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Würzburg: Bekommen Privatversicherte schneller als Kassenpatienten einen Termin beim Facharzt, Frau Dr. Spohn?

Würzburg

Bekommen Privatversicherte schneller als Kassenpatienten einen Termin beim Facharzt, Frau Dr. Spohn?

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    Eine Praxis funktioniere im Prinzip wie ein Mini-Unternehmen, sagt die Würzburger Gynäkologin Dr. Birgit Spohn, unterfränkische KVB-Beauftragte für Fachärzte.
    Eine Praxis funktioniere im Prinzip wie ein Mini-Unternehmen, sagt die Würzburger Gynäkologin Dr. Birgit Spohn, unterfränkische KVB-Beauftragte für Fachärzte. Foto: Marion Munke/KVB

    Die Situation kennen viele Patientinnen und Patienten: Das Knie zwickt, der Rat eines Orthopäden tut Not – aber einen Termin bekommt man frühestens in drei Monaten. Warum ist das so? Und stimmt es tatsächlich, dass gesetzlich Versicherte länger auf Termine warten müssen als Privatversicherte?

    "Grundsätzlich gilt: Ich möchte alle meine Patienten gleich gut behandeln, das ist ein ärztliches Ethos", sagt Dr. Birgit Spohn, unterfränkische Vorstandsbeauftragte für Fachärzte in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Im Gespräch erklärt die Gynäkologin mit Praxis in Würzburg, wie Fachärzte ihre Termine vergeben, worüber sie sich ärgern und wann eine Überweisung vom Hausarzt wichtig ist.

    Frage: Frau Dr. Spohn, wie vergeben Fachärzte Ihre Termine?

    Dr. Birgit Spohn: Fachärzte sind Freiberufler. Jede Praxis funktioniert im Prinzip wie ein Mini-Unternehmen. Deshalb sind auch die Terminvergabe und Praxisführung frei gestaltbar, die KVB kann da keine Auflagen machen. Für Ärzte, die in der gesetzlichen Krankenversicherung tätig sind, gibt es demnach nur eine Vorgabe: Sie müssen pro Woche mindestens 25 Stunden Sprechstunde anbieten, davon fünf Stunden offene Sprechstunde. Was man darüber hinaus an Privat-Sprechstunden anbietet, ist freigestellt.

    Wie viel Zeit wird pro Patiententermin eingeplant?

    Spohn: Das ist sehr unterschiedlich und hängt natürlich von der Art des Termins ab. Eine technische Untersuchung beim Lungenfacharzt oder Kardiologen braucht sicher mehr Zeit als ein kurzes Beratungsgespräch. Jeder Arzt kann das individuell einplanen. Deshalb kann man die 25 Stunden Sprechstundenzeit nicht runterrechnen und sagen, das entspricht so und so vielen Terminen. Was aber für viele Kollegen ein großes Ärgernis ist, sind nicht abgesagte Termine. Das hat stark zugenommen, gerade Online-Buchungen scheinen für Patienten etwas Unverbindliches zu haben.

    Ist eine Online-Buchung schneller als eine telefonische Terminvereinbarung?

    Spohn: Dazu liegen bei der KVB keine Daten vor. In der Regel ist es so, dass man als Facharzt einen Teil seiner Termine online stellt, entweder direkt oder über die Terminservicestelle. Wie kurzfristig diese Termine verfügbar sind, hängt aber schlicht an der Nachfrage, am Patientenaufkommen.

    "Das hat stark zugenommen, gerade Online-Buchungen scheinen für Patienten etwas Unverbindliches zu haben."

    Dr. Birgit Spohn über das Ärgernis nicht abgesagter Termine

    Wie funktionieren die Terminservicestellen der KVB?

    Spohn: Gesetzlich versicherte Patienten können telefonisch über die 116 117 oder online ihr Anliegen mitteilen und bekommen über die Servicestelle einen zeitnahen Termin vermittelt. Die Wartezeit zwischen dem ersten Anruf und dem Termin beträgt maximal fünf Wochen. Allerdings werden keine Wunschtermine vermittelt. Und für Facharzttermine benötigt man eine Überweisung, außer bei Augen- und Frauenärzten.

    Warum bekommen Patienten beim Hausarzt schneller einen Termin als beim Facharzt?

