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Würzburg/Zeil: Bald 10 Euro Pfand pro Kasten Bier? Was Brauereien aus Unterfranken von dem Vorschlag halten

Würzburg/Zeil

Bald 10 Euro Pfand pro Kasten Bier? Was Brauereien aus Unterfranken von dem Vorschlag halten

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    Die Kästen der Brauerei Göller sind voll mit Bierflaschen, doch der Schwund an Leergut ist groß, sagt Max Göller. Ein Problem, dass die gesamte Branche betrifft. 
    Die Kästen der Brauerei Göller sind voll mit Bierflaschen, doch der Schwund an Leergut ist groß, sagt Max Göller. Ein Problem, dass die gesamte Branche betrifft.  Foto: René Ruprecht

    Am Pfand für Bierflaschen hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert: acht Cent werden in der Regel für eine Flasche fällig. Dabei ist der Anschaffungspreis für die Brauereien durch Inflation und Energiekrise stark gestiegen. Für Konsumenten fehlt der Anreiz, das Leergut in Geschäfte, Getränkemärkte oder direkt in die Brauereien zurückzubringen. Die Folge: Statt die Glasflaschen wiederzuverwenden, müssen sie ersetzt werden. Gerade kleine Brauereien leiden unter den Kosten.

    Sebastian Priller von der Augsburger Brauerei Riegele forderte jüngst eine Anhebung von 8 Cent auf 25 Cent pro Bierflasche sowie von 1,50 Euro auf 5 Euro pro Kasten. Ginge es nach ihm, dann würden demnächst zehn Euro Pfand für einen Kasten Bier anfallen. Was halten die Inhaber unterfränkischer Brauereien von seinem Vorschlag? 

    Nicht abgegebene Bierflaschen und Kästen sind ein "finanzielles Defizit, das nicht zu schließen ist"

    Seit Jahren werde in der Branche über das Pfandsystem diskutiert, sagt Max Göller von der Brauerei Göller. Die Brauerei in Zeil (Lkr. Haßberge) hat allein in diesem Jahr 9.000 neue Getränkekisten kaufen müssen. „Eine Kiste kostet über fünf Euro, das Pfand beträgt 1,50 Euro“, so der Juniorchef.

    Das Gleiche bei der Glasflasche: „Für die Flasche fällt ein Pfand von acht Cent an, sie kostet im Einkauf aber rund 24 Cent. Auch da haben wir 7.000 Kästen mit jeweils 20 Flaschen neu bestückt.“ Mit jeder fehlenden Flasche und jedem fehlendem Kasten komme es zu einem „finanziellen Defizit, das nicht zu schließen ist“. Dies bestätigen auch andere unterfränkische Brauereien.

    "Eine Kiste kostet über fünf Euro, das Pfand beträgt 1,50 Euro."

    Max Göller, Junior-Chef der Brauerei Göller

    "Wir müssen ständig Flaschen nachkaufen", sagt Steffen Volk. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Martinsbräu in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Besonders hoch sei der Schwund bei den 0,33-Liter-Flaschen, die auch im Sixpack erhältlich sind. Für das Familienunternehmen bedeutet das zusätzliche Kosten, die eigentlich auf den Kastenpreis umgelegt werden müssten. "Das klappt aber nicht", so Volk.  Deshalb brauche es laut ihm eine Lösung und die kann "nicht sein, dass wir nichts mehr verkaufen, das wäre die schlechteste Lösung."

    Zu schaffen macht der Branche immer noch die Energiekrise, durch die die Preise für Glasflaschen stark gestiegen sind. "Die Glashütten haben teilweise ihre Wannen stillgelegt und wenn produziert wird, sind die Preise teurer", sagt Karl-Heinz Pritzl, Chef der Ochsenfurter Kauzen-Bräu. Für ihn ist deshalb klar: Es braucht eine Umstellung des Pfandsystems. In seinen Augen reicht aber bereits ein Pfand in Höhe von 15 Cent pro Flasche und zwei bis drei Euro pro Kasten aus.

