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Würzburg/Fladungen/Kitzingen: Bedürfnisorientiert oder ganz streng? 6 Mütter und Väter aus Unterfranken sagen, wie sie ihre Kinder erziehen

Würzburg/Fladungen/Kitzingen

Bedürfnisorientiert oder ganz streng? 6 Mütter und Väter aus Unterfranken sagen, wie sie ihre Kinder erziehen

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    Vier Mütter und zwei Väter aus Unterfranken schildern ihre Erziehungsmethoden: (oben v.li.) Mirjam Schmitt, Petra Beckmann, Linda Schmidt, (unten v.li.) Benjamin von Malek , Veronika Druckenbrod und Frank Lauterbach. 
    Vier Mütter und zwei Väter aus Unterfranken schildern ihre Erziehungsmethoden: (oben v.li.) Mirjam Schmitt, Petra Beckmann, Linda Schmidt, (unten v.li.) Benjamin von Malek , Veronika Druckenbrod und Frank Lauterbach.  Foto: Gebert, Kiefer, Sauer , von Malek, Druckenbrod,  Lauterbach

    Bedürfnisorientiert oder klare Regeln? Mehr Freiheiten oder strenge Regeln und Autorität – was fördert das Wohl unserer Kinder am besten? Viele Eltern hinterfragen heute die traditionellen Erziehungsmethoden und wenden sich einer bedürfnisorientierten Erziehung zu.

    Doch parallel dazu steigt die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder in Schulen und Kindertagesstätten. Mangelt es manchen Kindern heute an klarer Erziehung? Wie können Mütter und Väter ihre Töchter und Söhne großziehen?

    Das sagen vier Mütter und zwei Väter aus Unterfranken über die Erziehung ihrer eigenen Kinder:

    1. Mirjam Schmitt (39) aus Würzburg: "Wir verzichten auf Strafen"

    Mirjam Schmitt aus Würzburg orientiert sich in Sachen Erziehung stark am bindungs- und bedürfnisorientiertem Ansatz.
    Mirjam Schmitt aus Würzburg orientiert sich in Sachen Erziehung stark am bindungs- und bedürfnisorientiertem Ansatz. Foto: Fabian Gebert

    "In der Erziehung meiner beiden Jungs, 3 und 6 Jahre alt, orientiere ich mich stark an dem bindungs- und bedürfnisorientierten Ansatz. Dieser Erziehungsstil basiert auf einem feinfühligen Umgang miteinander und will von Anfang an eine sichere Verbindung zwischen Eltern und Kinder schaffen. Hierzu lese ich gerne Bücher von Inke Hummel, Nora Imlau oder Susanne Mierau, die ich sehr inspirierend finde.

    Wichtig ist mir, dass alle Bedürfnisse gesehen und gehört werden, auch meine eigenen bzw. die der Eltern. Ich kommuniziere mit meinen Söhnen auf Augenhöhe und binde sie in Entscheidungen ein. Auf Strafen verzichten wir und versuchen stattdessen den Kindern zu erklären, warum ihr Verhalten nicht okay war bzw. wie sie beim nächsten Mal besser reagieren können.

    Obwohl ich theoretisch gut vorbereitet bin, fällt es mir in stressigen oder anstrengenden Situationen manchmal schwer, die Theorie in die Praxis umzusetzen."

    2. Petra Beckmann (52) aus Hettstadt: "Ich bin mir meiner Vorbildfunktion bewusst"

    Petra Beckmann aus Hettstadt (Lkr. Würzburg) legt Wert darauf, liebevoll Grenzen zu setzen.
    Petra Beckmann aus Hettstadt (Lkr. Würzburg) legt Wert darauf, liebevoll Grenzen zu setzen. Foto: Johannes Kiefer

    "Viele Jahre habe ich Kinder erzogen und dabei erlebt, wie jede Altersphase Eltern auf unterschiedliche Weise fordert und reifen lässt. Mit der Zeit konnte ich schwierige Situationen gelassener meistern. Dabei hat mir ein sogenannter Pausenknopf geholfen, der es mir erleichterte, mir meiner kurzfristigen wie auch langfristigen Werte in der Kindererziehung bewusst zu werden und im Laufe der Zeit diese auch an meine Kinder vermitteln zu können.

    Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Authentizität stehen für mich an erster Stelle. Mein Erziehungsstil ist autoritativ: liebevoll Grenzen setzen, Hilfe zur Selbsthilfe bieten und Emotionen anerkennen, ohne jedes Verhalten zu akzeptieren.

    Ich bin mir stets meiner Vorbildfunktion für meine Kinder - 20, 18, 15 und 13 Jahre alt - bewusst. Dazu gehörte auch, mir als Mutter regelmäßig Zeit zum Auftanken zu nehmen, um mit voller Energie für die Bedürfnisse meiner Kinder da zu sein."

    3. Linda Schmidt (35) aus Fladungen: "Meine Kinder sollen neugierig durch die Welt gehen"

    Linda Schmidt aus Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) verlässt sich bei der Erziehung ihrer beiden Kinder auf ihr Bauchgefühl.
    Linda Schmidt aus Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) verlässt sich bei der Erziehung ihrer beiden Kinder auf ihr Bauchgefühl. Foto: Franziska Sauer

    "Ich halte mich bei der Erziehung unserer beiden Jungs, 1 und 5 Jahre alt, zusammen mit meinem Mann nicht an irgendwelche Bücher oder Ansätze. Wir verlassen uns auf unser Bauchgefühl. Die Kinder sind Teil von unserem Leben, nicht unser Leben. Deshalb sind sie von Anfang an überall dabei.

