Für diesen Tag hatten in Unterfranken 300 angehende Industriemechanikerinnen und Industriemechaniker intensiv gelernt: Doch die an diesem Mittwoch angesetzte Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt wurde für sie - wie für alle 8000 Prüflinge bundesweit - in letzter Minute abgesagt. Grund: Heimlich hatten Unbekannte vorher die Aufgaben gestohlen.
"Die Prüfungsaufgaben waren vorab im Internet zum Kauf angeboten und teilweise auch erworben worden", bestätigt auf Anfrage Radu Ferendino, der Pressesprecher der IHK Würzburg-Schweinfurt. "Der Bruch der Geheimhaltung" sei erst "am Tag vor der Prüfung bekannt geworden".
Bei drei Kammern im Bundesgebiet waren Hinweise auf den illegalen Handel eingegangen. Die Prüfungsaufgaben waren nach Angaben der IHK-Düsseldorf in mindestens einer Whatsapp-Gruppe aufgetaucht, was die Prüfer hellhörig machte.
In Bayern sind von der Absage rund 1500 angehende Industriemechaniker betroffen
Ein gemeinsamer Krisenstab der deutschen Industrie- und Handelskammern "hat deshalb am Abend entschieden, die Prüfung abzusagen, um die Gleichbehandlung aller Azubis sicherzustellen", erklärt IHK-Sprecher Ferendino. In aller Eile seien dann die Prüfer verständigt worden, die ihrerseits versucht hätten, noch alle Lehrlinge zu informieren. Ob dies in allen Fällen gelungen ist – oder ob sich einige aufgeregte Auszubildende nichtsahnend doch am Morgen zum Prüfungsort begeben haben, war am Vormittag noch nicht klar.
In Bayern sind von der Absage 1500 angehende Industriemechanikerinnen und Industriemechaniker betroffen. Am Nachmittag gab Ferendino den neuen Prüfungstermin bekannt: am 17. Dezember ab 8 Uhr in der IHK in Würzburg und der Geschäftsstelle Schweinfurt. Und: "Die Abschlussprüfungen in allen anderen Berufen am Mittwoch finden regulär statt."