Der eine sammelt Briefmarken, der andere züchtet Rosen. Jürgen Freudenberger hat auch ein Hobby: Bogenschießen. Doch daraus hat er eine Leidenschaft in besonderer Weise gemacht: den Bärleinsparcours.
Wer versucht, dieses Gelände genau an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg zu finden, wird auch mit dem Navi nicht zwingend Erfolg haben. Die Bogensport-Anlage liegt im Nirgendwo zwischen dem Weiler Steinbach (Lkr. Würzburg) und Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis). Fast keine Hinweisschilder, die letzten 500 Meter der einsamen Anfahrt sind ein Schotterweg. Hier sagen sich wirklich Fuchs und Hase gute Nacht.
Freudenberger will jeden Neuling kennenlernen
Das war Jürgen Freudenberger sehr Recht, als er vor etwa sechs Jahren die ersten Ziele des Parcours aufstellte: Er wollte keinen Massenbetrieb. Er wollte Liebhaber des intuitiven Bogenschießens, er wollte handverlesenes Publikum. Bis heute macht sich Freudenberger die Mühe, Gäste auf seinem Gelände persönlich zu begrüßen und einzuweisen. „Ich lege Wert darauf, dass ich Neulinge beim ersten Mal hier auf der Anlage sehe.“ Seine Parole dabei: „Mich kann man duzen.“
Parcours war lange ein Geheimtipp
So war der Bärleinsparcours lange Zeit ein Geheimtipp. Mittlerweile kommen auf das Gelände mit der Fläche von drei Fußballplätzen Gäste sogar aus Frankfurt/Main, Stuttgart, Heilbronn oder Mittelfranken. Auch Firmengruppen, Schulklassen oder Kinder des Altertheimer Ferienprogramms sind regelmäßig darunter. Der Einzugsbereich habe mittlerweile „einen Radius von ungefähr 100 Kilometern“, ist sich Freudenberger sicher.
Bogenschießen ist ein Trend geworden
Und er hat beobachtet: „Bogenschießen ist ein Trend geworden.“ Von so manchem gestressten Manager bekomme er in seinem Parcours die Rückmeldung, dass der Umgang mit Pfeil und Bogen viel Entspannendes habe. „Man kommt runter“, meint der 55-Jährige.
Er selbst kam vor zehn Jahren zum Bogenschießen – beim Schützenverein seiner Wahlheimat Helmstadt (Lkr. Würzburg). Sein damals 13 Jahre alter Sohn Patrick hatte ihn auf den Sport aufmerksam gemacht. Schon ein Jahr später ging Freudenberger mit seinem Sprössling in jenen Wald bei Steinbach, wo heute der Parcours ist, stellte ein paar Ziele ins Gelände und schoss nach Lust und Laune.
Freudenberger ist fast jeden Tag draußen
So nahm das seinen Lauf, was Freudenberger heute die Verwirklichung eines Lebenstraumes nennt. Das abgelegene Gelände kannte er von Anfang an gut: Dort war er schon als Kind unterwegs. Denn Freudenberger wuchs auf den Aussiedlerhöfen oberhalb von Steinbach auf, das heutige Parcoursgelände gehörte seiner Familie. Ein Teil davon wurde landwirtschaftlich genutzt.
Von 2009 an baute Freudenberger sein Areal immer weiter mit Zielen für Bogenschützen aus. Damals wie heute war er nahezu jeden Tag draußen, um die Tierimitate aufzustellen, zu reparieren, sich ums Gelände zu kümmern oder um einfach selbst zu schießen. Unterm Strich. „30 Stunden pro Woche“ verbringe er auf dem Gelände.
Viel Geld in den Parcours investiert
Abgesehen von der vielen Zeit hat Freudenberger auch eine Menge Geld in seinen Traum investiert: Knapp 90 Ziele stehen auf dem Areal, ein Tierimitat kostet bis zu 500 Euro. Der Bärleinsparcours hat also durchaus den Wert eines Mittelklassewagens – von den anderen Investitionen wie der Hütte samt Sitzgelegenheiten und Grillstelle oder dem kleinen Chemieklo ganz zu schweigen.
Finanziell übernommen habe er sich deswegen aber nicht, sagt Freudenberger. „Ich habe immer nur so viel reininvestiert, wie ich verdient habe.“ Seit 2014 schreibe er mit dem Bärleinsparcours schwarze Zahlen, ein Jahr früher als geplant.
Projekt mit Behinderten fasziniert Freudenberger
Mittlerweile läuft die Anlage für den 55-Jährigen als angemeldetes Nebengewerbe. Im Hauptberuf ist Freudenberger Industriemechaniker bei einer Firma in Helmstadt. Seine Frau hilft ihm beim Bürokram für den Parcours, Sohn Patrick kümmert sich um die Internetseiten.
Wenn Jürgen Freudenberger auf die vergangenen Jahre zurückblickt, spürt er vor allem eines: „Ich bin stolz darauf, dass ich das alles gestemmt habe.“ Denn neben Zeit und Geld für den Parcours ging es immer wieder auch darum, die Auflagen der Behörden zu erfüllen. Nun ist Freudenberger so weit, dass er auch etwas an andere Menschen zurückgeben kann: Vor zwei Jahren startete er ein Projekt mit der Lebenshilfe in Würzburg. Seither kommen regelmäßig Menschen mit Behinderung zu ihm zum Bogenschießen.
