Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Begabter Hobby-Fotograf um die Jahrhundertwende: Würzburger Foto-Schätze aus der Hand von Wilhelm Conrad Röntgen

Würzburg

Begabter Hobby-Fotograf um die Jahrhundertwende: Würzburger Foto-Schätze aus der Hand von Wilhelm Conrad Röntgen

    • |
    • |
    Das Zollhaus und der Eingang zum 1894 errichteten Wasser-Hochbehälter am Galgenberg, fotografiert im März 1900. Das Bild aus dem Bestand des Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep stammt von Wilhelm Conrad Röntgen. Zur Orientierung: Links vom Zollhaus geht es in die heutige Straße Am Galgenberg, gegenüber beginnt die Richard-Wagner-Straße. Die Kutsche steht auf der Rottendorfer Straße.
    Das Zollhaus und der Eingang zum 1894 errichteten Wasser-Hochbehälter am Galgenberg, fotografiert im März 1900. Das Bild aus dem Bestand des Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep stammt von Wilhelm Conrad Röntgen. Zur Orientierung: Links vom Zollhaus geht es in die heutige Straße Am Galgenberg, gegenüber beginnt die Richard-Wagner-Straße. Die Kutsche steht auf der Rottendorfer Straße. Foto: Wilhelm Conrad Röntgen

    Fünf Jahre zuvor hatte er in Würzburg die nach ihm benannten Strahlen entdeckt, die ihn weltberühmt machten und ihm 1901 den ersten Nobelpreis für Physik einbringen würden. Jetzt, im März 1900, unternahm Wilhelm Conrad Röntgen eine seiner letzten Kutschfahrten durch Würzburg. Mit ihm fuhren seine Frau Anna und eine Bekannte.

    Röntgen nahm in jenem Monat von Würzburg Abschied; er hatte einen Ruf an die Universität München angenommen, wo er ab 1. April lehren würde. Bevor er umzog, wollte er die Stadt, in der er seit 1888 forschte und in der er sich wohlgefühlt hatte, auf Fotos bannen. Der begabte Hobbyfotograf hatte seine Kamera dabei – damals etwas ganz besonderes, das sich nur Menschen wie der durch Erbschaft zum Millionär gewordene Röntgen leisten konnten.

    Die damals "Wasser-Reservoir" genannte Anlage lag 70 Meter über dem Main

    Am Zollhaus Galgenberg bat der 54-jährige Professor den Kutscher anzuhalten. Er hatte an der Kreuzung der heutigen Straßen Am Galgenberg, Rottendorfer Straße und Richard-Wagner-Straße eine Szenerie entdeckt, die ein gutes Bild abgeben musste: ein einsamer Baum, links das Zollhaus und rechts der Eingang des sechs Jahre zuvor errichteten Trinkwasser-Hochbehälters. Die damals "Wasser-Reservoir" genannte Anlage lag 70 Meter über dem Main und versorgte die hochgelegenen Gebiete der rechtsmainischen Stadt.

    Frühes Selfie: Dieses Selbstporträt nahm der begeisterte Fotograf Wilhelm Conrad Röntgen mit Magnesiumblitz und Selbstauslöser im Juni 1891 im Hörsaal des Physikalischen Instituts am heutigen Röntgenring auf. Vier Jahre später entdeckte er in dem Institut die nach ihm benannten Strahlen. Das Foto gehört zur Sammlung des Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep.
    Frühes Selfie: Dieses Selbstporträt nahm der begeisterte Fotograf Wilhelm Conrad Röntgen mit Magnesiumblitz und Selbstauslöser im Juni 1891 im Hörsaal des Physikalischen Instituts am heutigen Röntgenring auf. Vier Jahre später entdeckte er in dem Institut die nach ihm benannten Strahlen. Das Foto gehört zur Sammlung des Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep. Foto: Wilhelm Conrad Röntgen

    Die ersten Nutzer waren das Schullehrerseminar am Wittelsbacherplatz (heute Philosophische Fakultät der Universität), die Landwirtschaftsschule in der Von-Luxburg-Straße (heute Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) und die neue Villenreihe zwischen Eisenbahn und Letztem Hieb in der Rottendorfer Straße. Der Hochbehälter fasste damals 4000 Kubikmeter. 1964 kam zusätzliches Speichervolumen von 21.000 Kubikmetern hinzu.

    Die Bepflanzung des Hochbehälters soll teilweise wiederhergestellt werden

    Seit über einem Jahr ist das Reservoir, das vor 123 Jahren Röntgens Aufmerksamkeit erregte, Baustelle: Der Bewuchs darüber und rund herum wurde entfernt und eine neue Abdichtung aufgebracht; sie soll sicherstellen, das kein Oberflächenwasser die Behälterdecke durchdringt. An einer Seite ist eine Fernwärmeleitung verlegt worden. Die Bepflanzung, die Passanten seit Beginn der Arbeiten schmerzlich vermissen, soll teilweise wiederhergestellt werden, verspricht die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV), eine Tochtergesellschaft der WVV.

