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Würzburg: Hat Würzburg zurecht Angst vor steigenden Mieten? So entwickelt sich der Wohnungsmarkt in Städten mit Mietspiegel

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Hat Würzburg zurecht Angst vor steigenden Mieten? So entwickelt sich der Wohnungsmarkt in Städten mit Mietspiegel

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    Der Wohnungsmarkt in Würzburg ist angespannt. Experten wie der Mieterverein fordern schon lange auch für Würzburg einen Mietspiegel, um Mieten besser vergleichen zu können.
    Der Wohnungsmarkt in Würzburg ist angespannt. Experten wie der Mieterverein fordern schon lange auch für Würzburg einen Mietspiegel, um Mieten besser vergleichen zu können. Foto: Daniel Peter

    In Bamberg ist möglich, wovon Mieterinnen und Mieter in Würzburg nur träumen können: "Online Mietspiegelrechner Bamberg 2022" steht in großen Buchstaben auf einer Website der Stadt Bamberg. Darunter ein paar Felder zum Ausfüllen: Adresse, Baujahr, Objektgröße. Dann noch ein paar Fragen zu Lage und Ausstattung. Nach zwei Minuten ist alles ausgefüllt und die ortsübliche Vergleichsmiete erscheint.

    Im oberfränkischen Bamberg gilt wie in Würzburg und 160 weiteren Städten in Bayerns die Mietpreisbremse. Sie soll steigende Mieten durch eine Preisgrenze, die sogenannte ortsübliche Vergleichsmiete, dämpfen. Aber was in Bamberg seit 2014 zur Normalität gehört, ist in Würzburg unvorstellbar: Mit ein paar Klicks können Vermietende und Mietende feststellen, was eine angemessene Miete für ihre Wohnung ist.

    Denn anders als in Würzburg gibt es in Bamberg - aber auch in Fürth und Regensburg - einen Mietspiegel. Mieterhöhungen und Neuvermietungen laufen dort nicht wie in Würzburg über durch den Vermieter frei wählbare und durch den Mieter schwer überprüfbare Vergleichsmieten, sondern nur noch über den Mietspiegel.

    Das sagen die Mietervereine: "Ein gutes Instrument, um gegen wilde Vermieter vorzugehen"

    "Wir sind froh, dass wir ihn haben", sagt Thomas Kliemann vom Mieterverein Bamberg über den Mietspiegel. Wie in Würzburg sei der Markt in Bamberg angespannt. Deshalb habe die Stadt 2014 auf sein Drängen hin alle - Vereinigung der Haus- und Grundbesitzervereine, Stadtbau, Wohnungsamt und Mieterverein - an einen Tisch geholt und einen qualifizierten Mietspiegel in Auftrag gegeben. "Seitdem gibt es in der Stadt ein gutes Instrument, um gegen wilde Vermieter vorzugehen", sagt Kliemann.

    In Bamberg ist der Mieterverein froh, dass es einen Mietspiegel gibt.
    In Bamberg ist der Mieterverein froh, dass es einen Mietspiegel gibt. Foto: Lukas Reinhardt

    Martin Müller vom Mieterverein Fürth sagt, das mit den Vergleichswohnungen habe einfach ein "Geschmäckle". Vermieter mehrerer Wohnungen könnten dann ihre eigenen Wohnungen als Vergleich nehmen. "Das ist umständlich und streitfördernd. Ich bin froh, dass wir das hier nicht mehr haben", so Müller. Ein Problem könne aber auch der Fürther Mietspiegel nicht lösen: Aus Angst, keine Wohnung zu finden, bestehe bei Neuvermietungen kaum einer auf die Einhaltung des Mietspiegels.

