Aus. Schluss. Ende. Er mag nicht mehr. Nicht mehr in Champagnerkübel kübeln, nicht mehr ohne Socken in Schnürschuhen schlurfen, nicht mehr in Sitzsäcke sacken. Manuel Scholl, der schöne Würzburger mit dem schütteren Haar, hat die Bachelorette verlassen.
Am Anfang von Folge 3 der RTL-Trash-Show ist alles wie immer: RTL sorgt dafür, dass Andre und Arnold, Basti und David, Domenico, Johannes, Michi und wie sie alle heißen, pünktlich um 20.15 Uhr in die deutschen Wohnzimmer einziehen. Es ist für jeden Geschmack was dabei: Latin Lover, schön aber doof, glatzig, bärtig, manche mit Bildchen auf der Haut, andere mit Sprüchlein … Mittendrin Manuel. Blaues, dezent aufgeknöpftes Hemd, Stethoskop um den Hals.
Der angehende Schönheitschirurg
Ja, der Mann legt sich zu Beginn der Show lässig ein Stethoskop über. Das soll einen Hinweis auf den Beruf geben, den er dereinst mal haben will. Manuel Scholl aus Würzburg möchte nämlich Schönheitschirurg werden. Das Medizinstudium hat er schon hinter sich gebracht, die Doktorarbeit, so sagt er, bereits in Angriff genommen, zurzeit ist er in der Uniklinik Würzburg anzuschauen.
Die anderen Herren fahren sich für den Zuschauer lasziv durchs gestylte Haar, formen Daumen und Zeigefinger zu Herzchen, zupfen die Knopfleisten ihrer Jeansjacken in Form ... Obwohl man das doch eigentlich hätte erwarten können, greift sich Michi, von dem es heißt, er sei Unterwäsche-Modell, nicht herzhaft in den Schritt. Vielleicht hat RTL sich das für spätere Folgen aufgehoben. „Die Bachelorette“ läuft ja noch bis zum 26. Juli. Allerdings ohne Manuel. Manuel mag nicht mehr.
Das ist verständlich. Jessica Paszka, „die Dschessie“ , um die die Jungs mittwochsabends publikumswirksam herum gockeln, hat zwar einen 8000-Euro-Hintern und 5000-Euro-Brüste. Aber man kann eine Frau ja nicht immer nur anschauen.
Den Sitzsack hinter sich herziehend
Dass RTL genau das offenbar von ihm erwartet, macht Manuel missmutig. In Großaufnahme wird er gezeigt, wie er muttergottseelenallein, einen blauen Sitzsack hinter sich her ziehend, zum Pool der Villa schlappt, in der der Sender die Herren kaserniert hat. Es ist ein tief trauriges Bild. „In der Sonne sitzen“ sei ja ganz schön, sagt Manuel Scholl in die Kamera. Er bewundere auch „die Jungs, die das Tag für Tag können“. Aber ihn „langweilt?s“.
Dabei ist es doch richtig lustig in der „Männer-Villa“. Mit Adiletten an den Füßen erzählen die Jungs, denen das Testosteron aus den rasierten Achselhöhlen tropft, sich hier Geschichten aus dem prallen Leben: Um pikante Zusammenhänge zwischen Sport und unfreiwilliger sexueller Enthaltsamkeit geht es hier. Darum, wer wann wo wen wie … Und dabei füllen die Kerle Wein in Gläser wie andere Leute Benzin in Ersatzkanister.
Manuel ist bei diesen Unterhaltungen nicht wirklich aktiv. Vielleicht hat er zum Thema nichts beizutragen. Oder aber seine Storys sind so hammerhart, dass man sie dem geneigten Zuschauer nicht zur besten Sendezeit servieren kann. Weil das aber eigentlich weder bei Manuel vorstellbar ist, noch bei RTL, liefert der angehende Schönheitschirurg seine eigene Erklärung: „Ich habe das Gefühl, dass ich in den letzten Tagen zehn IQ-Punkte verloren habe.“ Dann stellt er sich und den Zuschauern die schicksalsschwere Frage, ob die Bachelorette das „wert ist“.
Manuel ist hin und her gerissen
Während Manuel hin und her gerissen ist zwischen seiner Intelligenz und „der Dschessie“, lässt letztere sich von einem Johannes küssen, wobei der fatale Eindruck entsteht, der Außendienstler in der Baubranche verwechsele die getunte Schönheit mit einem Eis am Stil. Für Manuel hat die Bachelorette nur eine steile Kletterwand übrig, an der er sich hochhangeln soll. An dieser Aufgabe scheitert der arme Kerl so kläglich, dass er danach nicht mal mehr mit den anderen Buben Marshmallows grillen darf.
Dann ist es soweit. In einem malerischen Hängekörbchen hockend, teilt Manuel Scholl der Bachelorette mit, dass es nicht seine Art sei, „hier zu sitzen“ und auf sie „zu warten“. Sie verabschiedet sich huldvoll – und er informiert die TV-Nation darüber, dass man „die große Liebe eigentlich an jeder Ecke“ finde.
Das ist eine frohe Botschaft. In Würzburg gibt's ja Ecken en masse.