Viele Regale sind nur noch dünn mit Spielwaren bestückt. Einige sind komplett leer. Überall im Laden verteilt versprechen Schilder einen Preisnachlass bei Barzahlung. Seit Anfang Oktober läuft in der Spielzeugwiese am unteren Markt der Ausverkauf. Denn nach 45 Jahren wird das Geschäft seine Türen für immer schließen.
"Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen", erzählt die Inhaberin Sabine Wolfinger. Denn seitdem ihre Mutter Christl Wolfinger die Spielzeugwiese Ende der 1970er Jahre an der Juliuspromenade eröffnete, sei das Geschäft ein Teil von ihr. Als Kind habe sie gemeinsam mit ihrer Schwester im Hinterzimmer Hausaufgaben gemacht, als Jugendliche im Laden mitgeholfen. Im Erwachsenenalter arbeitete sie als Angestellte dort.

2018 verstarb ihre Mutter und die Familie schloss das Geschäft. Zwei Jahre später eröffnete Wolfinger, die auch für die Freien Wähler im Würzburger Stadtrat sitzt, die Spielzeugwiese in der neuen Räumlichkeit am unteren Markt. Nach mehreren Schließungen während der Coronapandemie sei 2022 ein sehr umsatzstarkes und erfolgreiches Jahr gewesen. "Die Frequenz war exorbitant gut", erzählt die 57-Jährige. Dennoch schließt sie das Geschäft zum 31. Dezember.
Die Spielzeugwiese schließt aus verschiedenen Gründen
Verschiedene Gründe hätten zu ihrer Entscheidung geführt, erzählt Wolfinger. Einer davon sei die Inflation. Sie merke, dass die Menschen nun sparsamer seien und seltener in ihren Laden kommen. Sie ist überzeugt: "Die Inflation hat viele Einzelhändler schlimmer getroffen als Corona."
Hinzu komme, dass die Lage am Marktplatz schwierig für Geschäfte sei. Denn dort würden nicht nur regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, wie die Weinparade oder das Weindorf, sondern auch Demonstrationen und Kundgebungen, die oft von der Polizei begleitet werden. Das wirke wie eine Barriere auf die Menschen. "Dann ist der untere Markt wie abgeschnitten."

Die geringe Kundenfrequenz liege jedoch auch an den gestiegenen Parkgebühren und den vielen weggefallenen Parkplätzen in der Würzburger Innenstadt. Zwar habe sie als Mitglied des Bischofshut-Bündnisses die Reduzierung der Oberflächenparkplätze unterstützt, habe ihre Meinung dazu inzwischen jedoch geändert.
"Als Alternative war eine zeitnahe Umsetzung von Parkhäusern geplant. Die Realisierung ist aber in die Ferne gerückt", erklärt sie. Das aktuelle Vorgehen, Parkflächen zu reduzieren ohne eine Alternative zu schaffen, könne sie nicht nachvollziehen. Daher werde sie sich für den Erhalt der Parkplätze in der Karmelitenstraße einsetzen.
Wolfinger steckt in den Vorbereitungen für ein neues Projekt
Es habe lange gedauert, bis sich Wolfinger zu der Entscheidung durchringen konnte, das Geschäft zu schließen. "Ein Spielwarengeschäft war immer ein Traum von mir. Aber manchmal muss man vernünftig sein und einsehen, wenn ein Kapitel vorüber ist", erklärt sie.
Noch bis Ende Dezember läuft der Ausverkauf der Spielwaren und des Inventars. Auch wenn es "wirklich weh tut", freue sie sich auch auf die Zukunft und kommende Herausforderungen. Denn aktuell befinde sie sich mitten in den Vorbereitungen für ein neues Projekt.