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Würzburg: Bauernhöfe, Einkommen, Subventionen: So viel verdienen Landwirtinnen und Landwirte in Unterfranken

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Bauernhöfe, Einkommen, Subventionen: So viel verdienen Landwirtinnen und Landwirte in Unterfranken

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    Mit Dieselfahrzeugen auf dem Acker: Ohne Subventionen wäre Landwirtschaft nach dem derzeitigen Modell in Deutschland nicht möglich.
    Mit Dieselfahrzeugen auf dem Acker: Ohne Subventionen wäre Landwirtschaft nach dem derzeitigen Modell in Deutschland nicht möglich. Foto: Matthias Bein, dpa

    Unter den Landwirtinnen und Landwirten ist die Stimmung an einem Tiefpunkt angelangt. Mit den aktuellen Protestzügen demonstrieren sie auch in Unterfranken nicht nur gegen die geplanten Agrarkürzungen. Die Bäuerinnen und Bauern zeigen damit auch die generellen Zukunftsängste innerhalb der Branche. Ein Blick auf amtliche Zahlen der vergangenen Jahre offenbart, wie es finanziell derzeit um viele Betriebe in der Region bestellt ist. Ein Überblick in Fragen und Antworten. 

    Wie viel verdienen Landwirtinnen und Landwirte im Durchschnitt?

    Das durchschnittliche Einkommen eines Haupterwerbsbetriebs mit Ackerbau in Franken bei einer Größe von 100 bis 150 Hektar lag im verhältnismäßig starken Geschäftsjahr 2022/2023 bei 56.861,56 Euro.

    Von diesem Einkommen müssten noch Produktionsfaktoren, Löhne für Familienangehörige, Umlaufvermögen, Kredite und Pachtausfälle selbst bewirtschafteter Eigentumsflächen abgezogen werden, sagt Agrarexperte Heiko Lukas von der Regierung für Unterfranken.

    Pro Betrieb setzt die Regierung eine Arbeitszeit von insgesamt 2300 Stunden im Jahr an, also etwas insgesamt 45 Arbeitsstunden pro Woche. Umgerechnet auf eine volle und eine halbe Arbeitskraft im Betrieb, entspricht das laut Agrarexperte Lukas etwa einem Stundenlohn von 16,48 Euro.

    Verdient jeder Landwirt ähnlich viel?

    Der Gewinn hängt laut dem Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft (BZL) stark von der Betriebsform ab: Er variiert zwischen Ackerbau-, Milchvieh- oder Gemischt-Betrieben, Haupt- oder Nebenerwerb und ökologischer oder konventioneller Bewirtschaftung erheblich.

    Neben der Betriebsgröße wirken sich außerdem Schwankungen bei den Marktpreisen und Erzeugungsmengen auf den Gewinn aus. Dazu hängt das Einkommen davon ab, ob der Landwirt oder die Landwirtin selbstständig einen Betrieb leitet oder als angestellte Arbeitskraft auf einem Hof arbeitet.

    Den aktuellen Zahlen des agrarpolitischen Berichts des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge hatten selbstständige Landwirtinnen und Landwirte im Wirtschaftsjahr 2020/2021 einen durchschnittlichen Lohn von 37.702 Euro. Angestellte in der Landwirtschaft erhielten im gleichen Jahr einen jährlichen Bruttolohn von 18.509 Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Bruttolohn über alle Berufs- und Tarifgruppen in Deutschland betrug 2021 laut Statistischem Bundesamt 38.198 Euro. 

    Wie hoch ist der Anteil der Zuschüsse am Einkommen eines Landwirts?

    Subventionen machen einen bedeutenden Anteil der Erträge eines landwirtschaftlichen Betriebs aus. Demnach lag der Anteil der Subventionen am Ertrag für einen durchschnittlichen Hof in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2021/2022 laut Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft bei rund 49 Prozent. Bei Nebenerwerbsbetrieben machen Subventionen einen noch höheren Anteil am Gewinn aus. Diese bestreiten mit rund 97 Prozent den größten Teil ihres landwirtschaftlichen Einkommens über die Zuschüsse.

    Wie werden die staatlichen Subventionen verteilt?

    Alle landwirtschaftlichen Subventionen stammen aus den beiden EU-Agrarfonds, auch erste und zweite Säule der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik, kurz GAP genannt. Die Direktzahlungen aus den Fonds sind laut dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium an Auflagen gebunden. Dazu zählen EU-Verordnungen des Natur-, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes sowie Maßnahmen zur Erhaltung der Flächen in gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand.

    An 101.208 der insgesamt 103.006 Betriebe in Bayern flossen laut Ministerium im EU-Haushaltsjahr 2021 rund 0,917 Milliarden Euro an Zuschüssen.

