Im Streit um umstrittene Äußerungen des Würzburger Philosophieprofessors Wolfgang Schröder auf der Plattform X hat der Präsident der Julius-Maximilians-Universität, Professor Paul Pauli, ein "dienstrechtliches Verfahren" gegen den Wissenschaftler eingeleitet.
Laut Uni-Sprecherin Esther Knemeyer will die Hochschulleitung auf diesem Wege klären, ob Schröders mutmaßlich antisemitische und israelkritische Kommentare in den sozialen Medien einen Verstoß gegen das im Bayerischen Beamtenrecht geforderte Mäßigungsgebot darstellen - oder gedeckt sind durch die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit.
Würzburger Philosoph kritisiert auf X Israel und die deutsche Politik
Der 56-jährige Philosoph, der eine Professur am Institut für Systematische Theologie innehat, kritisierte auf X immer wieder nicht nur das Vorgehen Israels im Nahen Osten vehement, sondern auch die deutsche Politik. Dabei ergriff er auch Partei für pro-palästinensische Aktivitäten an deutschen Hochschulen. Weiter beklagte Schröder eine "Desinformationsstrategie" der öffentlich-rechtlichen Medien im Hinblick auf "mutmaßliche israelische Kriegsverbrechen und Verfassungsbrüche".

Dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, dem Würzburger Josef Schuster, warf Schröder in einem Kommentar eine "hanebüchene Genozid-Verharmlosung" vor. Schuster hatte zuvor die heftige Kritik von Amnesty International am Vorgehen Israels im Gazakrieg als "Terrorrelativierung" zurückgewiesen. Daraufhin forderte der Professor den Zentralratspräsidenten zum Rücktritt auf.
Spaenle beklagt "üble antisemitische Verschwörungstheorie"
Ludwig Spaenle, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, zeigte sich entsetzt über einen Post, in dem der Wissenschaftler spekuliert, inwieweit CDU und CSU ein "Opfer" von Schuster seien. In ihrem Programm zur Bundestagswahl heiße es, schreibt Schröder da, sie würden von Parteien, Wissenschaft, Medien und Kultur die Klarstellung erwarten, "dass es in ihren Reihen keinen Raum für antisemitische Ansichten gibt".
Für CSU-Politiker Spaenle erinnern diese Äußerungen an die "üble antisemitische Verschwörungstheorie" vom Juden, "der scheinbar mit finsteren Einflüssen eine große Volkspartei zum 'Opfer' macht".

Der Würzburger Uni-Präsident Pauli hatte nach einem Gespräch mit Schröder zunächst Vizepräsidentin Professor Anja Schlömerkemper, die in der Unileitung für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit zuständig ist, sowie die Antisemitismusbeauftragte der Universität, Isabel Fraas, um eine "hochschulinterne Prüfung" der Vorwürfe gebeten.
"Aufgrund des Ergebnisses der Prüfung" habe Pauli nun das dienstrechtliche Verfahren beim Justiziariat der Universität in die Wege geleitet, so Esther Knemeyer. Was genau den Ausschlag dazu gab, sagt die Sprecherin mit Verweis auf die laufenden Gespräche nicht. Ziel sei eine Klärung - nicht zuletzt auch im Interesse des Beamten.
Ein mögliches Fehlverhalten könnte laut Beamtenrecht mit einem Verweis oder einer Geldbuße geahndet werden. Ein Ergebnis des Verfahrens könne auch sein, dass Schröder sich korrekt verhalten habe, heißt es von der Universität.
Uni Würzburg erwartet keine schnelle Entscheidung in der "Angelegenheit"
Die "Angelegenheit" habe hohe Priorität, teilt Knemeyer mit. Mit einer Entscheidung in den nächsten Wochen sei aufgrund "bestimmter gesetzlicher Fristen, unter anderem auch für Stellungnahmen des Beamten" aber nicht zu rechnen.
Auf Nachfrage dieser Redaktion schreibt Wolfgang Schröder, es sei ihm beamtenrechtlich untersagt, sich im laufenden Verfahren gegenüber der Presse inhaltlich zu äußern. Da bitte er um Nachsicht. Anfang Januar hatte der Professor erklärt, seine Kommentare bei X seien "private Äußerungen".
Auf der Plattform ist Schröder derweil weiter sehr rege unterwegs. Kommentare zur Nahost-Politik finden sich zuletzt aber keine mehr.