Der Umgang mit diesen Gästen beeindrucke ihn jedes Mal, erzählt Freudenberger. An einen der Behinderten erinnere er sich besonders: Der Mann sei am Anfang motorisch sehr eingeschränkt gewesen. Nach einigen Besuchen auf dem Bärleinsparcours „schießt er jetzt wie du und ich“.
Bogenschießen: Alles nur wegen des Tötens von Tieren?
Apropos Schießen: Natürlich höre er immer wieder das Argument, es gehe auf dem Bogenparcours im Endeffekt doch nur um das gespielte Töten von Tieren. Völliger Unsinn, entgegnet Freudenberger. „Bogenschießen ist eine Sportart. Punkt.“
Wer das kritisch sehe, der solle bedenken, dass auch Sportarten wie Speerwerfen oder Boxen im Kern etwas mit Jagen oder Kampf zu tun haben, regt sich der 55-Jährige dann doch auf. „Jedes zweitklassige Computerspiel ist schlimmer.“ Und mit wieder etwas weniger Wallung fügt er hinzu: Allein mit dem Schießen auf Zielscheiben könne man zum Beispiel Kinder nicht lange bei der Stange halten. Die Tierimitate seien da als Ziele kurzweiliger.
„Das Verbissene muss weg.“
Überhaupt sei ihm wichtig, so Freudenberger, dass die Leute auf dem Bärleinsparcours einfach Spaß haben. „Es kommt beim Bogenschießen nicht drauf an, dass man ständig was trifft. Das Verbissene muss weg.“
Bogenparcours in der Region
Bärleinsparcours: 29 Stationen. Tageskarte: 9 Euro (Erwachsene), 5 Euro (Kinder 8-16 Jahre). Ort: bei Altertheim-Steinbach (Lkr. Würzburg). Kontakt: Jürgen Freudenberger, Tel. (0 93 69) 26 20, www.bärleinsparcours.de Bogenparcours Collenberg: 29 Stationen. Tageskarte: 12 Euro (Erwachsene), 5 Euro (Kinder 12-17 Jahre, unter 12 Jahre frei). Nutzung nur mit eigener Ausrüstung, keine Ausleihe. Ort: Neumühle 1, 97903 Collenberg (Lkr. Miltenberg). Kontakt: Der Parcours wird vom Kleinkaliberschützenverein Fechenbach betrieben, Tel. (0 93 76) 97 43 14, www.bogenparcours-collenberg.de Hummelhof: 28 Stationen. Tageskarte: 9 Euro (Erwachsene), 7 Euro (Jugendliche), 5 Euro (Kinder 5-13 Jahre). Montag und Dienstag geschlossen, mittwochs und donnerstags nur Gruppen. Ort: Hummelhof 1, 97514 Oberaurach (Lkr. Haßberge). Kontakt: Tel. (0 95 22) 55 53, www.der-hummelhof.de Steigerwald-Bogenparcours: 17 Stationen. Tageskarte: 8 Euro (Erwachsene), 5 Euro (Kinder 9-16 Jahre, jüngere Kinder frei). Ort: Neuhof 5, 97513 Michelau (Lkr. Schweinfurt). Kontakt: Sandra Pfister, Tel. (0 95 28) 95 02 08, www.steigerwald-bogenparcours.de Alle Parcours sind das ganze Jahr über geöffnet. Je nach Jahreszeit variieren allerdings die Öffnungszeiten. Kinder dürfen nur im Beisein eines Erwachsenen die Parcours nutzen. aug






Intuitives Bogenschießen Im Vergleich zum Sportbogenschießen, wie man es zum Beispiel von den Olympischen Spielen kennt, ist das intuitive Bogenschießen die ältere und damit ursprünglichere Form. Die Schützen verzichten dabei auf Zielhilfen und ähnliche technische Hilfsmittel. Das Ziel wird mit beiden Augen „intuitiv“ erfasst. Außerdem suchen diese Schützen die Herausforderungen, die das natürliche Gelände mit seinen Hindernissen wie Bäume oder Sträucher oder den topografischen Gegebenheiten bietet. Werden Tier-Imitate aus speziellem Kunststoff als Ziele benutzt, spricht man vom 3D-Schießen. Pfeil und Bogen sind in Deutschland laut Waffengesetz Sportgeräte und keine Waffen. Insofern braucht man für das Bogenschießen keine Erlaubnis der Behörden. Auch eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Trotzdem haben sich seriöse Bogenschützen strikte Auflagen zur Sicherheit auferlegt. Dazu zählt zum Beispiel, niemals zu schießen, wenn sich zwischen dem Schützen und dem Ziel oder hinter dem Ziel Menschen aufhalten. Anfänger stehen oft vor dem Problem, welche Ausrüstung sie wählen sollen. Dazu ist zu wissen, dass die Größe und Zugkraft des Bogens sowie die Länge der Pfeile auf den Schützen individuell angepasst sein sollten. Viele Schützenvereine in der Region haben eigene Bogensport-Abteilungen, wo man in dieser Hinsicht Rat bekommt und das Bogenschießen testen kann. Vor dem Kauf einer eigenen Ausrüstung sollte dieser Rat eingeholt werden. Auch auf den Bogenparcours in der Region bekommt man Unterstützung. Dort kann man sich mitunter die Ausrüstung leihen und unter Anleitung erste Übungen machen. Eine solche Anleitung ist zu empfehlen, um Anfängerfehler und damit Frust zu vermeiden. Denn beim Bogenschießen sind neben dem richtigen Material die Körperhaltung und die innere Einstellung von großer Bedeutung.