    Blick auf die Kirche Stift Haug von der Stadtbefestigung am heutigen Haugerring aus, fotografiert in den 1870er Jahren. Das hohe schlanke Bauwerk links ist der Wasserturm im "altenglischen" Stil, der neben dem 1856 errichteten Wasserwerk in der heutigen Bahnhofstraße stand. Das Bild befindet sich in der Sammlung von Alexander Kraus.
    Blick auf die Kirche Stift Haug von der Stadtbefestigung am heutigen Haugerring aus, fotografiert in den 1870er Jahren. Das hohe schlanke Bauwerk links ist der Wasserturm im "altenglischen" Stil, der neben dem 1856 errichteten Wasserwerk in der heutigen Bahnhofstraße stand. Das Bild befindet sich in der Sammlung von Alexander Kraus. Foto: Franz Albert

    Wilhelm Conrad Röntgen verkörperte den Fortschrittsglauben jener Zeit

    Wilhelm Conrad Röntgen verkörperte den Fortschrittsglauben jener Zeit, auch wenn er noch mit einer Kutsche unterwegs war, in der, während er fotografierte, seine Frau Anna mit einer Bekannten sitzenblieb. Seine Entdeckung hatte der Medizin in der ganzen Welt völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Auch in Würzburg ging es voran. Seit April 1899 produzierte das Elektrizitätswerk in der Wallgasse elektrischen Strom und wenige Wochen nach jenem März 1900 sollten die ersten elektrischen Wagen die 1892 eröffnete Pferdebahn ablösen.

    Die Würzburger Wasserversorgung befand sich auf einem hohem Niveau

    Die Würzburger Wasserversorgung befand sich auf einem hohem Niveau. 1856 war das städtische Wasserwerk in der Bahnhofstraße in Betrieb gegangen, das Wasser aus den Bahnhofsquellen in ein neues, 14,5 Kilometer langes Röhrennetz pumpte. Neben dem Maschinenhaus entstand ein über 23 Meter hoher Wasserturm, der laut dem Historiker Werner Dettelbacher als altenglischer Burgturm im "Windsorstil" mit einem Speichervermögen von 17 Kubikmetern gestaltet wurde.

    Plan des Galgenbergs aus dem Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Links sind der Hochbehälter ("Wasser-Res.") und der Letzte Hieb eingezeichnet. Die Gegend, heute Mönchberg genannt, wird hier "Münchberg" genannt – möglicherweise ein Fehler des Zeichners des Plans. Oberhalb des Wasser-Behälters befand sich damals eine Radrennbahn, rechts davon ist die Stelle, an der einst auf der "Richtplatzhöhe" der Galgen stand, der der Gegend den Namen gab. Weiter rechts davon sind ein "Segel-Flugplatz" und ein "Motor-Flugplatz" eingezeichnet, die jedoch nie so bedeutsam wurden, wie sich die Würzburger dies wünschten. Erst die Nazis errichteten hier einen großen Fliegerhorst, den die Amerikaner als Leighton Barracks übernahmen.
    Plan des Galgenbergs aus dem Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Links sind der Hochbehälter ("Wasser-Res.") und der Letzte Hieb eingezeichnet. Die Gegend, heute Mönchberg genannt, wird hier "Münchberg" genannt – möglicherweise ein Fehler des Zeichners des Plans. Oberhalb des Wasser-Behälters befand sich damals eine Radrennbahn, rechts davon ist die Stelle, an der einst auf der "Richtplatzhöhe" der Galgen stand, der der Gegend den Namen gab. Weiter rechts davon sind ein "Segel-Flugplatz" und ein "Motor-Flugplatz" eingezeichnet, die jedoch nie so bedeutsam wurden, wie sich die Würzburger dies wünschten. Erst die Nazis errichteten hier einen großen Fliegerhorst, den die Amerikaner als Leighton Barracks übernahmen. Foto: Stadtarchiv Würzburg

    Weitere Pumpwerke und Hochbehälter kamen zur Würzburger Wasserversorgung hinzu

    Das war natürlich für die rasch wachsende Stadt keineswegs ausreichend, so dass weitere Pumpwerke und Hochbehälter hinzukamen, dazu in der Nähe von Quellen neue Wasserwerke wie 1894 – gleichzeitig mit dem Bau des Hochbehälters, den Röntgen fotografierte – in der Mergentheimer Straße und ab 1898 in Zell. Außerdem wurde das Leitungsnetz ausgedehnt.

    Röntgens Fotos haben die Jahrzehnte überdauert. Das Deutsche Röntgen-Museum in Remscheid-Lennep, dem Geburtsort des Forschers, hat mehrere Hundert Aufnahmen im Internet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darunter befinden sich viele Bilder aus seiner Würzburger Zeit, so zum Beispiel Stadtansichten, aber auch Fotos aus seinen Urlauben und aus seinem Labor, einschließlich der berühmten Röntgen-Aufnahmen der Hand seiner Frau Anna, auf der man die Fingerknochen und ihren Ring sieht.

    Mehr Fotos gibt es unter https://rheinland.museum-digital.de/collection/134?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden