Niemals in der Geschichte der 2. Basketball-Bundesliga gab es einen solchen Hype um ein Spiel wie um das der s.Oliver Baskets Würzburg gegen Bayern München. 12 200 Leute sind an diesem Sonntag in der Münchner Olympiahalle dabei, um die 2000 kommen wohl aus Würzburg angereist – rund 1000 von ihnen in einem Sonderzug. Noch nie kamen so viele Fans zu einem Zweitliga-Spiel. Und die Bayern berichten, sie hätten 17 000 Tickets verkaufen können.
Die Aufregung und die Spannung vor dem Gipfelspiel des Tabellenzweiten beim Tabellenersten geht über den Freistaat hinaus. Das Internet-Basketball-Magazin schoenen-dunk.de glaubt, „ganz Basketball-Deutschland“ werde zuschauen, wenn das Bayerische Fernsehen ab 14.30 Uhr das Match live überträgt – das haben die Öffentlich-Rechtlichen noch nicht einmal beim Erstliga-Derby der Bamberger gegen Bayreuth getan. Die Liga schreibt auf ihrem Internetportal diejungeliga.de: „Rekordspiel: Die Partie stellt alles in den Schatten“. Zahlreiche Prominenz soll sich zu diesem sportlichen Höhepunkt angekündigt haben, darunter der bayerische Ministerpräsident.
In Würzburg sind die Fanartikel ausverkauft, der Fanclub „Würzburg Youngstars“ bereitet seit Wochen eine Choreografie für die Olympiahalle vor. Und schon Wochen vor Beginn des Kartenvorverkaufs war Kai Hügelschäffer, der Inhaber des „Baller's Planet“ in der Karmelitenstraße, mit den Nerven am Ende, weil in seinem Laden die Nachfrage nach den Tickets überhaupt nicht mehr aufhörte. Binnen 50 Minuten waren dann alle verkauft.
Im Auge des Sturms steht Klaus Heuberger, gemeinsam mit Jochen Bähr Geschäftsführer der s.Oliver Baskets, und sagt, er sehe die Euphorie um das Spektakel mit großer Freude, aber gelassen. „Für uns“, sagt er, „ist das ein erster Höhepunkt, klar, dafür arbeiten wir.“ Sie wollten, dass es „diese Emotionen, diese Spannung, dieses Herzklopfen, dieses Gemeinschaftsgefühl wieder gibt“.
Heuberger und Bähr waren als Fans dabei, als vor sechs Jahren die große Zeit des Würzburger Basketballs scheinbar vorüber war. Nach sieben Jahren, manche glorreich, manche grottig, waren die X-Rays aus der Bundesliga abgestiegen. Im letzten Spiel der Saison, als alles längst entschieden war, feuerten die Fans die Mannschaft an, als ginge es um die Meisterschaft. Das letzte Spiel vor dem Abstieg endete mit einem stürmisch gefeierten Sieg über Braunschweig.
„In der Liebe und beim Basketball setzt der Verstand aus“, kommentierte die Main-Post anschließend und beschrieb die Gemütslage der basketballfiebrigen Fans: „Der Rausch ist vorüber, die Sucht bleibt.“
„Zum Rausch wollten wir wieder hin.“
Klaus Heuberger Baskets-Geschäftsführer
Eine karge Zeit folgte, bis Heuberger und Bähr vor vier Jahren vor der Mercedes-Niederlassung in der Randersackerer Straße standen, traurig an einer Pizza kauten und einander Geschichten aus großen Zeiten vorseufzten. Dann beschlossen sie – tatkräftige Männer, Bähr ist Chef der Firma Büroforum, Heuberger kaufmännischer Leiter des Mainfranken Theaters – der Dürre ein Ende zu machen. Sie gründeten die Baskets Würzburg. Heuberger sagt: „Zum Rausch wollten wir wieder hin.“
Im Herbst 2007 startet der Klub in der Regionalliga; zweimal steigt er auf. Jetzt steht Würzburg vor der Rückkehr in die Bundesliga (BBL).
Wenn am Sonntag 2000 Würzburger versuchen, 10 000 Münchner zu übertönen, sich die Stimmer heiser schreien und die Hände rot und brennend klatschen, wenn sie die Trommeln schlagen und das Adrenalin spritzt, dann haben Geschäftsführer den größten Stress hinter sich. Die Bestellung des Fan-Sonderzuges – des ersten nach gut elf Jahren, als 1200 Würzburger ihre X-Rays zum Pokalspiel nach Frankfurt begleiteten – war Heuberger zufolge „sehr anstrengend“. Unter anderem, weil die Bahn keine Ersatzwaggons mehr vorhalte, die man mal für einen Sonderzug zusammenstellen könnte.
Schiefgegangen ist der Kartenvorverkauf in Würzburg. Bähr und Heuberger wussten nicht, wann Schluss ist für die Abnahme der Gästetickets von den Bayern, Grund war ein clubinterner Kommunikationsfehler. Wenige Stunden vor Ablauf des Ultimatums bekamen sie zufällig Bescheid, mussten kurzfristig entscheiden, unterschätzten den Ansturm, kauften 1000 Stück; was sie nicht an Sponsoren und Mitarbeiter ausgaben, war binnen nicht mal einer Stunde ausverkauft. Heuberger sagt: „Wir haben nicht annähernd gedacht, dass das so wahnsinnig wird. Da lernt man draus.“
Die große Show mit den Bayern soll ja nur der erste Höhepunkt sein.
Am Sonntag um 14.30 Uhr überträgt das Bayerischen Fernsehen das Spiel live aus der Olympiahalle. Diese Zeitung ist mit drei Reportern vor Ort. Unter anderem berichten wir mit einem Liveticker aus dem Zug und aus der Halle.
• Lokalsport Seite 17