Hans Gebert aus Gnodstadt ist Bäcker aus Leidenschaft: Seit seinem 14. Lebensjahr, seit nunmehr über 30 Jahren, steht er fast täglich in der Backstube und leitet den elterlichen Betrieb schon in der fünften Generation. Dass er das auch heute noch kann, verdankt er seiner Hartnäckigkeit und seinem Hang zum Tüfteln.
Hans Gebert leidet an einer unter Bäckern weit verbreiteten Krankheit: Er hat eine Mehlstauballergie, die sich vor allem auf seine Atemwege auswirkt. Als die Allergie ausbrach, arbeitete Geber bereits seit einigen Jahren als Bäcker. Er setzte sich also mit der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten in Verbindung und bat um Hilfe. Denn die Alternative gefiel ihm gar nicht: Nicht zu handeln hätte die Aufgabe des Berufs und damit wohl auch der Bäckerei bedeutet.
Im Disko-Nebel
Der erste Schritt zur Abhilfe war die Teilnahme am Bäckerei-Präventionsprogramm. Darüber hinaus folgte der Einbau einer Absauganlage in die Bäckerei. Da eine solche Anlage das Problem zwar mindert, aber noch lange nicht aus dem Weg räumt, hat Gebert seine Bäckerei immer wieder der Berufsgenossenschaft geöffnet um neue Maschinen auszuprobieren und andere für den Praxisalltag zu verbessern. Dabei kam es schon einmal vor, dass die Backstube mit Disko-Nebel eingeräuchert wurde, um die Luftströme zu erkennen und den Abzug zu beschleunigen.
Das hat sich auch auf die Abzugsanlage ausgewirkt: Heute steht die dritte Generation bei Gebert – er hat sie nach eigenen Vorstellungen von einem befreundeten Lüftungsbauer erstellen lassen.
Wichtig für eine weitere Entwicklung war der Besuch eines Mitarbeiters der Berufsgenossenschaft auf einer Fachmesse. Von dort brachte er eine Machine zum Befeuchten von Mehl mit, die Gebert gleich in seiner Backstube ausprobierte. „Das war ein Ungetüm von Maschine, riesengroß“, sagt Gebert, heute gibt es bereits eine kleinere, fast handliche Version. Direkt vom Mehlsilo aus wird das Mehl befeuchtet - es gibt dadurch keinen Mehlstaub mehr.
Allerdings: In einer Bäckerei braucht man auch Mehl zum Bestäuben - und das geht mit dem feuchten Mehl nicht. Gebert probierte aus und fand das staubarme Trennmehl: Das mit Wasser benetzte Mehl kommt in den Backofen und wird für einige Minuten auf 300 Grad erhitzt. Jetzt rieselt das Mehl wieder, aber was ist mit der Allergie?
„Ich habe mich selber als Versuchskaninchen genommen und das Mehl in die Luft geworfen“, erzählt Gebert. Und das Ergebnis? „Es war fantastisch, bei dem zurückgetrockneten Mehl reagiere ich nicht mehr.“
Großer Fortschritt
Für die Berufsgenossenschaft ein großer Fortschritt. Denn das Bäcker-Asthma bedeutet für viele Bäcker das Aus in ihrem Beruf und für die Berufsgenossenschaft hohe Kosten für Umschulungsmaßnahmen. Mit dem Gebert-Verfahren können Bäcker, die eine Benetzungsanlage betreiben, auf einfachem Weg selber staubarmes Trennmehl herstellen – und Hans Gebert will damit für andere Bäckereien auch selber in Produktion gehen.
Für die große und seit vielen Jahren andauernde Hilfe bei der Entwicklung und Erprobung praxistauglicher Lösungen zur Verhinderung von Bäckerasthma zeichnete die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten Hans Gebert am Montagnachmittag mit der Silbermedaille der Genossenschaft aus.