Ein Nervenkrieg - so beschreibt Hanne Vogt ihren derzeitigen Gefühlszustand. Seit Tagen sitzen sie und ihr Mann Dietmar Wengel auf der indonesischen Insel Flores fest, während der aktive Vulkan Lewotobi Laki-Laki ihre Reisepläne durcheinanderbringt. Das Ehepaar aus Theilheim ist nicht allein – Tausende Urlauber in Asien sind von dem Vulkanausbruch betroffen, und Hunderte von Flugverbindungen wurden sowohl national als auch international gestrichen.
Der Vulkan hatte vor elf Tagen laut Medienberichten seine bisher schwerste Eruption: Glühende Gesteinsbrocken und Asche wurden kilometerweit in die Luft geschleudert, und mindestens zehn Menschen verloren in den Trümmern ihrer brennenden Häuser ihr Leben. Seither gab es weitere, zum Teil massive Ausbrüche, und die gesamte Region ist mittlerweile von einer dicken Schicht Asche bedeckt.
Das Ehepaar erfährt erst Tage später vom Vulkanausbruch
Von dem Ausbruch erfuhr das Ehepaar erst mit Verzögerung. "Wir waren hier auf Flores im Komodo-Nationalpark und mehrere Tage mit einem Zwölfmann-Boot auf Schnorcheltour – da hatten wir keinen Handyempfang", erzählt Hanne Vogt am Telefon. "Erst als wir zurückkehrten, haben wir von dem Vulkanausbruch gehört."

Ursprünglich war geplant, am Montag nach Denpasar auf Bali zu fliegen und von dort weiter nach Lombok. Die beiden befinden sich auf einer neunmonatigen Weltreise, doch nun wurden alle Flüge gestrichen. Der Versuch, online umzubuchen, blieb zunächst erfolglos. "Dann stürzten sich die Leute auf die einzige Fähre, die einmal pro Woche in 37 Stunden nach Bali fährt", berichtet die ehemalige Leiterin der Würzburger Stadtbücherei. "Aber die ist jetzt bis Anfang Dezember ausgebucht. Und wenn man sich die Rezensionen durchliest, muss das alles sehr chaotisch ablaufen."
Auch der internationale Flugverkehr ist betroffen
Das Paar wartet derzeit am Flughafen der Hafenstadt Labuan Bajo im Westen von Flores – während der Vulkan im Osten der Insel Asche speit. "Hier merken wir selbst wenig, abgesehen von der trüben Luft. Aber die Stimmung unter den Urlaubern wird zunehmend gedrückt", so Hanne Vogt. "Als dann am Dienstag die Nachricht kam, dass auch der internationale Flugverkehr betroffen ist, wurde uns langsam mulmig."

Die vergangenen Nächte verbrachten die Vogts in einer Unterkunft "zu einem überteuerten Preis", wie Vogt anmerkt. Dennoch sind sie froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, auf einer Insel festzustecken, auf der ein Vulkan ausgebrochen ist. Aber wenn man hier mit Einheimischen spricht, wird einem klar, dass sie ganz andere Sorgen haben." Mitarbeiter des Hotels, in dem sie übernachten, haben Angehörige in der Nähe des Vulkans. "Das relativiert die eigenen Empfindungen", sagt Hanne Vogt.
Der Flughafen ist leer
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, ihre Flüge umzubuchen, scheint es schließlich geklappt zu haben – doch auch diese Flüge wurden wieder abgesagt. Zum Zeitpunkt des Gesprächs mit der Redaktion befindet sich das Ehepaar zum vierten Mal am Flughafen, gespannt und müde nach stundenlangem Warten. Ob der Flug tatsächlich starten wird, bleibt ungewiss.
Von Chaos am Flughafen sei indes keine Spur. Im Gegenteil: "Es ist leer", berichtet sie. "Kein Schalter ist besetzt, kaum Personal zu sehen, nur ein paar wenige Touristen irren herum." Dem Ehepaar bleibe aktuell nichts anderes übrig als zu warten - und zu hoffen. Dennoch gibt sich Hanne Vogt zuversichtlich: "Wie sagt man in Köln so schön? Et hätt noch immer jot jejange."
Update: Am späten Mittwochnachmittag deutscher Zeit, informierte Hanne Vogt diese Redaktion, dass sie und ihr Mann "nach langer und ungewisser Wartezeit" nun endlich im Flieger nach Bali sitzen.