Ein deutsch-italienisches Stimmengewirr kam einem entgegen, als man die Jahn-Turnhalle in Höchberg betrat. Hier fand der offizielle Empfang des Projekts "Austausch von Familien mit Angehörigen mit Autismus" statt. Ein Projekt zwischen den Partnerstädten Bastia Umbra und Höchberg.
"Ich spüre das Gemeinschaftsgefühl", sagt Paola Lungarotti, Bürgermeisterin im italienischen Bastia Umbra, über diese Verbindung, wie sie nun seit über 30 Jahren Bestand hat und von den damaligen Bürgermeistern Vannio Brozzi und Werner Hillecke geschlossen worden war. Die feste, stabile Städtepartnerschaft sei zu einer innigen Freundschaft mit vielen gemeinsamen Erlebnissen und einem stetigen Austausch geworden.
Ein Brief von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Jetzt hat diese Bindung etwas Neues geschaffen. Alles hat 2019 bei einem Besuch der Höchberger in Bastia Umbra begonnen, wo unter anderem die Einrichtung "La Semente" besucht wurde. Eine Einrichtung, die Menschen mit Autismus die Möglichkeit einer Beschäftigung biete. "Unsere Freunde, Paola und Piero Titarelli sind Mitinitiatoren dieser Einrichtung und haben es sich zum Ziel gemacht, ihrem Sohn Marco und anderen Menschen mit Autismus und deren Angehörigen eine Lebensperspektive zu geben", so Alexander Knahn, Bürgermeister von Höchberg.
Die Idee kam auf, einen Austausch für Menschen mit Einschränkungen und deren Angehörige. So kam alles ins Rollen: Knapp eineinhalb Jahre später kam ein Brief des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella in Höchberg an. Sie bedankten sich bei 400 Kommunen für den Einsatz rund um die deutsch-italienische Partnerschaft. Daraufhin nahm Knahn Kontakt mit Steinmeier auf und schilderte seine persönliche Verbundenheit zu Italien.
Einladung in die italienische Botschaft
Einige Monate später kam eine Antwort aus dem Präsidialamt. Die Präsidenten sprachen über eine Förderung der deutsch-italienischen Partnerschaften und den "Preis der Präsidenten", der in naher Zukunft ausstehen sollte. Zusammen mit Tobias Knahn, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins und der umbrischen Partnergemeinde reichte die Gemeinde dann den Antrag ein. Ihnen war klar: "Wir werden diesen Austausch machen."
Mitte September 2021 wurden sie dann tatsächlich zur Verleihung des "Preises der Präsidenten" nach Berlin in die italienische Botschaft eingeladen. "Das war natürlich die Krönung", freut sich Knahn. Bürgermeisterin Lungarotti und Bürgermeister Knahn nahmen also die Auszeichnung entgegen. Und so sollte dem Projekt nichts mehr im Wege stehen.
Jüngst kamen die Italiener nach Höchberg. Im September dieses Jahres wird dann eine Gruppe an Höchbergern nach Bastia Umbra reisen und einen Gegenbesuch abstatten. Das Wochenende in Höchberg war sehr vielschichtig und viele haben an dem Programm mitgewirkt, allen voran natürlich der Partnerschaftsverein und die teilnehmenden Familien mit Angehörigen mit Autismus.

Unter anderem waren aber auch der Verein "AutismusUnterfranken", das Don-Bosco-Berufsbildungszentrum, das SOS-Kinderdorf Hohenroth und der Wildpark Sommerhausen beteiligt. Auf italienischer Seite ist neben der Bürgermeisterin Lungarotti auch die Vorsitzende des Partnerschaftskomitee Monia Mincarelli stark beteiligt.
Bastia Umbra bekommt Einblick in deutsche Inklusion
Das Wochenende war durchgetaktet: Von einem Besuch im SOS-Kinderdorf in Hohenroth, vielen gemeinsamen Mahlzeiten, einem Ausflug in den Tierpark Sommerhausen, einer Einführung im Don-Bosco-Werk Würzburg über einige Vorträge, einen offiziellen Empfang des Projekts mit Ehrengästen bis hin zur Eröffnung einer gemeinsamen Kunstausstellung von italienischen und deutschen Künstlern mit Autismus in der Höchberger Bibliothek.
Martina Domes, Mitarbeiterin im Höchberger Rathaus, die das Wochenende hauptsächlich organisiert hat unterstreicht: "Die betroffenen Familien sollen sich austauschen können". Das wäre die Hauptsache. Es soll ein Austausch stattfinden, wie die beiden Länder und Städte mit dem Thema Autismus umgehen.
Der Partnergemeinde wurde somit ein Einblick gegeben, wie in Deutschland mit Inklusion und Förderung von Menschen mit Einschränkung umgegangen wird. "Lasst uns weiter daran arbeiten, lasst uns Freundschaft leben", appelliert Knahn am Schluss seiner Rede am Samstagabend in der Höchberger Jahn-Turnhalle. Die Höchberger freuen sich schon auf ein Wiedersehen im September in Italien.