Als „Highlight“ bezeichnet das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) die Unterbringung in dem alten Wehrturm. Doch gerade das ist das Problem, warum in wenigen Monaten im Turm die Lichter ausgehen. Die räumlichen Verhältnisse sind eng. Qualitätskriterien können nicht mehr erfüllt werden. Neuen Auflagen wäre – wenn überhaupt – nur mit umfangreichen und teuren Umbaumaßnahmen zu begegnen.
Die Jugendherberge in Ochsenfurt wird nicht vom DJH selbst betrieben. Sie ist eine so genannte angeschlossene Herberge. Dadurch ist sie zwar – noch – im Herbergsnetz enthalten und wird im Verzeichnis geführt. Trägerin ist allerdings die Stadt Ochsenfurt.
Kleinste Herberge Bayerns
Die Herberge im Klingentorturm gehört nicht nur zu den ungewöhnlichsten, sie ist auch die kleinste in Bayern und verzeichnet im Jahr knapp 1000 Übernachtungen. Sie verfügt über einen Speiseraum und 24 Betten.
Sechs bis 14 Betten sind es pro Zimmer – zu viele, wie man beim DJH meint. Im baulichen Bereich gäbe es einiges zu tun, sagt Markus Achatz, der Pressesprecher des Landesverbands Bayern. Sanitäranlagen müssten verbessert werden und vor allem der Brandschutz. So fehlt ein zweiter Flucht- und Rettungsweg, der unabhängig vom Treppenhaus ist.
Mit den Problemen wurde Bürgermeister Rainer Friedrich schon im Sommer durch den DJH-Landesvorstand Michael Gößl in einem Gespräch konfrontiert. Am vergangenen Freitag erhielt er die schriftliche Bestätigung. Demnach entspreche die Qualität nicht mehr den Vorgaben. Die Jugendherberge Ochsenfurt verliere ihr Prädikat. Ohne Umbaumaßnahmen wird sie zum 31. Dezember 2010 aus dem Verzeichnis gestrichen.
Den Termin wollte der Pressesprecher in München weder bestätigen noch dementieren. Er betont aber, dass man die Schließung beim DJH nur schweren Herzens hinnehmen würde. Denn die reizvolle Stadt Ochsenfurt könnte auch längerfristig als Standort einer Herberge attraktiv sein. Nur müssten halt die Auflagen erfüllt werden.
Umbauten zu teuer
Da sieht Bürgermeister Friedrich aber beim Turm kaum eine Chance. Große Umbauten wären an dem denkmalgeschützten Bauwerk ohnehin schwierig. Und vor allem würden sie sehr viel Geld kosten. Mit dem Umbau ginge eine Nutzungsänderung einher, für die eine neue Genehmigung beantragt werden müsste. Und die ist wohl ohne zweiten Fluchtweg nicht zu bekommen.
Nach Einschätzung des Bürgermeister lässt sich der Torturm für die Nutzung als Jugendherberge nicht mehr zu ertüchtigen. Auf die Gäste, die dadurch nach Ochsenfurt kommen, will er aber nur ungern verzichten. Deshalb macht man sich in der Stadtverwaltung intensiv Gedanken über einen anderen Betreiber und ein anderes Gebäude für die Herberge.
Umzug ins Kolpinghaus?
Eine der Möglichkeiten, die bislang ins Spiel gebracht wurden, wäre die Nutzung des Kolpinghauses, sagt Friedrich. Für weitere Ideen und Interessenten wäre man in der Stadtverwaltung aber durchaus dankbar, so der Bürgermeister. Der Stadtrat befasst sich mit dem Thema in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 1. Dezember, um 19 Uhr.