Fast drei Jahre hat es gedauert, bis die Deutsche Flugsicherung (DFS) die Genehmigung dafür erteilt hat. Giebelstadt ist damit der einzige Landeplatz in Unterfranken, auf dem Starts und Landungen auch bei schlechtem Wetter möglich sind.
Donnerstagmorgen, kurz vor 8 Uhr. Flugplatzleiter Karl Herrmann atmet tief durch, bevor er die 96 Stufen nach oben in die Kanzel des Towers nimmt. Von dort, 18,5 Meter über der Rollbahn, hat er den besten Blick übers Gelände. Und stets alle Wetterdaten im Blick. Sogar die Wolkenhöhe kann er am Monitor ablesen.
Seit einem Jahr ist der Kontrollturm am Giebelstadter Flugplatz wieder mit technischem Gerät ausgestattet und damit gut gerüstet für den Instrumentenflugbetrieb GPS stand alone – wie das Verfahren in der Fachsprache heißt. Mit Hilfe von Satelliten-Navigation (GPS) – ein von den Amerikanern erfundenes Verfahren, das auch Navigationsgeräte in vielen Autos nutzen – und der Radar-Unterstützung durch die Flugsicherung ist nunmehr ein präziser Anflug auf den Flugplatz möglich. Bisher konnten Piloten die Landebahn nur im Sichtflug ansteuern. Ab einer Höhe von 1200 Metern durften keine Wolken mehr sein. Jetzt überqueren alle Flugzeuge, die hier landen wollen, in etwa 1,5 Kilometer Höhe ein Funkfeuer bei Rottenbauer und nehmen von hier aus im Sinkflug Kurs auf EDQG, wie der Giebelstadter Flugplatz im international gültigen Vier-Buchstaben-Code bezeichnet wird. Egal, welche Wetterbedingungen herrschen.
Über Funk melden die Piloten ihre Landung bei Karl Herrmann an. Der Flugplatzleiter gibt dann die aktuellen Wetterdaten nach oben weiter. Vor allem den Luftdruck. „Den braucht der Kapitän, um den Höhenmesser im Flugzeug richtig einstellen zu können. Ist das Gerät falsch eingestellt, kann es zu einem bösen Unfall kommen“, sagt der Hobbyflieger Herrmann. Ein paar Zusatzausbildungen hat er gebraucht, damit er im Tower arbeiten kann. So hat er von der Deutschen Flugsicherung und vom Deutschen Wetterdienst eine Einweisung bekommen.
381 Flugzeuge sind 2011 in Giebelstadt gelandet. Wie viele wegen schlechten Wetters nicht landen konnten, kann Herrmann nur schätzen. Er schätzt, dass es etwa 40 Flüge waren. Darunter – und das schmerzt ihn besonders – auch Flüge, die lebenswichtige Organe für Transplantationen an Bord hatten oder in Giebelstadt an Bord nehmen wollten. Diese können fortan rund um die Uhr in Giebelstadt landen und das bei fast jedem Wetter.
Auch den Geschäftsreisenden kommt der Instrumentenflug entgegen. Jörg Schanow, er gehört der Geschäftsleitung der Iphöfer Firma Knauf an, fliegt oft von Giebelstadt in die Welt hinaus. Oft wusste er Stunden vor dem Abflug noch nicht, ob er von Giebelstadt aus starten kann oder nach Nürnberg ausweichen muss.„Das hat oft Zeit gekostet“, sagt er.
Knauf hat mit dem Markt Giebelstadt den Flugplatz gekauft und viel in die Sicherheit investiert. Beispielsweise in eine neue Landebahnbefeuerung. Wenn Flugplatzleiter Herrmann alle Lichter der Landebahn hochfährt, ist diese so gut beleuchtet, dass Piloten und Passagiere meinen könnten, sie würden in Nürnberg oder Frankfurt landen – nicht in einem kleinen Vorort von Würzburg. „Dass die Flieger in Giebelstadt auch wieder voll tanken können, ist ein weiterer Vorteil,“ so Herrmann. Und wer erst einmal das hochmoderne Auto der Flugplatzfeuerwehr gesehen hat, der kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Für den Betrieb des Flugplatzes ist Armin Stumpf, Geschäftsführer der Flugplatz GmbH, zuständig. Natürlich komme auch der GmbH – dazu gehören Stadt und Landkreis Würzburg, der Landkreis Kitzingen, der Markt Giebelstadt, der Flugsportclub Giebelstadt und die Unternehmen Knauf, Südzucker und s.Oliver – das neue Verfahren zugute. „Ich erhoffe mir schon mehr Flugbewegungen“, sagt Stumpf. 3000 sind pro Jahr erlaubt. „Es gibt also noch genügend Luft nach oben“, so Stumpf. Fracht- oder touristische Verkehre schließt er aber aus. „Und schon gar keine Billigflieger“. Stattdessen nutzen Stars und Sternchen den Giebelstadter Flugplatz. Unbeobachtet von Paparazzi und Neugierigen landen sie auf dem ehemaligen Militärflugplatz. Schauspielerin Veronika Ferres beispielsweise. Oder Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Auch Franz Beckenbauer wurde schon mehrmals auf dem Rollfeld gesehen. Was die Promis in Würzburg machen? „Das fragen wir nicht“, sagt Karl Herrmann. „Verschwiegenheit gehört zum Geschäft, sonst könnten wir ja gleich schließen.“ Im Sommer, so heißt es, soll Musiker Elton John in Giebelstadt landen, wenn er in Würzburg ein Konzert gibt. Und sicher ist, dass er auf jeden Fall bei jeden Wetter landen und wieder starten kann.