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Hellmitzheim/Rottendorf: Bahn tauscht ganze Gleise aus: Deshalb ist die Bahnstrecke zwischen Würzburg und Nürnberg so lange gesperrt

Hellmitzheim/Rottendorf

Bahn tauscht ganze Gleise aus: Deshalb ist die Bahnstrecke zwischen Würzburg und Nürnberg so lange gesperrt

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    Eine riesige Maschine, ein sogenannter Gleisumbauzug, tauscht alte gegen neue Schwellen und Schienen aus, die Arbeiter steuern und kontrollieren den Fortgang.
    Eine riesige Maschine, ein sogenannter Gleisumbauzug, tauscht alte gegen neue Schwellen und Schienen aus, die Arbeiter steuern und kontrollieren den Fortgang. Foto: Thomas Obermeier

    Sie zählt laut Deutscher Bahn zu den acht am stärksten ausgelasteten Strecken in ganz Deutschland, nun ist eine Sanierung der 90 Kilometer langen Trasse zwischen Würzburg und Nürnberg fällig. Seit 26. Mai wird an den Gleisen gearbeitet. Bis Anfang August ist der Abschnitt zwischen Rottendorf (Lkr. Würzburg) und Neustadt/Aisch voll gesperrt, danach folgt das Stück bis Nürnberg.

    Gleisarbeiten in zwei Bauabschnitten bis 12.September

    Rund 144 Kilometer Gleise, 40 Weichen und rund 230.000 Schwellen werden bis Mitte September ausgetauscht. Die Deutsche Bahn kalkuliert mit Kosten von rund 200 Millionen Euro. Eine logistische und bauliche Herausforderung, das zeigt ein Ortstermin bei Hellmitzheim im Landkreis Kitzingen.

    Es rattert und klappert, es dröhnt und staubt: "Heinrich der Starke" schiebt den Schotter zur Seite und legt im Abstand von 60 Zentimetern im Sekundentakt neue Spannbetonschwellen ins Gleisbett, 3000 Stück täglich. Sanft geschieht das, obwohl jede Schwelle 250 Kilo schwer ist.

    "Heinrich der Starke", eine Spezialmaschine für den Gleisbau, setzt die neuen Schienen auf die frisch verlegten Betonschwellen und legt die alten Schienen zur Seite. 
    "Heinrich der Starke", eine Spezialmaschine für den Gleisbau, setzt die neuen Schienen auf die frisch verlegten Betonschwellen und legt die alten Schienen zur Seite.  Foto: Thomas Obermeier

    Allein "Heinrich" selbst, der gewaltige Gleisumbauzug, ist rund 140 Meter lang. Dazu kommt der Zugvorbau, laut Bahnprojektleiter Markus Neubert weitere 500 Meter. Von hier aus werden die neuen Schwellen auf einem Gummiförderband zur Einsatzstelle transportiert und die alten eingesammelt. Faszinierend, wie "Heinrich" auf ein altes Gleis fährt und ein neues hinterlässt.

    Parallel zum Schwellentausch hebt er die verbrauchten Stahlschienen an, lagert sie an der Seite und legt mit Hilfe eines Portalkrans die neuen Schienen auf die frischen Schwellen. So geht das zehn Stunden am Tag, die Maschine schafft 180 bis 200 Meter pro Stunde. Pro Arbeitstag plant die Bahn mit einem Fortschritt von 1,8 Kilometern.

    "Bisher sind wir voll im Zeitplan", sagt ein zufriedener Projektleiter, "das trockene Wetter hat uns in die Karten gespielt." Zwar wird auch bei Regen gearbeitet. Aber die vorausgehende Schotterbett-Reinigung – ebenfalls mit einer Spezialmaschine – sei effektiver, wenn es trocken ist. Teilweise wird der Schotter komplett ausgetauscht, laut Bahn werden 200.000 Tonnen bewegt.

