Das opulente Feuerwerk für alle Sinne gibt es ganz zum Schluss. Als erste Zugabe nämlich das volkstümliche Lied „Funiculi, Funicula“, bei dem sich Orchester und Chor noch einmal richtig ins Zeug legen, die Solisten brillieren, das Publikum den Rhythmus klatscht und in seliges Strahlen gerät. „O sole mio“ beendet die große Giuseppe Verdi Nacht, bei der sich Tenor Cristian Lanza, Bariton Giulio Boschetti und die Sopranistinnen Silvia Rampazzo und Malgorzata Wrzesieñ gegenseitig die Schau stehlen.
Ansprechende Kulisse
Zu Beginn fühlt es sich eher spröde an im bestenfalls halb besetzten Congress Centrum. Vor ansprechender Kulisse – als Hintergrundbild die Veroneser Arena, davor eine sorgfältig platzierte Säule und eine blumenumkränzte Balustrade – füllt das Orchester der Warschauer Sinfoniker die linke Hälfte der Bühne.
Ihm entlockt Dirigent Silvano Frontalini solide Tonfolgen mit musikalischen Farbtupfern. Für optische sorgen die vereinzelt zwischen die Orchestermitglieder gestreuten bunten Roben der Musikerinnen, die das Einheitsschwarz ihrer Kollegen angenehm aufmischen. Bunt und belebend sind auch Kostüme und Spiel des Chores, der bei jedem Auftritt frisch und farbenfroh für Stimmung sorgt.
Wie vorhersehbar, bestimmen Ohrwürmer das Programm. „Va pensiero“, der berühmte Gefangenenchor aus „Nabucco“, überzeugt durch eindringlichen Vortrag wie „Si celebri al fine“ aus der „Sizilianischen Vesper“ durch Komik.
Da hat sich ein Regisseur oder Arrangeur einiges einfallen lassen. Dadurch wird die Aneinanderreihung von Highlights aus Verdis Opernschaffen abwechslungsreich und unterhaltsam.
Das Solisten-Quartett muss sich scheinbar erst an fränkische Zurückhaltung gewöhnen. Bariton Giulio Boschetti, der sich im Verlauf des Abends zur „Rampensau“ entwickelt, steigert sich nach wenig überzeugendem Beginn, überzeugt endgültig in der Rigoletto-Arie „Cortigiani“, in der er stimmlich und schauspielerisch zwischen Wut und Flehen schwankend die Sorge um die Tochter ergreifend darstellt.
Keine Mühe mit lauten Tönen
Auch Cristian Lanza, der in Rom aufgewachsene Enkel der Tenor-Legende Mario Lanza, der diesen Abend präsentierte, muss sich erst warm singen. Die leisen Töne scheinen nicht so ganz sein Metier, eher die lautstarken, die er mühelos in den Saal schmettert.
„La donna e mobile“ serviert er recht zackig, kann sich allerdings auch wohltuend zurücknehmen wie im Duett „O terra addio“ („Aida“) mit Silvia Rampazzo. Ihr gepflegter und souverän geführter Sopran, nahe am Mezzo, besticht durch Wärme und Wandlungsfähigkeit, das „Ave Maria“ aus „Otello“ ist beseelt, innig und voller Spannung. Frisch ergänzt Koloratur-Sopranistin Malgorzata Wrzesieñ das Quartett.