Die Nachtbusse sind zurück in der Stadt: Nach einem gescheiterten dreimonatigen Test vor sechs Jahren soll ab diesem Wochenende ein neues Konzept dafür sorgen, dass die Würzburger dauerhaft zu jeder Nachtzeit mit dem Bus in jeden Stadtteil fahren können. Premiere der neuen Linie 90 ist in der Nacht von Freitag, 4. November, auf Samstag. Zuvor hatten Oberbürgermeister Christian Schuchardt, WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer und die Initiatoren Stephan Hemmerich und Niklas Dehne schon mal zur Jungfernfahrt eingeladen.
Die Sonne sinkt und das Vergnügen beginnt – so steht es im druckfrischen Informationsheft des Verkehrsunternehmensverbunds Mainfranken (VVM), in dem alle Haltestellen und Fahrzeiten der Nachtbusse übersichtlich zusammengefasst sind.
Schuchardt: „so ein Angebot haben nicht alle Universitätsstädte“
„Ab sofort kommen alle Würzburger auch nachts sicher und preiswert mit dem ÖPNV nach Hause. Mit dem neuen Angebot erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch der Studierenden“, betonte Christian Schuchardt bei der Vorstellung der Linie 90 vor der Presse. Durch inzwischen insgesamt rund 37 000 Studierende an der Uni, der Fachhochschule und der Hochschule für Musik „steht der Nachtbus unserer Stadt gut an. So ein Angebot haben viele, aber nicht alle großen Unistädte“, so der OB.
„Mit dem neuen Angebot erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch der Studierenden.“
Stephan Hemmerich Student und Initiator Im Herbst 2010 startete die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) zuletzt eine Nachtbus-Testphase an den Wochenenden. Sie wurde nach drei Monaten beendet, weil nicht genug Fahrgäste einstiegen. „Wir sind uns sicher, dass wir das dieses Mal nicht erleben werden“, sagt Niklas Dehne. Er und Stephan Hemmerich von der Studierenden-Gruppe „Fachschaftsmitglieder – Erfahrung wählen“ haben das Projekt im vergangenen Jahr durch eine Petition ins Rollen gebracht. Dehne war auch federführend an der Ausarbeitung der Fahrpläne beteiligt. „Die Studierenden haben sich viele Gedanken gemacht, wir haben zusammen ein zügiges Projekt abgeliefert“, erläuterte WVV-Chef Thomas Schäfer.
Studierende helfen mit drei Euro je Semester bei der Finanzierung
Nach einigen Gesprächen vor der Sommerpause wurde das neue Nachtkonzept in den vergangenen beiden Monaten in allen zuständigen Gremien einstimmig auf den Weg gebracht, an den Details wurde bis Anfang Oktober gefeilt. Auch wenn alle Studierenden die Nachtbusse mit drei Euro pro Semesterticket solidarisch mitfinanzieren: „Das Angebot richtet sich an alle Bürger. Für uns ist wichtig, wie es sich entwickelt und ob es gut angenommen wird“, so Schäfer.
Daran haben die Initiatoren keine Zweifel: „Der Nachtbus-Fahrplan vor einigen Jahren war zu unübersichtlich und hatte zu viele Umsteigemöglichkeiten. Jetzt haben wir ein klar strukturiertes sternförmiges Netz mit einem zentralen Umsteigepunkt an der Juliuspromenade. Man wird von jedem Stadtteil in jeden Stadtteil kommen“, so Niklas Dehne.
Das bedeutet im Detail: In der Zeit zwischen 1 Uhr nachts und 5 Uhr morgens treffen sich in den Nächten von Freitag auf Samstag sowie Samstag auf Sonntag jeweils vier Busse zur gleichen Zeit einmal pro Stunde an der zentralen Haltestelle Juliuspromenade. Erreicht werden können von dort aus alle Stadtteile inklusive Heuchelhof, Rottenbauer, Versbach, Lengfeld, das Hubland und die Dürrbachau. Von Sonntag bis Donnerstag findet im selben Zeitraum ein eingeschränkter Nachtbusverkehr mit einem Fahrzeug statt. Studierende fahren dank Semesterticket auch nachts umsonst, für alle anderen Fahrgäste gelten die üblichen Fahrpreise in der Würzburger Großwabe.
Direkt angefahren werden auch alle wichtigen Veranstaltungsorte wie Mainfranken Theater, Bürgerbräu-Areal, Kulturspeicher/Cinemaxx, die Kneipenmeile Sanderstraße oder die Uni-Bibliothek am Hubland.
Petition der Studierenden ging voraus
„Wir haben das Projekt vor zwei Jahren in den Raum geworfen, eine Petition gemacht und konnten rund 2000 Unterschriften an den Oberbürgermeister übergeben. Dann haben wir gemeinsam mit den ÖPNV-Verantwortlichen der WVV die Grenzen des Machbaren ausgelotet“, erläuterte Stephan Hemmerich. Durch den Beitrag von drei Euro pro Student und Semester werde nicht nur ein attraktives Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger geschaffen: „Es zeigt auch, dass die Studierenden ihre Stadt konstruktiv und zum Wohl aller mitgestalten wollen“, so Hemmerich.
Über alle Nachtbus-Linien informiert der Verkehrsunternehmensverbund Mainfranken online auf www.vvm-info.de mit ausführlichen Info-Flyern, die im WVV-Infozentrum erhältlich sind.