    Das sagen die Haus- und Grundbesitzervereine: "Mit Vergleichsmieten konnte man viel höhere Mieten verlangen"

    Martina Bauern-Schmidt ist Geschäftsführerin von Haus und Grund in Bamberg, der Vereinigung der Haus- und Grundbesitzervereine. Ob die Preise durch den Mietspiegel gestiegen seien? "Eher umgekehrt, würde ich sagen. Mit Vergleichsmieten konnte man viel höhere Mieten verlangen", sagt die Vermieter-Vertreterin und lacht. Trotzdem sei sie zufrieden: Die Stadt habe ein rechtlich sicheres Mittel für Mieter und Vermieter geschaffen, auf das sich alle einigen können. Seitdem erspare der Mietspiegel beiden Parteien viele Prozesse und viel Ärger.

    "Unsere Hoffnungen auf höhere Mieten haben sich nicht bewahrheitet", sagt Peter Zymelka, Vorstand von Haus und Grund in Fürth. Trotzdem: "Wir sind zufrieden. Vermieter können ihre Miete angemessen erhöhen, aber die Ausreißer nach oben werden abgefangen." Von einer Stadt wie Würzburg findet er es verantwortungslos, keinen Mietspiegel zu erstellen und die Vermieter und Mieter so alleine zu lassen.

    Das sagen die Behörden: Die Stadt hat einen Überblick über die tatsächlichen Mietverhältnisse

    Thomas Goller von der Stadt Bamberg ist federführend zuständig für den Bamberger Mietspiegel. Bedenken vor steigenden Mieten, wie sie die Stadt Würzburg äußert, nennt Goller "Nebengeräusche". Viel wichtiger sei, dass Bamberg einen Überblick über die tatsächlichen Mietverhältnisse in der Stadt habe und nicht auf Wohnungsportalen wie Immoscout schauen müsse. Das habe sich die Stadt rund 50.000 Euro kosten lassen. Aber das lohne sich: Der Mietspiegel komme auch Menschen zugute, die nicht genug Geld für die eigene Miete hätten: "Wir können die Sätze, die das Amt zahlt, an die aktuellen Mieten anpassen. Dadurch können mehr als die Hälfte der Mieten in Bamberg vom Amt gezahlt werden."

    "Mei, das kostet halt etwas", sagt Michaela Vogelreuther von der Stadt Fürth. Die Stadt habe ein schlüssiges Wohnkonzept und dazu gehöre nun mal auch ein qualifizierter Mietspiegel. Sie sei da leidenschaftslos: Mieter könnten mit dem Mietspiegel ihre Mieten überprüfen, Vermieter ihre Miete rechtfertigen. Punkt. Sorgen vor steigenden Mieten? Klar, Vermieter würden den Mietspiegel für Mieterhöhungen nutzen, "aber ohne Mietspiegel gibt es fast keine Obergrenze mehr", so Vogelreuter.

    Beispiel Ingolstadt: Geht es auch ohne Mietspiegel?

    In Ingolstadt gibt es keinen Mietspiegel. Auf dem Wohnungsmarkt herrsche dort laut Mieterverein "ein gewisser Wildwuchs".
    In Ingolstadt gibt es keinen Mietspiegel. Auf dem Wohnungsmarkt herrsche dort laut Mieterverein "ein gewisser Wildwuchs". Foto: Armin Weigel, dpa

    Übrigens: In Ingolstadt gibt es wie in Würzburg keinen Mietspiegel. Gerhard Wagner, Vorstandsvorsitzender des Mietervereins Ingolstadt und Umgebung sagt, in der 140.000-Einwohnerstadt habe man große Probleme: Wohnraum in der Stadt sei aufgrund der Nähe zu München und der Autoindustrie begehrt, bei den Mieten herrsche deshalb "ein gewisser Wildwuchs": Wo vor einigen Jahren noch sechs Euro pro Quadratmeter gezahlt wurden, "werden heute zwölf Euro fällig", erzählt Wagner. Die Stadt wehre sich seit langem "mit teils abstrusen Argumenten" gegen einen Mietspiegel. Die Angst vor steigenden Mieten sei eines davon.

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