    Eigentlich dürfen meine Kinder ihrem Alter entsprechend alles. Natürlich auch Fehler machen. Aus denen können sie wachsen und Selbstbewusstsein schöpfen. Nur wenn es gefährlich wird, gibt es Regeln.

    Ihnen Offenheit zu vermitteln, ist mir besonders wichtig. Meine Kinder sollen offen für alles sein und neugierig durch die Welt gehen. Sie sollen keine Sichtweisen von anderen übernehmen, keine Vorurteile haben und sich nicht von außen beeinflussen lassen."

    4. Benjamin von Malek (37) aus Marktbreit: "Wir erziehen unsere Kinder autoritativ"

    Benjamin von Malek aus Marktbreit (Lkr. Kitzingen) ist es wichtig, dass seine Kinder respektvoll mit ihren Mitmenschen umgehen.
    Benjamin von Malek aus Marktbreit (Lkr. Kitzingen) ist es wichtig, dass seine Kinder respektvoll mit ihren Mitmenschen umgehen. Foto: Veronika von Malek

    "Wir erziehen unsere beiden Kinder, 9 und 4 Jahre alt, autoritativ. Das heißt, wir haben auf der einen Seite klare Regeln und unsere Autorität, auf der anderen Seite achten wir aber auch auf die Bedürfnisse unserer Kinder und gehen liebevoll auf sie ein. So dürfen sie zum Beispiel bei uns im Bett schlafen, wenn sie das brauchen.

    Nähe und Zuwendung sind uns wichtig, ebenso wie die sinnvolle Nutzung der gemeinsamen Zeit. Wir ermutigen sie, ihre Meinung zu äußern und bei Entscheidungen, wie um Beispiel der Kleidungswahl oder Ausflügen mitzusprechen.

    Trotzdem bestehen wir auf festen Regeln, für den Wochenablauf und die Medienzeit. Starre Befehle sind veraltet. Wir wollen, dass unsere Kinder später selbstbewusst und verantwortungsvoll handeln. Vor allem sollen sie respektvoll mit anderen umgehen."

    5. Veronika Druckenbrod (42) aus Volkach: "Klare Regeln erleichtern den Alltag so sehr"

    Veronika Druckenbrod aus Volkach (Lkr. Kitzingen) erzieht ihre drei Kinder mit einer Kombination aus klaren Regeln und Bedürfnisorientierung.
    Veronika Druckenbrod aus Volkach (Lkr. Kitzingen) erzieht ihre drei Kinder mit einer Kombination aus klaren Regeln und Bedürfnisorientierung. Foto: Martin Druckenbrod

    "Die Frage heißt nicht bedürfnisorientiert ODER klare Regeln, sondern UND. Klare Regeln schließen die bedürfnisorientierte Erziehung nicht aus, und umgekehrt. Erziehen wir nicht bedürfnisorientiert, werden es unsere drei  - 14, 11 und 8 Jahre alt - schwer haben, sich in Kindergarten, Schule und allgemein in der Gesellschaft an Regeln zu halten, weil sie nie oder nur im Ansatz ihre psychischen und physischen Grenzen kennenlernen durften. Wie sollen sie dann mit Regeln umgehen?

    Als Eltern individuelle Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen, anzunehmen und ihnen nachzugehen, bedeutet nicht, jedem Wunsch des Kindes nachzugeben. Regeln helfen uns, uns in der Welt zurechtzufinden, und erleichtern den Alltag erheblich. Trotzdem sind Regeln auch da, um mal gebrochen zu werden. Ein Nutella-Toast zum Abendessen auf der Couch vor dem Fernseher fühlt sich besonders an und befriedigt sicher das eine oder andere Bedürfnis."

    6. Frank Lauterbach (44) aus Würzburg: "Wir sind immer für sie da"

    Frank Lauterbach aus Würzburg erzieht seine Zwillinge mit klaren Leitplanen und viel Freiheit. 
    Frank Lauterbach aus Würzburg erzieht seine Zwillinge mit klaren Leitplanen und viel Freiheit.  Foto: F. Lauterbach

    "Unser gemischtes Doppel – ein Mädchen und ein Junge – bereichert seit viereinhalb Jahren unser Leben. Jeden Tag schenken die Kinder uns so viel Freude und Liebe – und fordern uns ebenso heraus. Wir sind immer für sie da und genießen es zu sehen, wie sie auch füreinander da sind. Mit klaren Leitplanken und viel Freiheit ermöglichen wir ihnen, ihre Welt eigenständig zu entdecken.

    Beide übernehmen gerne Verantwortung und wachsen an den Herausforderungen des Alltags. Kreativität, Respekt und Fehler als Teil des Lernens prägen dabei unseren Erziehungsstil. Auch wir Eltern hinterfragen unsere Werte und entwickeln sie im Sinne der Familie stetig weiter.

    Unser intuitiver Ansatz zeigt viele Parallelen zur Montessori-Pädagogik. Ein liebevoller Umgang und klare Kommunikation stärken den Zusammenhalt und fördern die heranwachsenden Persönlichkeiten."

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