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Würzburg: Aufbruchstimmung in der Kaiserstraße: Warum die Stadt Würzburg dort Zuschüsse zur Miete von Geschäften gibt

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Aufbruchstimmung in der Kaiserstraße: Warum die Stadt Würzburg dort Zuschüsse zur Miete von Geschäften gibt

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    Sie wollen die Straße voran bringen (von links): Die Hausbesitzer Franz Wohlfahrt und Joachim Drescher, HBW-Kreisvorsitzende Daniela Binder, Stadtbeauftragter André Hahn und HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde.
    Sie wollen die Straße voran bringen (von links): Die Hausbesitzer Franz Wohlfahrt und Joachim Drescher, HBW-Kreisvorsitzende Daniela Binder, Stadtbeauftragter André Hahn und HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde. Foto: Thomas Obermeier

    Vor einem Jahr hat diese Redaktion über die vielen Leerstände in der Kaiserstraße berichtet - neun von 50 Geschäften der Straße waren damals nicht vermietet. Ein Jahr später ist der Leerstand in der Einkaufsstraße zwischen Innenstadt und Bahnhof immer noch hoch - aktuell stehen sieben Geschäfte leer. Gleichzeitig wurde durch die Berichterstattung einiges in Bewegung gesetzt.

    Nach einem von der Stadt im Rathaus initiierten Treffen für Hauseigentümer, Immobilien- und Einzelhandelsfachleute hat sich vergangenen Herbst das "Konsortium Kaiserstraße" gebildet.

    Es besteht aus  Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern (HBE) in Würzburg, HBE-Kreisvorsitzende Daniela Binder, die Hauseigentümer Franz Wohlfart und Joachim Drescher sowie der Stadtbeauftragte für Innenstadt und Handel André Hahn. Gemeinsam mit dem Würzburger Architekturbüro Atelier Winkler wurden konkrete Maßnahmen entwickelt, um die Situation zu verbessern. Die Umsetzung startet gerade.

    Der Würzburger Architekt Lars Winkler.
    Der Würzburger Architekt Lars Winkler. Foto: Rolf Nachbar

    Kostenloser Service für Hauseigentümer

    Um neue Mieter zu finden, erstellt Architekt Lars Winkler erweiterte Exposés der leerstehenden Geschäfte. "Dieses erhält Informationen über die Räume, die für potentielle Mieter wichtig sind", erklärt Winkler - zum Beispiel deren aktuelles Ausmaß sowie Infrastruktur-Daten von der Lage der Leitungen bis zur Anzahl der Toiletten. "Die fachgerechte Präsentation erhöht die Chance auf dem Markt", sagt Stadtbeauftragter Hahn.    

    Drei Geschäfte in der Kaiserstraße hat Winkler bereits ausgemessen. "Hauseigentümer bekommen das Exposé kostenlos", so Hahn. Finanziert wird die Arbeit des Architekten, der außerdem ein Vermarktungs- und Strategiekonzept für die Kaiserstraße entwickelt, mit Fördermitteln des Freistaats.

    Momentan stehen sieben Läden in der Kaiserstraße leer. 
    Momentan stehen sieben Läden in der Kaiserstraße leer.  Foto: Thomas Obermeier

    Mit städtischen Mitteln werden in der Kaiserstraße Pop-Up-Stores unterstützt. Dabei werden leer stehende Geschäftsräume befristet zum Ausprobieren einer Geschäftsidee genutzt. "Mode, Kunst oder auch neue gastronomische Konzepte", nennt Hahn mögliche Pop-Ups. Um den Start zu erleichtern, würde die Stadt einen Zuschuss auf die Miete geben. Dessen Höhe hängt laut Hahn vom jeweiligen Einzelfall ab.     

    Auch andere Städte versuchen durch Pop-Up-Stores die Abwärtsspirale zu stoppen

    Auch andere Städte, wie zum Beispiel das hessische Hanau, unterstützten Pop-Up-Stores, um den sogenannten Trading-Down-Prozess zu stoppen. Diese Abwärtsspirale entsteht, wenn in einer Gegend Leerstand herrscht, Geschäfte sich immer schlecht vermieten lassen und dadurch die Qualität der Läden abnimmt und/oder mehr Leerstand entsteht. 

    "Die Kaiserstraße hat leider Qualität verloren", sagt Joachim Drescher. "Wenn wir jetzt weiter zuschauen, wird sie sich in eine beliebige Bahnhofsumfeld-Straße entwickeln", erklärt der Hauseigentümer,  warum er sich im "Konsortium" engagiert. Ohne aktive Gegenmaßnahmen würden auch die Immobilien an Wert verlieren. "Vermieter müssen aus der Komfortzone heraus treten und aktiv werden."   

    "Ich hätte mein Geschäft schon längst vermieten können", sagt Hauseigentümer Wohlfart. "Aber nicht an die Läden, die der Kaiserstraße gut tun." Das will der 71-Jährige, der in der Kaiserstraße geboren ist, aber nicht. Stattdessen sucht er weiter nach einem geeigneten Mieter und lässt in der Zwischenzeit die Fassade seines Elternhauses renovieren. Seine Schaufenster nutzt aktuell der Berufsverband Bildender Künstler Unterfranken, um Kunstwerke zu präsentieren.

    Hausbesitzer Wohlfart stellt seine Schaufenster Künstlern zur Verfügung. 
    Hausbesitzer Wohlfart stellt seine Schaufenster Künstlern zur Verfügung.  Foto: Thomas Obermeier

    Andere leere Schaufenster sind dagegen mit Plakaten zugeklebt. "Das lässt die Straße schmuddelig aussehen", sagt Wedde. Deshalb sollen diese künftig einheitlich und mit wechselnden Motiven gestaltet werden. "Von Kunst und Design bis zu exklusive Zweiräder", nennt Architekt Winkler  Beispiele für Ausstellungsstücke.

    Wedde erhofft sich dadurch einen positiven Effekt: "Die ganze Straße wird für Kunden und auch potentielle Mieter von Gewerbeflächen attraktiver." Starten soll die einheitliche Schaufenster-Gestaltung zum Sommer. Finanziert werden sie sowie Zuschüsse zu den Pop-Up Stores aus dem 50.000 Euro-Topf, der im städtischen Haushalt zur Förderung der Innenstadt vorgesehen ist. 

    "Mehr Sauberkeit", nennt HBW-Kreisvorsitzende Binder eine weitere Maßnahme des "Konsortiums Kaiserstraße". So sollen zum Beispiel Abfalleimer größer und Aufkleber von ihnen sowie Fallrohren, Bänken und Regenrinnen entfernt werden. "Der Eindruck von Unsauberkeit stößt Kunden ab", weiß Binder. Die entsprechende Aktion ist bereits geplant.  

    "Wir haben etwas Positives in Bewegung gesetzt", sagt Wedde. Binder freut sich, dass die Stadt diese Bewegung unterstützt. Stadtbeauftragter Hahn ist wiederum vom Engagement Wohlfarts und Dreschers begeistert, die "eine super Schnittstelle zu den Hauseigentümern sind". Denn. "Alle müssen mitmachen, damit wir etwas erreichen", sagt Wohlfart.      

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