"Ich traue mir zu, den Tanker Stadtverwaltung zu steuern", sagt Judith Roth-Jörg beim politischen Ascherdonnerstag der CSU. Kaum ist der letzte Satz der Bürgermeisterin und jetzt auch OB-Kandidatin der CSU verhallt, springt Kabarettist Oliver Tissot auf. "Bravo", ruft er. Viermal und ziemlich laut.
Dabei habe er den Auftritt der OB-Kandidatin gar nicht so toll gefunden, gibt er zu. Er müsse aber "Bravo" rufen, weil Ehemann Wolfgang Roth, der auch CSU-Kreisvorsitzender werden will, das so möchte. "Sonst bekomme ich kein Geld."
Roth-Jörg hält sich zurück, Tissot haut drauf
Dabei schwingt reichlich feiner Spott mit, für den der Mittelfranke bekannt ist. Damit ist aber auch klar, wie der politische Ascherdonnerstag der CSU konzipiert ist. Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg tritt eher zurückhaltend auf – mit leisen Tönen und wenig scharfzüngig.
Tissot dagegen soll draufhauen und poltern. Dafür hat ihn der CSU-Kreisverband Würzburg-Stadt engagiert. Nach dem Fasching sollen noch einmal die Fetzen fliegen. So ist es in Bayern politische Tradition. In Würzburg fällt dieses Derblecken mit dem Beginn des OB-Wahlkampfs zusammen. Für den Kabarettisten aus Nürnberg ein dankbarer Zufall.

Für ihn gilt: "Wes Brot ich fress, des Lied ich sing." Dementsprechend spart er sich keine Spitzen, die vor allem auf Roth-Jörgs Gegenkandidatinnen und -kandidaten gemünzt sind. "Die Kandidatin von der SPD wird von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Wie bei Trump", lässt er seine erste Attacke auf Eva von Vietinghoff-Scheel los, weil gegen die freigestellte Vorständin des landkreiseigenen Kommunalunternehmens seit Anfang 2024 wegen des Verdachts der Untreue ermittelt wird.
Akten aus dem Giftschrank
Dabei sei es gar nicht schlimm, die Staatsanwaltschaft im Nacken zu haben, "schlimm ist, wenn ein Kandidat behauptet, er wäre heilig". Jetzt geht's Martin Heilig, dem OB-Kandidaten der Grünen und Roth-Jörgs Bürgermeisterkollegen, an den Kragen. Selbstverständlich hat der "moderne Hofnarr", wie Tissot sich selbst bezeichnet, vorher auch die Akten aus dem CSU-Giftschrank zu Heilig bekommen. Freilich weiß er vom Dienstwagen, den sich beide teilen müssen – was reichlich Konfliktpotenzial birgt.
Judith Roth-Jörg macht den Grünen gar den Vorwurf, sie seien ideologiedominiert. "Und das ist nie gut für die Demokratie", sagt die 49-jährige, die "ihren Werdegang in der CSU hart erarbeitet hat", wie sie sagt.

Seit elf Jahren ist sie im Stadtrat, seit fünf Jahren als Bürgermeisterin für Bildung, Schulen und Sport zuständig. Den Stadtrat habe sie als keinen guten Ort der Zusammenarbeit kennengelernt, weil er gespalten sei. "Vielleicht ist ja auch das der Grund, warum uns gerade so viele Führungskräfte verlassen. Denn Spaß macht das nicht mehr."
Zumindest am Ascherdonnerstag konnte sie mal lachen – Tissot sei Dank.