An dem Verbot in Würzburg des Ballermann-Hits "Layla" scheiden sich derzeit die Geister. Nun zieht auch die Düsseldorfer Kirmes nach. Der umstrittene Partysong soll dort – wie derzeit auf dem Würzburger Kiliani-Volksfest – nicht gespielt werden. Eine entsprechende Entscheidung haben die Veranstalter getroffen.

Die beiden Künstler, DJ Robin und Schürze, können derweil die Aufregung um ihren Song nicht nachvollziehen. Sehen das Medienecho aber durchaus positiv: "Ich bin ganz ehrlich, das ist doch die beste PR für uns", sagt Schürze, der mit bürgerlichem Namen Michael Müller heißt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass Düsseldorf als weiteres Volksfest den Song nun auch verbietet, heißt der Sänger zwar nicht für gut, "aber die Leute, die uns versichern, dass sie zu 100 Prozent zu uns stehen, werden mehr und mehr". Medial, so der Sänger, könne es "gar nicht besser laufen für uns".
Der Songtext ist dem Sänger "einfach so" in den Kopf gekommen
Erschienen ist der Titel beim 2011 gegründeten Plattenlabel "Summerfield Record", das sich auf Partyschlager und Hits aus der Ballermann-Partyszene fokussiert. 95 Prozent des "Layla"-Textes sowie die Melodie komme aus der Feder Müllers, erklärt er. Die Lyrics seien ihm "einfach so" in den Kopf gekommen, als er sich eines Freitagabends nach der Arbeit auf das Wochenende freute. DJ Robin habe er sich ins Boot geholt, um eine bessere Reichweite zu erhalten.

Mittlerweile ist über das Lied deutschlandweit eine Sexismus-Debatte entbrannt, nachdem diese Redaktion Anfang der Woche darüber berichtete, dass die Stadt Würzburg den Song auf keinen städtischen Veranstaltungen mehr spielen lässt. So geht es in dem Hit, der derzeit auf Platz 1 der deutschen Musik-Charts liegt, um eine "Puffmutter" mit "geiler Figur und blondem Haar".

Wie gefährlich Sexismus in der Musik werden kann, verdeutlicht Stefan Lutz-Simon, Sprecher des Würzburger Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage. "Man muss sich bewusst sein, dass es Frauen gibt, die Gewalterfahrung mit Männern gemacht haben, die auf ihren Körper reduziert wurden und mit solchen Liedern verletzt werden", erklärt er. "Mit sexistischen Songs wird ihnen immer wieder reproduziert, welchen Schmerz sie erlebt haben." Er halte "Layla" für "eines von vielen" sexistischen Liedern.
Die Interpreten weisen jeden Vorwurf des Sexismus ab
Die Macher allerdings geben sich in der Hinsicht ahnungslos. Sexistisch sei der Song ihrer Meinung nach "auf keinen Fall". Sänger Schürze, der aus Bühlertann im Landkreis Schwäbisch Hall stammt, habe am Montagabend via Messanger-Dienst WhatsApp einen Screenshot des Main-Post-Artikels über das Verbot in Würzburg erhalten. "Ich war Tennis spielen und als ich nach Hause gekommen bin, hab ich die Nachricht gesehen", erzählt er im Telefongespräch. "Mein erster Gedanke war, dass das ein Scherz ist."

Als "komplett unverständlich" bezeichnet der 31-Jährige die Sexismus-Diskussion. In dem Song "wird niemand beleidigt, es wird keine Prostitution verherrlicht, so wie es viele sagen, es wird einzig und allein über eine 'Puffmama' gesungen", sagt er. Es gebe "zehn mal schlimmere" Lieder in der Ballermann- und Schlagerbranche. Müller zählt Roland Kaisers "Joana", oder "Skandal im Sperrbezirk" der Spider Murphy Gang auf. "Aber in Deutschland muss man, was Verbote angeht, doch mittlerweile mit allem rechnen", ärgert er sich.

Auch der Bundesjustizminister hat in der Debatte Stellung bezogen
Eine Erklärung, warum seiner Meinung nach der Song nicht sexistisch sei: "Ich war mein ganzes Leben lang noch nie in einem Puff, nicht mal zum Bier trinken." Er habe zudem "absichtlich einen Mann für das Musikvideo ausgesucht, um genau so eine Sexismus-Debatte zu verhindern". Im Musikvideo zu "Layla" erkennt man eine Gruppe von Menschen, die in einem Club tanzen. In der Mitte der Tanzfläche steht ein Podest mit Poledance-Stange. Dort tanzt ein Mann mit Perücke und Frauenklamotten erotisch.
Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann hat in der Debatte um den Ballermann-Song Stellung bezogen. Man müsse Schlagertexte nicht mögen, "man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden", schreibt der FDP-Politiker bei Twitter. Sie aber behördlich zu verbieten, finde er, "ist eins zu viel."

