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Würzburg: Arbeitsrecht: In Unterfranken wird weniger  gestritten, aber die Gewerkschaft fürchtet, dass sich dies bald ändern könnte

Würzburg

Arbeitsrecht: In Unterfranken wird weniger  gestritten, aber die Gewerkschaft fürchtet, dass sich dies bald ändern könnte

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    Kündigungen sorgen oft für Streit zwischen Beschäftigten und ihrem Unternehmen. Dieser Streit landet dann mitunter vor dem Arbeitsgericht.
    Kündigungen sorgen oft für Streit zwischen Beschäftigten und ihrem Unternehmen. Dieser Streit landet dann mitunter vor dem Arbeitsgericht. Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolbild)

    Lockdown, Kurzarbeit, Flaute: Die Corona-Pandemie war für die Wirtschaft eine heikle Zeit. Doch der soziale Frieden in der Region blieb offenbar intakt, wie aktuelle Zahlen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigen. Allerdings sieht der DGB dunkle Wolken aufziehen.

    Wenn Unternehmen wie während der Corona-Zeit den Gürtel enger schnallen müssen, kann das zu Lasten der Beschäftigten gehen. Was wiederum Nährboden bietet für Streit zwischen beiden Seiten, der dann mitunter vor den Gerichten landet.

    Wie viele Streitfälle es 2022 in Unterfranken gab

    Doch 2022 blieb es in Unterfranken in dieser Hinsicht vergleichsweise ruhig, wie die DGB Rechtsschutz GmbH am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Würzburg erläuterte. Die Tochtergesellschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes sieht sich bundesweit als größte Rechtsschutz-Anbieterin im Arbeitsrecht.

    Von den bundesweit knapp 105.000 Fällen im vergangenen Jahr seien 1270 in Unterfranken (2020: 1322) gewesen, sagte Vanessa Mahler. Sie ist Teamleiterin im Würzburger Büro der DGB Rechtsschutz GmbH. Die Zahl der Fälle habe sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.

    Über was in der Region gestritten wurde

    Zwei Drittel der Rechtsstreitigkeiten fielen ins Arbeitsrecht. Der Rest betraf vor allem Sozialrecht, worunter zum Beispiel juristische Auseinandersetzungen zu verstehen sind, die mit Schwerbehinderten-Status, Erwerbsminderungsrente oder Reha-Maßnahmen zu tun haben.

    Was das Arbeitsrecht angeht, wurde laut Mahler am meisten über Lohn- und Gehaltsforderungen sowie Kündigungen gestritten. 661 der insgesamt 825 Fälle (2020: 828) landeten vor Gericht, der Rest sei außergerichtlich gelöst worden.

    DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching und Teamleiterin Vanessa Mahler von der DGB Rechtsschutz GmbH gehen davon aus, dass die Zahl der Streitfälle im Arbeitsrecht bald zunehmen wird.
    DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching und Teamleiterin Vanessa Mahler von der DGB Rechtsschutz GmbH gehen davon aus, dass die Zahl der Streitfälle im Arbeitsrecht bald zunehmen wird. Foto: Jürgen Haug-Peichl

    "Wir hatten mit mehr Fällen gerechnet", sagte Unterfrankens DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching. Dass die Corona-Pandemie nicht zu mehr Zündstoff zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern geführt hat, führt Firsching unter anderem auf die Wirkung der damals gängigen Kurzarbeit zurück: "Die politischen Hilfen des Staates waren richtig."

    99-mal sei der Rechtsschutz des DGB im vergangenen Jahr in Unterfranken wegen betriebsbedingter Kündigungen in Anspruch genommen worden, sagte Mahler weiter. In 2020 waren es 125 Fälle. Auch dieser Rückgang erstaunte Firsching: "Wir hatten mit einer Zunahme gerechnet." 

    DGB-Chef Firsching: Streitlust wird zunehmen

    Die DGB Rechtsschutz GmbH ist in Unterfranken für alle 98.000 Mitglieder der acht angegliederten Gewerkschaften wie IG Metall, Verdi oder IG BAU zuständig. Das entspricht laut Firsching knapp 20 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Regierungsbezirk. Insgesamt seien 2022 rund 2,9 Millionen Euro (2020: 3,7 Millionen Euro) zugunsten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erstritten worden, betonte Mahler.

    Dass die Streitlust in der Region in naher Zukunft zunehmen wird, davon geht DGB-Regionalchef Firsching aus. Grund: Immer mehr Betriebe geraten nach seiner Kenntnis wegen der allgemeinen Wirtschaftsflaute in Schieflage. Besonders in der Schweinfurter Industrie "ist die Auslastung zurückgegangen". Insgesamt sei der Industriestandort Deutschland auf keinem guten Kurs. "Wir haben Sorgen vor dem nächsten halben Jahr."

    Was der Wunsch nach mehr "Work-Life-Balance" verändert

    Hinzu komme, dass immer mehr Menschen eine andere Vorstellung vom Arbeitsleben als Beschäftigte früherer Generationen hätten, so Firsching. Der Blick auf das Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit ("Work -Life-Balance") sowie die Popularität von mobilem Arbeiten ("Homeoffice") hätten die Ansprüche der Beschäftigten erhöht. Auch das könne zu mehr Streits führen.

    Andererseits sei unter Beschäftigten die Hemmnis nach wie vor groß, gegen ihr Unternehmen vor Gericht zu ziehen, ergänzte Firsching. Insofern zeige die Zahl der Streitfälle nicht die ganze Wahrheit, manche Auseinandersetzung dringe nicht an die Öffentlichkeit. "Die Dunkelziffer ist hoch", war Mahler am Dienstag überzeugt.

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