    Etwa 70 Prozent der Fördermittel sind laut BZL sogenannte Flächenprämien. Grundsätzliche gilt: Je mehr Hektar ein Betrieb bewirtschaftet, desto mehr Subventionen bekommt er aus der ersten Fördersäule. Seit der Reform der europäischen Agrarpolitik 2023 sind die Gelder an umweltschonende Vorgaben wie ruhende, unbewirtschafftete Flächen und weniger Monokulturen geknüft. Ein Viertel der Direktzahlungen ist an die Erfüllung von Leistungen für Umwelt- und Klimaschutz oder die Biodiversität gebunden.

    Warum sind Landwirte auf die Subventionen angewiesen?

    Ohne die staatlichen Zuschüsse seien heimische Betriebe auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähig, sagt Agrarexperte Heiko Lukas von der Regierung für Unterfranken. Zu unterschiedlich seien die Wettbewerbsbedingungen. "Der Preis für ein landwirtschaftliches Produkt entsteht auf dem Weltmarkt." Subventionen seien notwendig, um die hohen deutschen Standards im Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz zu finanzieren. Andere Länder würden schlichtweg günstiger produzieren und könnten Waren so günstiger auf dem Weltmarkt anbieten, sagt Lukas.

    Erläutert Kosten und Löhne in der Landwirtschaft: Agrarexperte Heiko Lukas von der Regierung für Unterfranken.
    Erläutert Kosten und Löhne in der Landwirtschaft: Agrarexperte Heiko Lukas von der Regierung für Unterfranken. Foto: Daniel Peter

    Die meisten Beihilfen würden nicht ohne Gegenleistung, die wiederum Kosten verursacht, an die Landwirtinnen und Landwirte ausbezahlt. Als Beispiel nennt Lukas die Flächenprämien für Ackerflächen: Sie können beantragt werden, wenn nachweislich bestimmte betriebliche Auflagen wie Stilllegungsverpflichtungen erfüllt worden sind.

    Steigende Gewinne bei vielen Betrieben im Jahr 2023: Wie passen hohe Erträge und hohe Subventionen zusammen?

    Laut dem Deutschen Bauernverband haben sich die durchschnittlichen Unternehmensergebnisse von deutschen Haupterwerbsbetrieben im vergangenen Wirtschaftsjahr um 45 Prozent auf 115.400 Euro verbessert. Die Höfe würden diese Gewinne jedoch benötigen, um die Kosten aus den schlechten Jahren wieder aufzufangen, sagt Heiko Lukas. Auch die Entwicklung der Preise, die Landwirte für Vorprodukte zur Lebensmittelerzeugung erhalten, liegt dem Agrarexperten zufolge deutlich unter der Inflationsrate: "Das für Bauern insgesamt verfügbare Geld wird also von Jahr für Jahr weniger."

    Laut dem Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft (BZL) ist unklar, welcher Anteil der Zuschüsse bei den Landwirtinnen und Landwirten unterm Strich verbleibt. Branchenexperten sind sich einig, dass ein Großteil der staatlichen Zahlungen in die Flächenpacht fließt, also quasi an die Bodenbesitzer durchgereicht wird.

    Welche Kritik gibt es bei der Verteilung von Subventionen?

    Umweltschutz- und ökologische Landwirtschaftsverbände drängen seit Jahren auf eine tiefgreifende Agrarreform. So fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) unter anderem, die Agrarsubventionen stärker an gesellschaftliche oder ökologische Leistungen der Landwirtschaft zu knüpfen, anstatt die öffentlichen Gelder mit der Gießkanne an die größten Betriebe zu verteilen. Kritisiert wird laut BZL auch, dass nicht nur Landwirte hohe Zahlungen erhalten, sondern auch Besitzer großer Agrarflächen, die selbst nicht landwirtschaftlich tätig sind.

    Wie genau wird Diesel für Landwirte subventioniert?

    Der Unterfränkische Bauernverband spricht bei den Zuschüssen für Diesel nicht von Subventionen, sondern von sogenannten Rückvergütungen. Landwirte müssen für ihren jährlichen Mindestverbrauch an Agrardiesel im Folgejahr beim Zoll einen Antrag auf die Rückvergütung stellen. Um sie zu erhalten, muss ein Landwirt laut dem Energiesteuergesetz rund 233 Liter pro Jahr verbrauchen.

    Die Vergütung gilt ausschließlich für den Dieselverbrauch bei landwirtschaftlichen Arbeiten, nicht für die private Nutzung von Fahrzeugen. Laut dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium fördert der Bund den Agrardiesel jährlich mit 453 Millionen Euro. Begründet wird die Teil-Rückerstattung der Energiesteuer durch den Gesetzgeber damit, dass Landwirte hauptsächlich auf Äckern und nur selten auf Straßen fahren. Die Energiesteuer indes ist unter anderem dazu gedacht, Kosten des Straßenbaus und -erhalts abzudecken.

    Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Textes war im Teaser die Rede von Gewinn. Beim Gewinn handelt es sich im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne um die Differenz zwischen Erträgen und Kosten eines Geschäftsjahres. Bei der erwähnten Summe von 56.861 Euro handelt es sich um das Einkommen ohne Abzüge. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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