    Die neue Schiene schon aufgegabelt zum Verlegen, sammelt die Maschine zunächst die alten Schwellen ein. 
    Die neue Schiene schon aufgegabelt zum Verlegen, sammelt die Maschine zunächst die alten Schwellen ein.  Foto: Thomas Obermeier

    Aus der Richtung Neustadt/Aisch steuert der Gleistrupp Markt Einersheim im Landkreis Kitzingen an, dieser Tage wird dann noch ein ähnlicher Umbauzug von Rottendorf aus eingesetzt. "Wir arbeiten von beiden Seiten auf die Mitte zu", erklärt Projektleiter Neubert.

    Gleisarbeiter – Frauen sind hier die absolute Ausnahme – müssen körperlich einiges wegstecken. Noch ist es nicht Hochsommer, doch am sonnigen Tag steht die Hitze schon im Gleisbett, man schwitzt schon beim Zuschauen. "Unsere Leute sind einiges gewöhnt", sagt Neubert.

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    14 Mann gehören zum Kern des Gleisumbauzuges, dazu jeweils zehn Leute als Vorhut und Nachhut. Sie lösen Befestigungen an den Schienen, vermessen deren Lage, ziehen Schrauben an. Verschweißt werden die 120 Meter langen Schienenstücke erst am Ende, wenn das Gleisbett wieder komplett mit Schotter "gestopft" ist. Auf der ganzen Strecke, so Neubert, seien mehrere Hundert Arbeiter im Einsatz.

    Alle 25 bis 30 Jahre müssten Gleisanlagen erneuert werden, erklärt Fachmann Neubert – je stärker befahren, desto früher. Über 100.000 Lasttonnen gehen jährlich über die Strecke Würzburg-Nürnberg, das ist viel. Schienen, so der Projektleiter, müssten alle 12 bis 15 Jahre ausgetauscht werden. Sie werden in zwölf Meter lange, gut 700 Kilogramm schwere Stücke geschnitten und mit Lastwagen zur Stahlverwertung gefahren. Die alten Betonschwellen könnten zumindest teilweise wiederverwendet werden, sagt Neubert. Sind sie verbraucht, werden sie entsorgt.

    Ist die Maschine durch, werden die Schienen von Arbeitern auf ihre Lage kontrolliert und befestigt. Das Bild zeigt Arbeiten auf dem Streckenabschnitt bei Hellmitzheim (Lkr. Kitzingen).
    Ist die Maschine durch, werden die Schienen von Arbeitern auf ihre Lage kontrolliert und befestigt. Das Bild zeigt Arbeiten auf dem Streckenabschnitt bei Hellmitzheim (Lkr. Kitzingen). Foto: Thomas Obermeier

    Von den beiden Vollsperrungen betroffen sind der Bahn zufolge rund 1,5 Millionen Reisende, Pendlerinnen und Pendler. Projektleiter Neubert hat zwar Verständnis über manche Verärgerung bei Fahrgästen. Aber letztlich kämen ihnen die Gleisarbeiten zugute, weil damit ein zuverlässiger Bahnverkehr für die nächste Zukunft gesichert werde.

    Bahnsprecherin: Ersatzverkehr mit Bussen klappt weitgehend reibungslos

    Den Ersatzverkehr mit Bussen kostet die Bahn einiges. Die Omnibusverkehr Franken GmbH (OVF) hat dafür eigens 70 neue Fahrzeuge angeschafft – zu erkennen an ihrer Farbe "verkehrspurpur". Die lila Busse sind hochwertig ausgestattet samt digitaler Steuerung, klimatisiert und haben große Gepäckablagen.

    Mit diesen Bussen werden die Züge auf den gesperrten Abschnitten ersetzt. Wer von Würzburg nach Nürnberg will, kann bis 6. August erst wieder ab Neustadt/Aisch mit dem Zug weiterfahren. Nach Auskunft einer Bahnsprecherin klappt der Ersatzverkehr bisher gut, auch wenn sich manches noch einspielen müsse. Kapazitätsprobleme gebe es nicht. 

    Die Bahn hat eine eigene Internetseite mit allen Infos eingerichtet: www.bahn.de/ersatzverkehr

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