Eigentlich sollte am vergangenen Samstag bei der Ochsenfurter Tafel die Ausgabe von Lebensmitteln so wie immer vonstatten gehen. Doch diesmal standen mit 200 Personen deutlich mehr also sonst vor der Tür, so dass die Vorsitzende Traudl Baier und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ochsenfurter Tafel an ihre Grenzen stießen. Sie arbeiteten zwar mit ihrer üblichen Routine, waren freundlich und versuchten, jeden Kunden zu bedienen. Doch nach diesem großen Ansturm waren alle nach der Ausgabe komplett erschöpft, berichtet Traudl Baier. Die Verantwortlichen der Ochsenfurter Tafel haben sich deshalb schweren Herzens zu einem Aufnahmestopp entschlossen.
Die Tafel hatte in den vergangenen Jahren immer etwa 120 Kunden, die regelmäßig kamen, darunter auch viele Flüchtlinge. Diese Zahl steigerte sich mit der Zeit auf 140 Personen, und jüngst sogar noch weiter aufgrund der vielen ukrainischen Geflüchteten. 53 Personen, überwiegend Flüchtlinge aus der Ukraine, wurden vollkommen unbürokratisch aufgenommen. Traudl Baier kennt nur die Namen und die Adressen. Dazu erschienen am Samstag noch zwölf unangemeldete Personen, die ebenfalls nicht abgewiesen wurden. Das Tafel-Team musste daher insgesamt 200 Menschen mit Lebensmitteln versorgen, was für die Ehrenamtlichen einen absoluten Kraftakt bedeutete.
Ausnahmsweise wurden Lebensmittel dazugekauft
In den vergangenen Monaten sei es zunehmend schwierig geworden, genügend Lebensmittel für die Kunden vor Ort zu haben, da immer weniger Lebensmittel gespendet wurden, erzählt Traudl Baier. Dies sei eine Erfahrung, die alle Tafeln in ganz Deutschland zur Zeit machen. Aufgrund dieser schwierigen Situation durften ausnahmsweise Lebensmittel dazugekauft werden, was durch Spenden finanziert wurde.
Dazu kam in der vergangenen Woche ein Glücksfall für die Ochsenfurter Tafel. Der Rewe-Markt, bei dem die Tafel auch Lebensmittel abholt, hatte wegen Umbaumaßnahmen für drei Tage geschlossen. Die Frischware sollte natürlich nicht verderben, weshalb das Tafel-Team mehrere Ladungen an Obst und Gemüse abholen konnte - auch das bedeutete viel Arbeit für die Ehrenamtlichen. Und so wurden am vergangenen Samstag sämtliche Lebensmittel an die Kunden ausgegeben, so dass die Regale in der Tafelausgabe danach regelrecht leergefegt waren. Ein weiteres Problem ist, dass die Räumlichkeiten der Ochsenfurter Tafel in der Uffenheimer Straße sehr beengt und für einen so großen Andrang absolut nicht geeignet sind.
Hinweise für Kunden in ukrainischer Sprache
200 Kunden in diesen Räumen zu bedienen, erfordert extrem viel Geduld und auch Zeit, bis alle durchgeschleust sind. Diese große Anzahl an Kunden ist für das Tafel-Team auf die Dauer nicht zu bewältigen. Die Vorsitzende Traudl Baier, für die die Tafel eine Herzensangelegenheit ist, hat Tränen in den Augen, als sie sagt: "Wir müssen einen vollkommenen Aufnahmestopp machen. Denn wir sind an unsere Grenzen gestoßen. Ab sofort können bei der Tafel Ochsenfurt keine weiteren bedürftigen Personen und auch keine ukrainischen Flüchtlinge mehr aufgenommen werden." Im Namen ihres Teams bittet sie um Verständnis, dass die freiwillige Unterstützung durch die Helferinnen und Helfer, die alle ehrenamtlich tätig sind, nicht mehr erweitert werden kann.
Da sich schon seit Monaten ein Rückgang an gespendeten Lebensmitteln bemerkbar macht, kann diese große Anzahl an bedürftigen Menschen in Ochsenfurt nicht mehr versorgt werden. Die Tafelmitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind froh, dass sie von der Tafel Deutschland so gut unterstützt werden. So erhielten sie auch sofort Anweisungen für die Flüchtlinge aus der Ukraine in deren Sprache. Es gab Erklärungen über die Verwendung von Handschuhen oder Masken und wie man sich in den Räumen zu verhalten habe.
Sachspenden können bei der Tafel abgegeben werden
Gerade an Ostern, genauso wie an Weihnachten, ist der Ansturm auf die Tafel erfahrungsgemäß sehr groß. Und so hat die Tafel Deutschland auch Geld zur Verfügung gestellt, dass Lebensmittel zugekauft werden dürfen. Traudl Baier hat schon die wichtigsten Waren bestellt. Dazu gehören Butter, Käse und Kaffee. Und sie wäre dankbar für viele Sachspenden. Haltbare Lebensmittel, Süßigkeiten für die Kinder gerade jetzt zu Ostern, oder Hygieneartikel, werden immer gebraucht. Die Sachspenden können immer samstags ab 10.30 Uhr bei der Tafel in der Uffenheimer Str. 15 abgegeben werden.