Es soll Bayerns größtes Bergwerk werden: Der Knauf-Konzern aus Iphofen bei Kitzingen will in drei Jahren bei Altertheim im Landkreis Würzburg damit beginnen, Gips aus der Erde zu holen. Die Genehmigung dafür hat das Unternehmen jetzt beantragt: Die Unterlagen sind am 27. November digital beim Bergamt Nordbayern eingegangen, bestätigt die Regierung von Oberfranken auf Anfrage. Damit beginnt für das Vorhaben die entscheidende Phase.
Das Bergamt hat seinen Sitz an der Regierungsbehörde in Bayreuth und ist auch für Unterfranken zuständig. Es prüft nun, ob das Gips-Bergwerk gebaut werden darf. Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Plänen von Knauf.
Wann wird die Öffentlichkeit über das Knauf-Projekt informiert und wie läuft die Prüfung?
Wann das Bergamt die Entscheidung fällt, "ist ganz schwer zu prognostizieren", sagt Amtsleiter Norbert Weiß. Erst müssten 70 Fachstellen darlegen, was sie von dem Vorhaben halten. Darunter sind laut Weiß Naturschutz- und Wirtschaftsverbände sowie Behörden wie das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg.
Der Regierung von Oberfranken zufolge werden die Bergwerkspläne im Januar bis Mitte oder Ende Februar 2025 unter anderem in den Gemeinden rund um das geplante Bergwerk ausgelegt. Dann könne sich die Bevölkerung über Details des Vorhabens informieren. Die Pläne seien in dieser Zeit auch auf der Internetseite des Bergamtes zu finden.
Liegen alle Stellungnahmen der Fachstellen vor, muss die Regierung von Unterfranken in Würzburg entscheiden, ob das Bergwerk mit der überörtlichen Raumplanung in Einklang steht. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob das Knauf-Vorhaben dem Schutz des Grundwassers entgegensteht.
Die Entscheidung der Regierung von Unterfranken fließe in das Genehmigungsverfahren am Bergamt Nordbayern ein, sagt Weiß. Es sei damit zu rechnen, dass die Regierung von Unterfranken "drei bis sechs Monate" für die sogenannte vereinfachte Raumverträglichkeitsprüfung brauche.
Was könnte dazu führen, dass das Bergwerk abgelehnt wird?
Vor allem der Plan, ein Trinkwasserschutzgebiet im Westen von Würzburg großflächig zu erweitern, kann einer Genehmigung entgegenstehen. Die Stadt Würzburg mit ihren 130.000 Einwohnerinnen und Einwohnern will damit erreichen, dass das Trinkwasser für 65.000 Menschen in der Stadt auf Jahrzehnte hinaus gesichert bleibt.
Das Bergwerk läge mitten in dem erweiterten Schutzgebiet. Kritiker befürchten, dass der Stollen vor allem die Fließrichtung des Grundwassers zulasten der Trinkwassergewinnung an den Zeller Quellen verändert.
Knauf hat ein Gutachten eines Tochterunternehmens von TÜV Nord vorgelegt, das anhand von 19 Bohrungen in den vergangenen vier Jahren beweisen soll, dass das Bergwerk keine Gefahr für das Grundwasser in der Altertheimer Mulde und damit für die Versorgung Würzburgs bedeutet. Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH zweifelt dieses Gutachten massiv an.

Wenn Knauf die Genehmigung für das Bergwerk erhält, beginnt dann sofort der Gipsabbau?
Genehmigung heißt noch nicht sofortiger Abbau. Die Genehmigung bedeute nur, dass Knauf dann die oberirdische Baustelle einrichten darf, teilt das Bergamt mit. Für den Bau des Zugangsstollens und des Schachtes müsse der Konzern Sonderbetriebspläne vorlegen. Dabei geht es um Betriebsgenehmigungen allein aus bergrechtlicher Sicht. Erst wenn diese erteilt worden sind, könne Knauf mit dem Bau von Stollen und Schacht beginnen.

Warum will Knauf ausgerechnet bei Altertheim Gips abbauen?
Das Vorkommen bei Altertheim gilt als besonders ergiebig. Knauf will dort nach eigenen Angaben bis zu 60 Jahre lang in der Spitze eine Million Tonnen Gips aus der Erde holen. Der Gips soll im Knauf-Werk in Iphofen weiterverarbeitet werden.
Der Weltmarktführer steht unter Zeitdruck: Bislang versorgte sich Knauf zu weiten Teilen mit synthetischem REA-Gips aus Entschwefelungsanlagen von Kohlekraftwerken. Weil diese Kraftwerke in Deutschland bis 2038 abgeschaltet werden sollen, entfällt für Knauf eine wichtige Rohstoffquelle.
Knauf will deshalb auch im Südharz an Naturgips kommen – oberirdisch. Weil das dortige Gebiet aber unter Naturschutz steht, sorgt das für Proteste in der Bevölkerung.
Welche Dimensionen hat das geplante Gips-Bergwerk von Knauf?
Das geplante Abbaugebiet hat nach Angaben von Knauf eine Fläche von 7,1 Quadratkilometern. Das entspricht etwa der Fläche der 9600-Einwohner-Gemeinde Höchberg bei Würzburg. "Wir planen, mit dem Abbau im Jahr 2027 zu beginnen", teilt Unternehmenssprecher Andreas Gabriel mit. Die Stollen lägen in einer Tiefe von 70 bis 130 Metern.
Laut Gabriel soll nur die Hälfte des Gesteins aus dem "Bergwerk Altertheimer Mulde" geholt werden. Die andere Hälfte bleibe als meterdicke Stützen in der Erde, um das Bergwerk nach oben abzusichern.