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WÜRZBURG: Aus Italien „heim“ nach Würzburg

WÜRZBURG

Aus Italien „heim“ nach Würzburg

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    Ein historisches Dokument: Ettore Caputos Arbeitsbuch aus der Zeit der Nationalsozialisten – ausgestellt am 1. Mai1943.
    Ein historisches Dokument: Ettore Caputos Arbeitsbuch aus der Zeit der Nationalsozialisten – ausgestellt am 1. Mai1943. Foto: FOTO Walter L. Frühauf

    Die Jüngeren werden es kaum wissen: In Würzburg gab es während des Zweiten Weltkrieges Tausende von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen. So wie im ganzen Reich war auch in Würzburg zwischen 1939 und 1945 der Arbeitskräftemangel ein zentrales Problem der Kriegs- und Zivilwirtschaft. Millionen deutscher Männer waren ja als Soldaten im Kriegseinsatz.

    „Wie der deutsche, so dient auch der ausländische Arbeiter der Stirn und der Faust durch seinen Arbeitseinsatz im Großdeutschen Reich dem Neuaufbau Europas und dem Kampf um die lebenswichtigen Voraussetzungen für eine glückliche Zukunft und Wohlfahrt der Völker im europäischen Raum. Der ausländische Arbeiter muss sich dieser Aufgabe und Auszeichnung stets bewusst sein.“ Die Sätze Sauckels stehen als Vorwort auch im Arbeitsbuch des 1998 verstorbenen Würzburger Schuhmachers. Seine Söhne führen heute das Geschäft ihres Vaters beim Gasthof Stachel traditionsgemäß weiter.

    Ettore Caputos Weg nach Würzburg war abenteuerlich gewesen. Mit den italienischen Truppen war er bis 1943 im Zweiten Weltkrieg in Albanien eingesetzt. Dort wurde er mit seinen Kameraden von der Kapitulation des Mussolini-Regimes überrascht. Die deutschen Waffenbrüder entließen ihn jedoch nicht wie versprochen in die Heimat. Als deutscher Soldat fand er sich in der Ukraine wieder. November 1944 wurde er in Würzburg aus der Instandsetzungskompanie entlassen.

    Schuhmacher waren damals besonders wichtig. Ettore Caputo wurde Mitarbeiter beim Würzburger Orthopädieschuhmacher Georg Mötzel. Das Arbeitsamt Würzburg gab ihm das Arbeitsbuch für Ausländer nach der Verordnung vom 1. Mai 1943. Es hatte die Nummer A 322/6697. Damit war er „zivil“ geschrieben. Konnte sich frei bewegen und später seine aus Gaibach stammende Frau Sophie, geborene Schlegel kennenlernen. Caputo war einer von acht italienischen Fremdarbeiter-Schuhmachern in Würzburg. Es waren auch Franzosen, Russen, Polen und Tschechen in diesem Handwerk beschäftigt.

    Caputo überlebte den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945. Während einer kurzen Bombardierungspause verließ er den Luftschutzkeller unter dem Justizgebäude in der Ottostraße. In den Weinbergen bei Randersacker überlebte er, während die Zurückgebliebenen alle im verlassenen Keller erstickten. Auch der einzige freiwillige türkische Zivilarbeiter Würzburgs kam an diesem Tage zu Tode.

    Nach dem Krieg ging der Italiener mit seiner Frau nach Apulien zurück. Kam aber bald wieder „heim“ nach Würzburg und wurde Würzburgs erster Nachkriegsschuhmacher. Eine Handwerksehrentafel im Rathaus hat dies früher bezeugt. Der deutsch-italienischen Familie Caputo entstammen drei Söhne. Der älteste Antonio ist in Lecce/Italien verheiratet. Walter und Roberto Caputo führen die alte Schuhmachertradition der Familie weiter. Schuhmachermeister Walter Caputo hat eine Zusatzausbildung zum Orthopädieschuhmacher gemacht. Die hatte ihm sein Vater besonders ans Herz gelegt.

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