Ein Laster steht vor der Baustelle in der Domstraße 38. Schwere Steinplatten werden abgeladen und ins Gebäudeinnere transportiert. Wo die Commerzbank viele Jahre lang Geldgeschäfte abwickelte, will ab Herbst die Ladenkette Leiser Schuhmode an den Würzburger bringen. Doch nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Gefährdet diese neue Entwicklung den geplanten Einzug und die Neueröffnung im September. „Nein“, sagt Leiser-Geschäftsführer Steffen Liebich. „Die Insolvenz-Ankündigung hat eine gewisse Hysterie ausgelöst. Aber wir bauen in Würzburg weiter. Das ist für uns eine der wichtigsten Neueröffnungen des Jahres.“
Liebich ist Geschäftsführer der Leiser Handelsgesellschaft mbH und der Schuhhof GmbH. Er relativiert im Gespräch mit dieser Redaktion den Schritt zum Insolvenzantrag. „Wir haben die seltene Planinsolvenz beantragt. Wir verwalten uns nach wie vor selbst und lenken die Geschicke des Unternehmens.“ Für ihn ist die Planinsolvenz die Möglichkeit, das Unternehmen effektiv zu sanieren und wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.
Er nennt ein Beispiel: „Wenn sich eine Einkaufslage anders entwickelt, als wir das geplant haben, stecken wir meist in relativ langen Mietverträgen fest. Im Rahmen einer Planinsolvenz gibt es da andere Möglichkeiten. Wir können solche Verträge leichter kündigen oder neu verhandeln. Das spart Geld.“ Die Planinsolvenz ist ein Spezialfall des Insolvenzverfahrens. Ziel ist der Erhalt des Unternehmens. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa muss Leiser bis 23. Juni einen Insolvenzplan vorlegen.
„Würzburg ist eine der wichtigsten Neueröffnungen des Jahres 2012.“
Steffen Liebich Leiser-Chef
In Würzburg gibt es derzeit einen kleinen Leiser-Shop in der Herzogenstraße als Zwischenlösung, seitdem die Schuhkette 2011 nach vielen Jahren der Präsenz in der Eichhornstraße den Neubauplänen der Bernd Freier Besitzgesellschaft weichen musste. Leiser will wie in früheren Zeiten wieder einen Vorzeigeladen in einer 1a-Lage, betont Liebich. Seit Anfang Januar, als die Commerzbank auszog, laufen die Bauarbeiten. 1150 Quadratmeter Verkaufsfläche auf zwei Etagen sind geplant, alles wird neu. Das hochherrschaftliche Treppenhaus in den Verkaufsräumen bleibt als Stilmittel erhalten.
„Ja, wir sind stolz darauf, diese Lage in Würzburg zu bekommen. Schließlich haben wir lange danach gesucht“, sagt der Leiser-Chef. Und das zeigt sich auch an den bunten Schildern in der Domstraße an der Baustelle: „Wir bauen für Sie neu in Würzburg“, ist da zu lesen. Liebich sieht in Würzburg den Markt für ein großes Schuhhaus, denn der Einzelhandel sei homogen ohne die großen Einkaufscenter. Und den Termin auf den Bauplakaten nimmt er ernst: „Wir eröffnen im September.“
Das Barockhaus in der Domstraße hat eine lange Geschichte. Es wurde zweimal Ziel der Bomben im Zweiten Weltkrieg: 19. Februar und 16. März 1945. 1959 ging es los mit dem Neubau an der sensiblen City-Lage. Im Juli 1960 eröffnete das Modehaus Arendt. Die Textil-Ära endete 1986. Nach einem größeren Umbau zogen die Bankberater der Commerzbank 1987 in das Gebäude. Hauseigentümer Hans-Jürgen Emmerling formuliert die Hausgeschichte so: „Alle 25 Jahre bekommt das Gebäude eine neue Verwendung.“