Geduldig sitzen elf Kinder am Tisch des Horts in Gaukönigshofen, unter ihnen Schul- und Kindergartenkinder. Erzieherin Karin Neser erklärt den Kindern das Vorgehen. Sie sollen einzelne Schritte des Essensablaufs erklären und das mit einem sogenannten Bookii-Stift aufnehmen, der Sprache und Geräusche aufzeichnen und wieder abspielen kann. Gwendolin Hammer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg bezeichnet diese Aktion als "einzigartig und außergewöhnlich".
Das Projekt ist Teil der Bayerischen Tage der Kitaverpflegung, die unter dem Motto "Kita-Tischlein, deck dich! - Gemeinsam gut essen" stattfinden. Das Thema "Tisch- und Esskultur" rückt dabei in den Mittelpunkt. Jede Kita in Bayern hat die Möglichkeit, an der Aktionswoche teilzunehmen und mit den Kindern ein Projekt dazu zu veranstalten. Die Projektarbeiten können bis zum 2. Juni bei der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung in unterschiedlichen Präsentationsformen eingereicht werden. Eine unabhängige Jury wertet dann die Beiträge aus und bis zu zehn Gewinner werden mit einem Preisgeld von 250 Euro zur Verbesserung ihrer Kita-Verpflegung unterstützt.
Da das Haus für Kinder Gaukönigshofen außerdem an der Kampagne "Startchance - kita.digital" teilnimmt, bei der es um digitale Medienerziehung geht, soll das Projekt die Themenbereiche Kitaverpflegung und Digitalisierung verknüpfen. Dabei wird das Haus von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Unterfranken begleitet.
Wie die Kinder das Essen vorbereiten
Nachdem Neser den Kindern die Funktion des Stifts erklärt hat, kann es losgehen. Laut, deutlich und in eigenen Worten sollen die Kinder aufnehmen, was der Reihe nach zu tun ist. Ein Schulkind des Kinderhorts darf den ersten Schritt erklären, der auf einer Liste steht: "Auf dem Speiseplan kann ich nachlesen, was es für Essen gibt". Karin Neser ergänzt: "Die Kinder lernen Selbstständigkeit". Als Nächstes steht das Tischdecken auf dem Zettel. "Jetzt weiß ich, welches Geschirr wir brauchen", sagt ein Schulkind. Hier würden die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und auch Alltagskompetenzen würden gefördert, erklärt Neser. Den nächsten Schritt im Essensablauf bildet das Beten. Hierfür wird immer ein Gebetswürfel geworfen, erzählt ein Kind. Das Gebet sei laut Neser ein Ritual, das den Kindern helfe, still und dankbar zu werden.

Wie das gemeinsame Essen abläuft
Nach dem gemeinsamen Gebet kann das Essen richtig losgehen. "Unser Essen wird in Schüsseln auf den Tisch gestellt. Wenn die Schüssel leer ist, holen wir Nachschub in der Küche", fährt ein Kind fort. So gebe es weniger Essensreste, da die Kinder sich selbst schöpfen und selbst einschätzen würden, wie viel sie essen wollen. Beim Essen säßen alle in Tischgruppen. So könnten Gespräche wie in der Familie entstehen, sagt Neser. "Dann bekommt man gut mit, wie es zu Hause so läuft und ob es Probleme gibt", meint auch Gwendolin Hammer. Wichtig sei außerdem, dass die Kinder selbst entscheiden dürfen, was sie essen wollen. "Die Kinder werden nicht zum Essen gezwungen, aber immer wieder ermutigt, alles zu probieren", sagt Neser.
Besonders für die Kinder sei der Aushang einer Wunschliste. "Wir schreiben unsere Essenswünsche auf die Wunschliste", erzählt ein Schulkind. So würden die Kinder Karin Neser zufolge lernen, dass ihre Meinung zählt. "Sogar den Wunsch nach Raclette konnten wir erfüllen", erzählt die Leiterin des Hauses Elke Wolz-Nagl lachend. Neben der Wunschliste gebe es eine weitere Möglichkeit für die Kinder, Rückmeldung zu geben. Sogenannte Abstimmungsboxen, in die jedes Kind ein Blättchen hineinstecken kann, ermöglichen ein angemessenes Feedback. Hierbei gebe es drei Boxen mit Smileys darauf für eine gute, mittlere und schlechte Bewertung.

Nach dem Essen wischen und trocknen die Kinder den Tisch ab. "Auch hier werden Alltagskompetenzen geübt", sagt Neser. Zum Nachbereiten des Essens gehöre außerdem eine angemessene Mülltrennung. Für Bioabfälle gibt es einen Kompost. "Die Kinder lernen beim Mülltrennen Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber den Nahrungsmitteln", ergänzt Neser.
Die Frischküche des Hauses schont die Umwelt
Der Schutz der Umwelt und Nachhaltigkeit sei dem Haus für Kinder Gaukönigshofen besonders wichtig. "Unsere Produkte sind zu 95 Prozent aus ökologischem Anbau", sagt Wolz-Nagl. "Unsere Lieferanten sind alle regional". Die Küche der Kita, in der die Mahlzeiten frisch zubereitet werden, bekomme saisonale Lebensmittel von Biohöfen aus der Region.
Nach dem Besprechen der Bookii-Stifte hinterlegen die Kinder Klebepunkte an verschiedenen Stellen, zum Beispiel auf dem Essensplan oder dem Geschirr. Wenn der Stift auf die aufgeklebten Punkte gehalten wird, werden die aufgenommenen Infos abgespielt. Am sogenannten "Fröhlingsfest" des Hauses am 14. Mai können Besucherinnen und Besucher das selbst ausprobieren. Anschließend will das Haus für Kinder Gaukönigshofen sein Projekt in Form eines Films bei der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung einreichen.