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WINTERHAUSEN: Aus dem Ahusen links des Mains

WINTERHAUSEN

Aus dem Ahusen links des Mains

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    Große Lücken im Wissen um die Ortsgeschichte füllte Professor Klaus Wagner (links) mit seinem Buch „Winterhausen im Mittelalter - Was die Urkunden erzählen.“ Auf 228 Seiten liefert es Berichte, Daten, Fakten, Quellenhinweise und Bilder. Sie sind das Ergebnis mühsamer Recherchen in vielen Archiven. Bürgermeister Wolfgang Mann zollte dem Autor Dank und Anerkennung für diese Leistung.
    Große Lücken im Wissen um die Ortsgeschichte füllte Professor Klaus Wagner (links) mit seinem Buch „Winterhausen im Mittelalter - Was die Urkunden erzählen.“ Auf 228 Seiten liefert es Berichte, Daten, Fakten, Quellenhinweise und Bilder. Sie sind das Ergebnis mühsamer Recherchen in vielen Archiven. Bürgermeister Wolfgang Mann zollte dem Autor Dank und Anerkennung für diese Leistung. Foto: Foto: KLAUS L. STÄCK

    Die heute selbstständigen Gemeinden Sommerhausen und Winterhausen waren bis ins Mittelalter ein gemeinsamer Ort mit Namen „Ahusen“. Auch wenn das spätere Winterhausen geografisch auf der weniger sonnigen Seite gelegen scheint, so gab es hier doch allerhand zu holen. Dies zeigt sich daran, wer alles in Winterhausen Besitztümer und Ansprüche hatte: vor allem kirchliche Institutionen und Adelsgeschlechter. Dies ist eine der Erkenntnisse aus dem Buch von Professor Klaus Wagner „Winterhausen im Mittelalter - Was die Urkunden erzählen.“

    Das Werk schließt Daten- und Wissenslücken. Dabei ist der Autor weder gebürtiger Winterhäuser, noch war er Professor für Geschichte. Im Jahr 1988 zog er von Greiz in Thüringen zu. Sein Fach an der Uni Würzburg war Mathematik. Aber für Geschichte hat er sich immer interessiert.

    Seit 1997 befasste Wagner sich mit Ortsgeschichte. Das Mittelalter wählte er, weil darüber noch nicht viel geschrieben war. Im Gemeindearchiv Winterhausen finden sich lediglich drei Urkunden aus jener Epoche. Zunächst wollte Wagner Fakten sammeln, wobei er nicht den Anspruch erhebt, der erste gewesen zu sein.

    Angeregt worden sei er durch Materialsammlungen von Friedrich Winkler und Werner Luksch. Wagner wollte weitere Quellen erschließen und auswerten, um späteren Generationen von Ortshistorikern dies zu ersparen. Die Spurensache war mühsam, weil Quellen weit verstreut in verschiedenen Archiven liegen. Zudem brachte der Zweite Weltkrieg einen herben Verlust. Archivalien, die von Würzburg ins Schloss Wässerndorf ausgelagert waren, verbrannten beim Beschuss im April 1945 mit dem Schloss.

    Wagners erste Absicht waren Regesten, also Ereignisse mit Kurzbeschreibungen in zeitlicher Abfolge. Doch dann wurde ein richtiges Buch daraus. Es eignet sich durch seinen Reichtum an Daten, Fakten und Quellenangeben als Nachschlagewerk. Dabei stellt der Autor durchaus Dinge in größere Zusammenhänge, weil Geschichte nicht nur aus reinen Fakten bestehe, wie er im Vorwort feststellt.

    Den ersten Beleg für die Existenz des Doppelortes Ahusen gab es um das Jahr 700 herum. Die Flurlage Bromberg fand erste Erwähnung 779 in einer Markbeschreibung, die zu den ältesten Urkunden deutscher Sprache zählt.

    Große Bedeutung im Mittelalter hatten Herrschaften, die Besitztümer und materielle Rechte hatten. Weinberge in Winterhausen wurden dem Kloster Kloster Heilsbronn gestiftet, das in Winterhausen einen Klosterhof errichtete, der erstmals in einer päpstlichen Bulle von 1142 auftaucht.

    Besitz und Ansprüche wechselten durch Erbteilungen, Schenkungen, Verkäufe und Pfändungen. Zu Hohenlohe gehörte Winterhausen von 1268 bis 1411. In einer Urkunde von 1302 findet sich erstmals eine Form des Namens Winterhausen, während früher vom „einen und dem anderen Ahusen“ oder von „beiden Ahusen“ die Rede war. Nach den Hohenlohe übernahmen die Rechteren-Limpurg und Castell das Zepter.

    Zwei Kirchen gibt es in Winterhausen. Die Mauritiuskirche lag außerhalb der Mauern, war somit Gefahren durch Flut und feindliche Angriffe ausgesetzt. Sankt Nikolaus wurde 1463 von der Kapelle zur Pfarrkirche. Insgesamt 26 kirchliche Institutionen hatten in Winterhausen große Besitztümer – vom Hochstift Würzburg bis zum Spital Rothenburg.

    Auch über das Alltagsleben erzählen die Urkunden. Wichtigster Verkehrsweg war der Main. Eine Fähre verband die beiden Orte. Der Lohn des Fährmanns bestand aus Weintrauben, die er selbst abholen musste. Regelmäßig fuhren Marktschiffe nach Ochsenfurt. Winterhausen hatte im Mittelalter ein Gericht mit weitreichenden Zuständigkeiten. Verhandelt wurden viele Eigentumsangelegenheiten, aber auch Beleidigungen und handfeste Sachen, wie Schlägereien.

    Sehr detailliert sind im Buch die Verzeichnisse mit Namen von Personen und Orten, sowie die Erklärung vieler Begriffe, die heutzutage kaum geläufig sind. Wie Bürgermeister Wolfgang Mann sagte, erfreue sich das Buch bereits großer Nachfrage. Erhältlich ist es zum Preis von 20 Euro in den Rathäusern von Sommerhausen und Winterhausen.

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