    Je nachdem, um welche Bierflasche es sich handelt, fällt das Pfand unterschiedlich aus. Für Bügelflaschen beträgt das Pfand 15 Cent, regional gibt es jedoch Unterschiede. Bei klassischen Bierflaschen sind es acht Cent. Für viele Kunden kein Anreiz, das Leergut zurückzubringen.
    Je nachdem, um welche Bierflasche es sich handelt, fällt das Pfand unterschiedlich aus. Für Bügelflaschen beträgt das Pfand 15 Cent, regional gibt es jedoch Unterschiede. Bei klassischen Bierflaschen sind es acht Cent. Für viele Kunden kein Anreiz, das Leergut zurückzubringen. Foto: René Ruprecht

    Bei aller Forderung nach mehr Kostendeckung, fürchten viele Brauereien gleichwohl Verluste, wenn das Pfand zu einem bestimmten Stichtag erhöht würde. Kunden könnten dann für Flaschen, für die sie nur acht Cent bezahlt haben, 25 Cent zurückverlangen. "Da drohen erhebliche Verluste", erklärt Karl-Heinz Pritzl. Aus diesem Grund steht die Würzburger Hofbräu einer Pfanderhöhung zu einem festen Stichtag, wie sie auch der Verband der privaten Brauereien Bayern vorschlägt, skeptisch gegenüber. "Hinzu kommt, dass man den Konsumenten in schwierigen finanziellen Zeiten zusätzlich mit Pfanderhöhungen belasten würde", schreibt Produktmanager Mathias Klingbeil.

    "Die Kästen kommen oft unsortiert zurück und dann sind viele Fremdflaschen dabei. Der Aufwand ist riesig."

    Max Göller, Junior-Chef der Brauerei Göller

    Diese Sorge teilt auch Steffen Volk. "Natürlich dürfen wir den Kunden nicht verschrecken. Ich weiß nicht, was sie sagen, wenn sie zehn Euro Pfand für einen Kasten zahlen müssten." Immerhin gebe es Kunden, die gleich zwei oder drei Kästen kaufen, dann summiere sich der Pfandbetrag.

    Höheres Pfand auf Bierflaschen mit Bügelverschluss 

    Andreas Seufert von der Pax Bräu aus Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) erhält für seine Ein-Liter-Bügelverschlussflaschen bereits ein höheres Pfand von einem Euro. "Bis vorletztes Jahr war es kostendeckend", sagt er, nun werde je Flasche 1,30 Euro im Einkauf fällig. Das ist problematisch, denn lediglich zwei Drittel der Flaschen kämen zurück und das, obwohl "es sich bei uns rentieren würde". Seufert denkt deshalb bereits über eine eigenständige Anpassung seines Pfandsatzes nach.

    Doch warum verschwindet überhaupt so viel Leergut? Seufert schätzt, dass viele seiner Flaschen auf Partys mitgenommen und vergessen werden. Der Veranstalter gebe die Flaschen dann in großen Supermärkten ab und nicht immer landeten sie dann wieder bei kleinen Brauereien. 

    Fremdflaschen in Bierkästen sind ein Problem

    Markus Volpert, Verkaufsleiter von Volpert Getränkelogistik in Zell (Lkr. Würzburg), hat eine weitere Erklärung: "Der Normalpreis von einem Bierkasten wird immer weniger akzeptiert und bezahlt." Kundinnen und Kunden kauften im Angebot mehrere Kästen und lagerten diese im Keller. Ein höheres Pfand könnte das ändern, hätte aber Nachteile für den Handel. "Wenn die Bierkästen nun zehn Euro wert sind, macht es einen Unterschied für uns, was an Kapital gebunden ist. Wir hätten dann mehr Druck, die Flaschen zu sortieren." Letztlich werde die Leergutsortierung dann noch aufwendiger.

    "Natürlich dürfen wir den Kunden nicht verschrecken. Ich weiß nicht, was sie sagen, wenn sie zehn Euro Pfand für einen Kasten zahlen müssten."

    Steffen Volk, Mitglied der Geschäftsleitung der Martinsbräu in Marktheidenfeld

    Denn zu der Differenz zwischen Anschaffungs- und Pfandwert kommen weitere Schwierigkeiten bei der Mehrwegflasche: „Die Kästen kommen oft unsortiert zurück und dann sind viele Fremdflaschen dabei. Der Aufwand ist riesig“, sagt Max Göller. Trotzdem: Die Mehrwegflasche ist für den Junior-Chef der Brauerei Göller der richtige Weg. „Sie ist die nachhaltigste Verpackung, denn sie wird bis zu 50-mal wieder befüllt und erzeugt keinen Müll.“ Auch deshalb habe die Brauerei erst kürzlich eine Flaschenreinigungsmaschine investiert, um bei der Reinigung Energie zu sparen.

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