Nachdem am Samstag rund 1300 Menschen mit einer Demonstration ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rassismus in Würzburg setzten, schlugen am Sonntag die Ausländer-Feinde zu: Im Umfeld des Hauptbahnhofs brachten sie mit Rasierklingen präparierte Aufkleber an. Ein Student verletzte sich daran.
„Gib Islam keine Chance“ steht auf den Stickern, den „Gib Aids keine Chance“-Aufklebern nachempfunden. Als ein 22-Jähriger am Sonntagnachmittag ein Sticker entfernen wollte, verspürte er einen stechenden Schmerz: Unter dem Aufkleber waren zwei Rasierklingen versteckt. Wer ihn abzukratzen versuchte, musste sich zwangsläufig verletzten.
Der Student, der oberflächliche Schnittwunden erlitt, alarmierte die Polizei. „Unsere Kollegen haben in der Umgebung des Hauptbahnhofs mehrere dieser Aufkleber festgestellt und entfernt“, erklärt Polizeisprecher Björn Schmitt auf Anfrage. Alle Sticker mit der islamfeindlichen Aufschrift seien auf der Rückseite mit je zwei Rasierklingen präpariert gewesen. Über die genaue Zahl der sichergestellten Aufkleber wollte Schmitt sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Derzeit untersucht die Kripo die Spuren auf den Stickern.
Jürgen Neuwirth, Kreisrat im Landkreis Main-Spessart, der sich um die Webseite der „NoWügida“-Bewegung kümmert, hat Fotos eines der Aufkleber auf der Facebook-Seite der Gemeinschaft gepostet. Der Sticker pappte an einem Ampelmast an der Ecke Bahnhofstraße/Haugerring. Der 22-Jährige, der sich beim Ablösen verletzt und die Aktion angezeigt hat, sagt laut Neuwirth, das Papperl sei „in Augenhöhe eines Erwachsenen“ angebracht gewesen.
Auf Facebook herrscht Empörung über die perfide Aktion offensichtlich rechtsgerichteter Kreise. „Abartig“, „widerlich“, „unglaublich“, „wer so was tut, der tut auch Schlimmeres“, „hinterhältiges Pack“ lauteten die moderatesten Kommentare.
Anti-Islam-Aufkleber und anderes Material mit „rechten und patriotischen Zitaten und Aussagen“ werden hauptsächlich über das Internet vertrieben. 1000 Sticker kosten rund 60 Euro. Die Homepages der Vertreiber haben oft kein Impressum, Kontaktaufnahme ist meistens nur über ein anonymisiertes Formular möglich.
Zeugen gesucht: Die Polizei bittet um Hinweise. Wer am vergangenen Wochenende Verdächtiges beobachtet hat, soll sich mit der Kripo Würzburg in Verbindung setzen: Tel. 0931-457 1732