weiterhin alle Patientinnen und Patienten in unserer Klinik aufzunehmen". Die Grippe mache derzeit rund zwei Drittel aller Krankheitsfälle aus, betroffen seien alle Altersgruppen. "Sie leiden unter Fieber und einem stark reduzierten Allgemeinzustand", so die Chefärztin. Hingegen sei die Anzahl an RSV-Infektionen deutlich niedriger als in den Vorjahren, "möglicherweise" ein Effekt der neuen Impfung.

    Auch in Praxen der Region wird derzeit massenhaft gehustet und geschnieft

    Auch das Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus registriert mehr und mehr Atemwegsinfektionen. "Die Stationen sind sehr voll", sagt Sprecher Christian Kirchner. Die Infektwelle sei im Vergleich zu den Vorjahren "stärker ausgeprägt", teilweise mit schweren Verläufen, bei denen die Patienten intensivmedizinisch betreut werden mussten und müssen. Grippe treffe dabei alle Altersstufen, RSV hauptsächlich kleinere Kinder.

    Nicht nur in den Kliniken, auch in Praxen der Region wird massenhaft gehustet und geschnieft. Die Zahl der Grippepatienten steige "Woche für Woche", sagt Dr. Arman Behdjati-Lindner, einer der beiden Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) für Kinder- und Jugendmedizin Haßberge in Haßfurt.

    Momentan zählten er und seine Kollegen bis zu 20 Grippeerkrankte pro Tag. "Wir sind voll", so Behdjati-Lindner. Sollten die Zahlen wie in den letzten Jahren weiter steigen, käme das MVZ in zwei, drei Wochen an die "Grenze zur Überlastung".

    An manchen Schulen im Landkreis Haßberge haben sich Krankmeldungen vervierfacht

    Das starke Infektionsgeschehen zeigt sich im Landkreis Haßberge auch in den Grund- und Mittelschulen. Laut Schulamtsdirektorin Susanne Vodde müssen krankheitsbedingt derzeit deutlich mehr Schülerinnen und Schüler zuhause bleiben.

    Die Krankmeldungen hätten sich innerhalb der letzten drei Wochen mindestens verdoppelt – an manchen Schulen auch verdreifacht oder sogar vervierfacht. Bis dato müssen aber noch keine Klassen zusammengelegt werden, auch Distanzunterricht wie zu Corona-Zeiten ist noch kein Thema.

    Plätze bleiben leer, aber zu komplett leeren Klassenzimmern führt die aktuelle Grippewelle bisher nur selten. 
    Plätze bleiben leer, aber zu komplett leeren Klassenzimmern führt die aktuelle Grippewelle bisher nur selten.  Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa

    Andere Regionen Unterfrankens scheinen von der Grippewelle weniger stark betroffen, wie eine Umfrage bei den Schulämtern ergab. So berichten die Landkreise Kitzingen und Bad Kissingen zwar von einem spürbaren Anstieg der Krankheitsfälle in den Schulen, dieser bewege sich aber noch im jahreszeitlich üblichen Rahmen.

    Distanzunterricht bleibt bisher noch die Ausnahme

    Auf Distanzunterricht müsse tageweise nur in "sehr seltenen Fällen" umgestellt werden, so die Bad Kissinger Schulamtsdirektorin Birgit Herré. Eine Notbetreuung bleibe an den Schulen immer gewährleistet. Vereinzelt müssten wegen des krankheitsbedingten Ausfalls von Lehrkräften auch Klassen zusammengelegt werden.

    Über die Notwendigkeit von Distanzunterricht entscheidet in Bayern laut Schulordnung die für den Infektionsschutz zuständige Behörde, das sind die Gesundheitsämter. Auch bei außergewöhnlicher Witterung oder Ereignissen ist Distanzunterricht denkbar.

    In den Hausarztpraxen der Region ist die Grippewelle mittlerweile voll angekommen. "Der Ansturm ist da", bestätigt Joachim Lentzkow, Vorstandsbeauftragter für Unterfranken bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). In seiner Praxis in Goldbach (Lkr. Aschaffenburg) sehe er pro Tag etwa zehn Grippepatienten, vor allem Menschen über 60 Jahre. Schwere Verläufe mit Krankenhauseinweisungen kämen etwa ein- bis zweimal pro Woche vor.

    Letztes Jahr sei die Welle "gefühlt milder" verlaufen, "da war aber die Impfquote auch deutlich höher", so Lentzkow. In dieser Saison habe sich eine gewisse Impfmüdigkeit bei den Menschen gezeigt, er und die meisten Kollegen hätten noch zahlreiche Impfdosen übrig. Das sei problematisch, denn Ungeimpfte würden deutlich schwerer erkranken. Nach Experten-Einschätzung ist es für eine Grippeimpfung Anfang Februar zwar spät, aber nicht zu spät.

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