    Spohn: Dazu ist mir keine Statistik bekannt und ich weiß auch gar nicht, ob das so ist oder eher gefühlt so ist. Nach meiner Einschätzung kommen zum Hausarzt viele Patienten mit Akutanliegen, mit Infekten oder Bauchschmerzen oder weil sie eine Krankmeldung brauchen. All das muss man akut abklären und darauf stellen sich die Kollegen in ihrer Terminplanung sicher ein, indem sie vermutlich Freiräume dafür lassen. Für geplante Untersuchungen wie einen Check-Up gibt es in der Regel auch beim Hausarzt Wartezeiten.

    Und bekommen Privatpatienten früher einen Termin beim Facharzt als Kassenpatienten, wie es oft heißt?

    Spohn: Wenn wir über Wartezeiten auf Facharzt-Termine reden, ist manches aus meiner Sicht eine Frage der Perspektive – im Vergleich zu anderen Ländern wie England etwa, ist die durchschnittliche Wartezeit in Deutschland nicht lang. Grundsätzlich gilt: Ich möchte alle meine Patienten gleich gut behandeln, das ist ein ärztliches Ethos und das kann ich, glaube ich, auch für meine Kollegen sagen.

    Aber warum wird dann bei der Terminvergabe ein Unterschied zwischen Privat- und Kassenpatienten gemacht?

    Spohn: Es gibt Zwänge und Vorgaben, an die wir uns halten müssen. Im gesetzlichen Bereich sind die Leistungen für Fachärzte zum Beispiel budgetiert und deshalb haben wir keine uneingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten.

    Es gibt weitaus mehr Kassenpatienten als Privatversicherte – somit sei die Nachfrage nach Terminen für gesetzlich Versicherte schlicht "deutlich höher", sagt die KVB-Beauftragte Dr. Birgit Spohn.
    Es gibt weitaus mehr Kassenpatienten als Privatversicherte – somit sei die Nachfrage nach Terminen für gesetzlich Versicherte schlicht "deutlich höher", sagt die KVB-Beauftragte Dr. Birgit Spohn. Foto: Monika Skolimowska, dpa

    Was heißt das?

    Spohn: Es gibt für alle Fachärzte, die kassenärztlich arbeiten, einen gewissen Geldtopf und dieser verbraucht sich durch die Anzahl der Behandlungen, die man erbringt. Wenn ein Facharzt also viel behandelt, verbraucht sich das Geld schnell und er bekommt am Ende des Monats für eine Behandlung schlicht kein Geld mehr. Bei Privatpatienten gibt es diesen Deckel nicht. Hinzu kommt, dass viele fachärztlichen Vergütungen Quartalspauschalen sind. Man erhält für Patienten also nur einmal im Vierteljahr Geld, egal wie oft sie in die Praxis kommen. Ein anderer Punkt ist: Es gibt weitaus mehr gesetzlich als privat Versicherte – somit ist die Nachfrage nach Terminen, die ein Facharzt für Kassenpatienten freihält, deutlich höher.

    Braucht man für einen Facharzttermin eine Überweisung vom Hausarzt?

    Spohn: Nein. Es gilt die freie Arztwahl und man kann auch ohne Überweisung Fachärzte aufsuchen. Ausnahmen sind technische Fachgebiete, wie etwa in der Labor- oder Nuklearmedizin oder in der Pathologie – das geht nur mit Überweisung.

    Aber bekommt man mit Überweisung des Hausarztes schneller einen Facharzttermin?

    Spohn: Das kommt darauf an, was man hat. Es ist sicherlich in vielen Dingen sinnvoll für den Patienten, wenn er zuerst den Hausarzt aufsucht und dieser die erste Einschätzung vornimmt. Wenn der Hausarzt sagt, es ist ein dringendes Problem, bekommt er mit der dringenden Hausarztüberweisung sofort einen Facharzttermin für den Patienten. In solchen Fällen kann ein Facharzt außerhalb seines Budgets behandeln und kurzfristig Termine vergeben.

    Warum gibt es neben Kassen- und Privatpatienten bei vielen Ärzten die Kategorie Selbstzahler?

    Spohn: Das ist mir bisher nicht aufgefallen, auch von der KVB gibt es dazu keine Vorgaben. Aber wenn ein Arzt diese Möglichkeit seinen Patienten anbieten möchte, kann er das sicher machen.

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